Nötige Waldpflege, kein Trassen-Kahlschlag

7.1.2015, 06:00 Uhr
Nötige Waldpflege, kein Trassen-Kahlschlag

© Foto: Riemann

Rund 20 Personen waren der Einladung gefolgt, darunter auch Forstdirektor Peter Pröbstle, Leiter der Unteren Forstbehörde, und Robert Abel, der als Revierleiter der Bayerischen Staatsforsten für den Buchspitzwald zuständig ist. In ihren einleitenden Worten forderte BN-Kreis-Vorsitzende Sabine Lindner ein Gesamtkonzept als Alternative zur rein wirtschaftlichen Nutzung des Waldes.

Vielleicht könnten im Buchspitzwald Projekte im Rahmen des durch die EU geförderten Leader-Prozesses entstehen, an dem sich der Landkreis beteiligt, regte Lindner an. Das könnten Pflanzen- und Tierlehrpfade, ein Abenteuerspielplatz oder eine Baum-Aussichtsplattform sein. Der BN wünscht sich dazu einen Ideenwettbewerb und fordert, die Forstarbeiten so lange auszusetzen.

Bezüglich der bereits gefällten Bäume war die Gerüchteküche hochgekocht. Unter anderem machte die Mutmaßung die Runde, es würden „vollendete Tatsachen“ für eine bestimmte Variante der geplanten Cadolzburger Umgehungsstraße geschaffen. Sowohl Pröbstle als auch Abel wiesen derartige Pläne weit von sich. Bei den Fällungen handle es sich um notwendige Verkehrsschutzmaßnahmen, weil die Bäume Zufahrtswege und angrenzende Wohnhäuser überragen.

Die Markierungsarbeiten stehen damit jedoch nicht in Zusammenhang, sondern sind erste Schritte für eine im Sommer 2015 geplante Durchforstung des Buchspitzwaldes – die erste seit fast 30 Jahren. Ein Zuhörer berichtete daraufhin von einem Wald in der Nähe von Deberndorf, in dem es nach so einer Maßnahme aussehe „wie nach einem Panzermanöver“. Die tonnenschweren Baum-Erntemaschinen, sogenannte Harvester, hinterlassen in der Regel ein Bild der Verwüstung. So etwas dürfe im Buchspitzwald nicht passieren.

Pröbstle fragte die Anwesenden provokant: „Wollen wir unsere Wälder nutzen, oder wollen wir lieber Holz aus Russland importieren? Ist es nicht geschickter, wenn wir unsere Rohstoffe selbst vor Ort produzieren?“ Mit Abel versicherte er, alles zu tun, um große Schäden zu vermeiden. Deshalb würde auch im Sommer gearbeitet, wenn der Boden möglichst trocken ist. Auch die Wege für die Harvester, die sogenannten Rückegassen, würden so sparsam und schmal wie möglich geschlagen.

Beim anschließenden Spaziergang durch die Buchspitz erklärten die Forstfachleute, dass nur die mit roten Strichen markierten Bäume abgeholzt werden. Mit einem senkrechten, roten Strich sind Bäume gekennzeichnet, die einer Rückegasse weichen müssen. Um einen sogenannten Zukunftsbaum, der über Jahrzehnte stehen bleiben soll, wird ein gelbes Band gelegt. Auch ein Baum mit einer grünen Wellenlinie bleibt stehen. Ziel der Maßnahme ist es, einen gesunden Misch-wald zu formen. Gleichzeitig sollen vor allem gesunde Eichen erhalten werden, da diese Klimaveränderungen am besten vertragen.

Anhand einer Buche, die zu Gunsten einer Kiefer fallen soll, erklärte Pröbstle, dass Buchen zwar wertvolle und schöne Bäume seien, jedoch keine anderen außer Tannen neben sich bestehen lassen. In diesem Zusammenhang kam Pröbstle spontan die Idee für ein mögliches Projekt im Leader-Prozess: ein Lehrpfad, der Spaziergängern Funktion und Ziel einer Waldpflegemaßnahme genau erklärt.

Keine Kommentare