Neues Kino in Sicht

25.3.2012, 10:00 Uhr
Neues Kino in Sicht

© Hans-Joachim Winckler

Definitiv aus dem Rennen ums Kino ist hingegen der künftige Einkaufsschwerpunkt an der Rudolf-Breitscheid-Straße, wie Oberbürgermeister Thomas Jung am Freitag auf Anfrage der Fürther Nachrichten sagte. Wie berichtet, hatte die Stadt damit geliebäugelt, das neue Lichtspielhaus in einer der oberen Etagen des Gebäudes unterzubringen, das anstelle des Park-Hotels entstehen soll.

Doch weil der Bauherr des Einkaufskomplexes, die Berliner Firma MIB, wegen des hohen Kostenrisikos dankend abgelehnt hat, müsste sich die Kommune selbst finanziell einbringen. Die Beträge, die zuletzt im Raum standen, wären allerdings für die Stadt nicht tragbar, so der OB. Zudem haben sich, aufgeschreckt durch die Berichterstattung in unserer Zeitung, die Betreiber des Babylon-Kinos bei ihm gemeldet, berichtet Jung — und sich eine wie auch immer geartete Subventionierung der öffentlichen Hand für einen Konkurrenten verbeten.

Das Scheitern des Standorts im Herzen der City werden viele mit Bedauern zur Kenntnis nehmen, hatte man ihn doch für den attraktivsten in Sachen Kino gehalten.

Nun rückt dafür die erst seit Anfang des Jahres gehandelte Alternative an der Gebhardtstraße in den Fokus. Dort, auf dem ehemaligen Güterbahnhof-Areal gegenüber dem verwaisten Marktkauf-Komplex und bis hin zur Einmündung der Luisenstraße, liegen knapp 8000 Quadratmeter brach; auf der einen Hälfte könnte das Kino entstehen, für die andere interessiert sich brennend ein namhaftes Fürther Unternehmen, das hier seinen neuen Firmensitz hochziehen möchte.

Strikte Bedingung

Das Gelände gehört derzeit noch der Bundeseisenbahn-Vermögensverwaltung, Käufer wäre die Kommune. Die Verhandlungen, sagt Jung, stehen kurz vor dem Abschluss, man habe sich auf einen „fairen Preis“ verständigt. Der Plan der Stadtspitze sieht vor, das halbe Grundstück an einen Kinobauherren und -betreiber weiterzuverkaufen — mit der strikten Auflage, dass binnen einer festen Frist auch tatsächlich ein Filmtheater entsteht. Andernfalls fällt das Areal wieder an die Stadt zurück.

Erster Ansprechpartner bleibt Alfred Ach, bis vor kurzem Betreiber des City-Kinocenters an der Rudolf-Breitscheid-Straße, das aber dem neuen Einkaufsschwerpunkt weichen muss. Bis Mai müsse Ach, der bereits seinen Hut in den Ring geworfen hat und dem ein topmodernes Haus mit sechs bis acht Sälen vorschwebt, jedoch Finanzierung und Konzept in trockenen Tüchern haben, mahnt Jung.

Falls nicht, werde Fürth das Vorhaben bundesweit ausschreiben. Dass es an Bewerbern mangeln könnte, fürchtet das Stadtoberhaupt angesichts günstiger Bedingungen nicht. Im Flachs formuliert Jung schon den Ausschreibungstext: „Aufstrebende Großstadt, leider fast kinofrei, bietet Bauplatz für attraktives Kino...“ Als wesentlichen Vorteil des Standorts preist man bei der Stadt die gute Anbindung an Bus, Bahn und U-Bahn, aber auch die 700 zur Verfügung stehenden Stellplätze im ehemaligen Marktkauf-Parkhaus auf der gegenüberliegenden Seite der Gebhardtstraße. In dessen Bau flossen laut OB einst öffentliche Gelder, deshalb müsse es 24 Stunden am Tag geöffnet bleiben — ideal sei das fürs Filmtheater gleich nebenan.

Dass man sich einem Kinoneubau nach anfänglichem Zaudern nun doch im Sauseschritt nähert, ist wohl auch dem wachsenden Druck der Öffentlichkeit geschuldet. Immer häufiger waren Klagen ins Rathaus gedrungen: Eine Großstadt ohne Kino für die breite Masse, das gehe doch überhaupt nicht. Und Jung räumt ein, dass er dazugelernt hat: Anfangs sei ihm nicht ganz bewusst gewesen, wie emotional behaftet dieses Thema ist. Nun weiß er es.
 

30 Kommentare