Neues Klangerlebnis

13.2.2014, 06:00 Uhr
Neues Klangerlebnis

© Burghardt

Stimmengewirr, Schall und Verkehrslärm — wer ein einwandfreies Gehör besitzt, kann diese Störgeräusche einfach ausblenden und sich auf sein Gegenüber, das Telefonat oder die Lautsprecherdurchsage konzentrieren. Anders ergeht es hörgeschädigten Menschen.

Zwar tragen die meisten ein Hörgerät oder sogenanntes Cochleaimplantat (CI), das die einzelnen Geräusche deutlich verstärkt und somit hörbar macht. Da das Gerät aber natürlich nicht weiß, welches Geräusch vom Träger favorisiert wird, verstärkt es einfach alle Geräusche.

Dann noch die gewünschte Stimme herauszuhören, das ist für hörgeschädigte Menschen häufig ein sehr großes Problem. Und ein Grund, warum sie zum Beispiel öffentliche Vorträge und Gottesdienste meiden, obwohl sie eigentlich gern zugehört hätten.

„Der große Vorteil an der Induktionsspule ist, dass beim Hörgeräteträger genau das ankommt, was der Redner ins Mikrofon spricht. Störgeräusche sind komplett ausgeschaltet. Man muss eben nur auf die Spule aufgeschaltet sein“, erklärt Andrea Grätz, Tuchenbacher Bürgerin und Schatzmeisterin des Bayerischen Cochlea-Implantat Verbands.

Dieses Aufschalten funktioniert ganz leicht. Voraussetzung dafür ist eine Telefonspule, die zur Grundausstattung eines jeden Hörgeräts zählt. Diese muss allerdings aktiviert sein — ein einfacher technischer Vorgang, den jeder Akustiker bei den regelmäßigen Wartungsterminen mit übernimmt. Betritt der Hörgerät- oder CI-Träger dann einen Raum, der mit einer Induktionsspule ausgestattet ist, kann er sich einfach auf die Anlage aufschalten. „Manche Geräte machen das sofort von alleine, bei anderen ist ein manueller Handgriff nötig“, erläutert Grätz.

Stilisiertes Ohr

In jedem Fall werden Hörgeräteträger auf eine vorhandene induktive Höranlage durch ein Schild hingewiesen, ein stilisiertes Ohr mit dem Buchstaben „T“. So nun auch seit Mitte Januar in der Tuchenbacher Friedenskirche in der Fasanenstraße.

Zwei Tage lang wurde der Draht von zwei Mitarbeitern des Forums Tuchenbach unter dem Kirchenboden verlegt, die Kosten haben sich die politische und die Kirchengemeinde geteilt. Je nach Größe und baulicher Beschaffenheit des Vortragsraums kostet eine solche Anlage inklusive Verstärker zwischen 1000 und 5000 Euro.

„Wir hoffen, dass in Zukunft immer mehr Gemeinden ihre Kirchen, Bürgerhallen und Schulen mit solchen induktiven Höranlagen ausrüsten“, lautet der Wunsch von Stephan Beck, Behindertenbeauftragter des Landkreises. „Für den Einbau können von staatlicher Seite auch Förderungen beantragt werden.“

Als eine der ersten Gemeinden im Fürther Landkreis kommt Tuchenbach seinen hörgeschädigten Bürgern nun mit einer solchen Anlage entgegen. Dass diese auch gut angenommen wird, hoffen jetzt natürlich alle Beteiligten.

Wer sich vom neuen Hörerlebnis in der Friedenskirche selbst überzeugen möchte, hat dazu schon bald die Gelegenheit. Am Sonntag, 16. Februar, findet dort der erste barrierefreie Gottesdienst statt.
 

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