Neues Spielmobil tourt durch den Landkreis

5.6.2017, 13:00 Uhr
Neues Spielmobil tourt durch den Landkreis

© Foto: T. Scherer

Frau Eißler, Ihnen wird nachgesagt, Sie hingen mit ganzem Herzen an dem alten Vehikel, was verbindet Sie mit dem Bus?

Grit Eißler: Na, er hatte Charakter: Er war laut, hat gestunken und hatte PS. Bei ihm musste man noch was tun, um vorwärtszukommen. Ich denke da nur an die langen Schaltwege der Gänge. Oder die Handbremse: Die musste man kräftig ein ganzes Stück hochziehen und dann in die richtige Position drehen, damit sie einrastete. Wer keine Einweisung hatte, hätte ihn wahrscheinlich gar nicht zum Laufen gebracht.

 

Wieso denn das?

Eißler: Angesprungen ist er nur, wenn man den Batteriehahn aufgedreht hat, das musste man wissen. Ich habe ihn immer gefahren, ausnahmslos, 22 Jahre lang, das ist doch ne Bank. Wer kann heute schon noch von sich sagen, dass er ein Auto über 20 Jahre fährt.

Immer? Waren Sie nie krank?

Eißler: Nein, eigentlich nicht, zwei Mal, erinnere ich mich, konnte ich tatsächlich nicht. Aber da habe ich ihn dann trotzdem zum Einsatzort gefahren und bin dann wieder gegangen. Das war ja das Problem.

Weshalb?

Eißler: Der alte Bus hatte ein zulässiges Gesamtgewicht von 7,5 Tonnen. Aus unserem Team habe aber nur ich noch die alte Führerscheinklasse 3. Mit dem neuen, jetzt üblichen Führerschein der Klasse B darf man maximal 3,5-Tonner fahren. Die nötige Klasse C1 oder höher bringt natürlich keiner der Studenten mit, die während der Saison das Team des Spielmobils stellen. Also war ich die einzige Lenkerin. Der neue Spielbus macht es für mich einfacher, ich werde schließlich auch nicht jünger. Aber es ist wichtig, dass er draußen, bei den Kinder ist. Und wenn mit mir mal was ist, kann ich trotzdem beruhigt sein, dass er auf Tour geht, das neue Spielmobil kann jeder fahren.

 

Warum ist Ihnen das so wichtig?

Eißler: Ich kämpfe dafür, dass Kinder freie Zeit haben, und sie die zum Spielen nutzen können. Es gibt bei uns tolle Spielplätze, aber in der Regel sind die Eltern immer dabei. Doch es ist auch wichtig, Kindern Raum zu geben, draußen spielen zu können, und zwar unbetreut. Wir sind zwar auf dem Platz, haben aber keine Betreuungsfunktion wie Kindergärtnerinnen, die Aufsichtspflicht bleibt bei den Eltern.

Wie funktioniert denn das?

Eißler: Bei Kindern, die allein zur Schule gehen können, setzt man voraus, dass die sich unbeaufsichtigt ihr unmittelbares Umfeld erobern können. Das ist sehr wichtig für die Entwicklung, weil es das Selbstbewusstsein unheimlich fördert. Nur wenn die Kinder im Spiel sich selbst überlassen sind, können sie überhaupt lernen, einen Konflikt untereinander zu lösen, ohne dass sich ein Elternteil einmischt. Auch das ist wichtig fürs Erwachsenwerden. Und natürlich zeigen wir generell Alternativen auf zu den elektronischen Medien, die den Aktionsradius der Kinder aufs Hausinnere einengen, wo es die Steckdose für Computer, Spielkonsole oder Fernsehgerät gibt.

 

Der alte Bus ist Baujahr 1984, 1986 hat ihn der Landkreis gebraucht gekauft, ergo hat er 33 Jahre auf dem Buckel, hat er denn keine Mucken oder Altersschwäche gezeigt.

Eißler: Nein, er hat mich kein einziges Mal im Stich gelassen. Einmal hatte ich einen Riss in einem Reifen, doch den Platten hab ich gar nicht bemerkt, weil der Bus hinten Zwillingsbereifung hat. Aber die Abgaswerte waren wohl auch nicht mehr die besten.

 

Was wird Ihnen denn unvergessen bleiben aus Ihrer gemeinsamen Zeit?

Eißler: Unsere erste große Tour: Sie ging nach Niederwürschnitz im Erzgebirge, der Partnerstadt Oberasbachs. Da stand Ratzefatz auf einem Parkplatz zwischen zwei riesigen Lastern, das war ein lustiges Bild, das sehe ich heute noch vor mir. Ein Klassiker war die Frage der Kinder, ob wir denn im Spielmobil schlafen, die kam immer wieder. Wir haben ihnen weisgemacht, dass wir die Regale nachts ausräumen und uns reinlegen. Aber die Frage dürfte sich jetzt erledigt haben. Der Nachfolger wäre dazu zu klein.

 

Bei ihm dürften einige Meter zur Länge des Vorgängers fehlen, haben Sie denn für das ganze Equipment, das sie auf die Dörfer bringen, noch genügend Platz?

Eißler: Das geht schon, wir müssen eben anders laden und mit dem zweiten Sprinter, den wir immer dabei haben, kommen wir beim Platz hin.

 

Der alte Ratzefatz verabschiedet sich mit einem Tachostand von 102 507 Kilometern, für einen Diesel ist das nichts. Was passiert mit ihm?

Eißler: Er steht jetzt im Bauhof und wird meistbietend verkauft.

 

Und wie finden Sie den Nachfolger?

Eißler: Der kriegt noch Charakter. Und er fährt sich schon gut. Als Abbildung auf der Seite fährt der alte Spielbus noch mit, auch den Schriftzug "Spielmobil" haben wir vom Vorgänger übernommen. Es geht jetzt in die 31. Saison. Dass sich ein Landkreis das leistet, ist nicht selbstverständlich in Bayern. Und dass man dafür auch noch einen Neuwagen für 43 000 Euro anschafft, ist die Ausnahme. Ich nehme das als Zeichen der Wertschätzung unserer Arbeit. Das macht mich stolz.

Der Tourplan mit den Spielthemen findet sich unter www.landkreis-fuerth.de

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