Neues Buch über Fürther Widerstandskämpfer

3.11.2017, 16:00 Uhr
Neues Buch über Fürther Widerstandskämpfer

© Foto: Haus der Wannseekonferenz

"Gebt ihnen einen Namen" ist der im Fürther Städtebilderverlag erschienene Band überschrieben. Ein der Jerusalemer Erinnerungsstätte Yad Vashem verpflichteter Titel, dessen Anspruch Siegfried Imholz schon lange umtreibt. Es sind die bislang kaum beachteten Widerstandskämpfer aus der kommunistischen Arbeiterbewegung, denen er drei Jahre Recherchen gewidmet hat.

In den Unterlagen des Landesentschädigungsamtes, des Bayerischen Hauptstaatsarchivs und in Polizeiakten stieß er auf insgesamt 205 Fürther, die aus politischen Gründen verhaftet worden sind – unter ihnen 129 Kommunisten. Zehn Kommunisten wurden ermordet. Die Sammlung erhebt jedoch keinen Anspruch auf Vollständigkeit, zumal die Akten der Gestapo Nürnberg-Fürth verschollen sind.

Detailliert zeigt Imholz die individuellen Leidenswege der Verfolgten auf. Dass diese mutigen Menschen noch immer im Schatten etwa des Widerstandes der Wehrmachtsgruppe um Stauffenberg stehen, ärgert den Autor ebenso wie die Tatsache, dass noch 1983 ein Antrag des DKP-Stadtrats Werner Riedel, zwei Fürther Straßen nach den 1933 in Dachau ermordeten Fürther Juden und Kommunisten Rudolf Benario und Ernst Goldmann zu benennen von der CSU mit der Begründung abgelehnt wurde, man werde es nicht zulassen, Straßen Verbrechern zu widmen. Zumal in Fürth Straßen nach Nutznießern und Mitläufern der NS-Diktatur benannt wurden.

Anlässlich des Jahrestages der Ermordung von Rudolf Benario und Ernst Goldmann hatte Imholz bereits 2014 das Schicksal von 25 verfolgten Fürthern in einer Ausstellung beleuchtet. Weil er nicht wollte, dass das Erinnern an den Fürther Widerstand mit Benario und Goldmann abgehakt wird, forschte der Fürther weiter.

"Es hat mich selbst überrascht, wie mutig man den Nazis in Fürth die Stirn bot", sagt Imholz. Dazu zählt er jene sieben SPD-Stadträte, die sich geweigert haben, zurückzutreten. Auffällig viele Juden seien unter den kommunistischen Widerstandskämpfern gewesen. Imholz: "Sie haben gehofft, dass der Kommunismus den Antisemitismus überwindet." Geforscht hat der Fürther auch zur Selbstvergewisserung. Als ehemaliger DKP-Kreisvorsitzender kannte Imholz viele heute vergessene Antifaschisten noch persönlich und hat größten Respekt vor ihnen.

Seine Dokumentation enthält neben den Biografien der Ermordeten und Verhafteten auch die Vorgeschichte des Widerstandes. Ein besonderes Kapitel ist den Zeugen Jehovas gewidmet, die sich weigerten, sich den Nazis zu unterwerfen, ein anderes den jüdischen Soldaten aus Fürth, die in Armeen der Alliierten oder Widerstandsgruppen besetzter Länder gekämpft haben. Viele historische Aufnahmen, Porträts und Dokumente illustrieren die anrührende Lektüre eindrucksvoll.

 

Siegfried Imholz: Gebt ihnen einen Namen – Widerstand und politische Verfolgung in Fürth 1933-1945, Städtebilderverlag, Schwabacher Str. 17, Fürth, Tel. (0911) 77 31 92, 192 S., 29,80 Euro

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