Neuer Zwist um Fürths Neue Mitte: MIB keilt zurück

18.8.2014, 06:00 Uhr
Neuer Zwist um Fürths Neue Mitte: MIB keilt zurück

© Foto: Thomas Scherer

Laule, sonst eher für seine zurückhaltende Art bekannt, macht aus seinem Unmut über die Behördenvertreter kein Hehl. Wie er im Gespräch mit den FN sagte, habe sein Unternehmen enormen logistischen und finanziellen Aufwand betrieben, um die Denkmaleigenschaft der besagten vier Sandsteinhäuser aus dem 19. Jahrhundert zu bewahren; „ein siebenstelliger Betrag“ sei investiert worden, um die historische Gebäudestruktur zu erhalten – so, wie es erwünscht und geplant war. Dass dies nun doch nicht honoriert werde, so Laule, mache ihn und seine Kollegen „ziemlich fassungslos“.

Wie berichtet, hatte das Landesamt im Juli befunden: Die Anwesen Rudolf-Breitscheid-Straße 4, 6, 8 und 10, allesamt auf der Wölfel-Seite des Neue-Mitte-Areals gelegen, seien im Lauf der Bauarbeiten zu stark verändert worden, um den Verbleib in der Denkmalliste rechtfertigen zu können. Die Eingriffe hätten zu einem Verlust der „bauzeitlichen Binnengliederung und der historischen Ausstattung“ geführt, hieß es.

Während Fürths Baureferent Joachim Krauße damals auf FN-Anfrage sogar Verständnis für den Schritt signalisiert hatte, keilen die in unterschiedlicher Funktion an der Neuen Mitte beteiligten Architekten nun in gleich drei offenen Briefen zurück.

Wolfgang Janowiak aus Schwabach, der MIB beratend zur Seite steht, hält die Entwicklung für „fragwürdig“ und versichert, die beabsichtigten Eingriffe seien im Rahmen des von ihm selbst betreuten Architektenwettbewerbs sowie im anschließenden Baugenehmigungsverfahren besprochen worden. An entsprechenden Sitzungen hätten auch Vertreter des Landesamts für Denkmalpflege sowie Fürths Stadtheimatpfleger teilgenommen – und es sei an keiner Stelle erklärt worden, dass die Denkmaleigenschaft in Gefahr geraten könnte.

Kein Verständnis

„Allen Beteiligten war klar, dass nicht unerhebliche Eingriffe notwendig waren“, schreibt Janowiak. Er stellt sich die Frage, warum die Denkmalschützer nicht schon damals die Reißleine gezogen haben, noch bevor MIB „sehr umfangreiche Maßnahmen“ ergriffen hat, um die Häuser zu schonen – was in Janowiaks Augen auch gelungen ist: Ihre „straßenraumprägende Bausubstanz“ sei erhalten worden, gleichzeitig erfülle man durch den Umbau und die teilweise Entkernung „die funktionalen Erfordernisse eines leistungsfähigen Einzelhandelsschwerpunkts“.

Kein Verständnis für die Entscheidung der Behörde lässt auch das Leipziger Büro Weis & Volkmann erkennen, das im Architektenwettbewerb den Zuschlag für das Projekt bekommen hatte. Architekt Gunnar Volkmann berichtet von „mehreren gemeinsamen Terminen“ mit dem Landesamt im Jahr 2013, bei denen man Kompromisse gefunden habe.

Allerdings, die FN berichteten darüber mehrfach, hatten sich die Denkmalpfleger Ende des Jahres entschieden gegen die Entfernung einer Stuckdecke im Haus Nummer 4 zugunsten eines behindertengerechten Cafés gestemmt. Dadurch, so die Kritik, verliere das Gebäude „seine historische Aussage und künstlerische Bedeutung“. MIB bekam ungeachtet dessen von der Stadt grünes Licht für die Beseitigung.

Ob dies nun den drastischen Schritt des Landesamts provozierte, allen von der Neuen Mitte tangierten Sandsteinhäusern die Denkmalwürdigkeit abzusprechen, bleibt unklar. Die Behörde war am Freitag wegen des in München geltenden Feiertags nicht zu erreichen. Mit einer Erwiderung auf die erst jüngst versandten offenen Briefe ist aber wohl ohnehin frühestens diese Woche zu rechnen.

Für MIB geht es in dem Konflikt längst nicht nur um wirtschaftliche Belange. Das Vorgehen des Landesamts kratzt nach der schmerzhaften Debatte um den – allerdings von Beginn an offen angekündigten – Abriss des Park-Hotel-Saals erneut am Image des Unternehmens, das im Ruf steht, sensibel mit historischer Bausubstanz umzugehen.

Das ist auch aus dem offenen Brief Nummer drei ersichtlich, der von dem fürs architektonische Gesamtkonzept zuständigen „Masterplaner“ James Craven stammt. Es sei „offen gesagt ziemlich absurd“, dem MIB-Team eine Geringschätzung historischer Gebäude und ihrer Bedeutung zu unterstellen, wie es Kritiker zuletzt taten, lässt Craven von seinem Londoner Architekturbüro aus verlauten.

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