Nur wenig Gesprächsbedarf

15.9.2014, 21:00 Uhr
Nur wenig Gesprächsbedarf

© Foto: Armin Leberzammer

Es war die am schwächsten besuchte Veranstaltung dieser Reihe seit Jahren, wie Volker Zuber verwundert einräumte. Er mutmaßte, dass das „unbequeme Thema“ Krieg vielen Bürgern offenbar zu viel werde. „Gut ein Drittel der Nachrichten handeln von kriegerischen Konflikten. Vielleicht ist ein Punkt erreicht, wo es vielen reicht“, so Zuber.

Möglicherweise lag das Desinteresse aber auch an der Auswahl der Gesprächspartner. Bewusst hatte Zuber auf eine Einladung dezidierter Vertreter des Pazifismus verzichtet. Zu Gast waren dafür mit Reserve-Oberstleutnant Dietmar Kühne und Bezirksjugendoffizier Hauptmann Hans-Christian Landrock zwei Bundeswehrsoldaten, von denen sich Zuber eine „nachdenkliche und reflektierende“ Diskussion erhoffte.

Die drehte sich dann besonders um den Aspekt des gerechten Krieges, dessen Grundlagen schon der Theologe Thomas von Aquin im 13. Jahrhundert formulierte. Ein Krieg müsse demnach immer die letzte Option, seine zu erwartenden Leiden geringer als das erlittene Unrecht sein und Frieden das eigentliche Ziel, wenn ein Krieg zur Bewahrung des Rechts geführt werde.

Zuber selbst machen die jüngsten Konflikte fassungslos: „Erst töten sich die Menschen mit immer raffinierteren Waffen, um am Ende doch am grünen Tisch zu verhandeln.“ Die gegnerische Gruppe werde meist als geisteskrank wahrgenommen, die in ihr Unglück renne wie die Lemminge. Hoffnung, die Menschheit werde eines Tages Kriege als Mittel der Auseinandersetzung überwinden, hat Zuber wenig: „Wir werden uns anthropologisch nicht ändern und müssen uns damit arrangieren.“

Zurück zur Wehrpflicht

Dietmar Kühne, der Leiter des Kreisverbindungskommandos Landkreis Fürth, brachte eine Anpassung der verteidigungspolitischen Richtlinien der Bundesrepublik ins Gespräch, konkret: die Wiedereinführung der Wehrpflicht und eine bessere Ausrüstung für die Bundeswehr.

Europa erlebe gerade eine Zeitenwende. Stabilität und Frieden seien erstmals seit langem wieder in Gefahr. „Ein ‚Einfach-Weiter-So‘ kann für uns aber keine Option sein“, sagte Kühne und nannte vier Gründe für gerechtfertigte militärische Einsätze: Minderheitenschutz, Schutz vor terroristischen Angriffen, Sicherung des Wohlstands und Beistand für die NATO-Partner.

Dass bei aller Empörung über IS-Terror oder die Annexion der Krim durch Russland nicht die Perspektive der Gegenseite außer Acht gelassen werden dürfe, darin waren sich Kühne und sein jüngerer Kollege Hans-
Christian Landrock einig. Auch aus deren Sicht könne es sich bei den Auseinandersetzungen um gerechte Kriege handeln. Landrock mahnte die Einhaltung der Menschenrechte an und zitierte US-Präsident Obama: „Freedom isn’t free“ – Freiheit gibt es nicht umsonst. Komplexe Probleme erforderten komplexe Lösungen, die am besten durch die Vereinten Nationen angestrebt werden. „Die UN ist die einzige ultranationale Organisation, die zu einer konfliktfreieren Welt etwas beitragen kann“, so Landrock.

Einige der Zuhörer dagegen erinnerten daran, die Ursachen nicht zu vergessen: „Wenn die großen westlichen Flotten ihre Küsten leerfischen, muss man sich dann wundern, dass somalische Fischer zu Piraten werden?“ Eine Besucherin möchte mehr Frauen an den Schalthebeln der Macht sehen, denn „Kriege wurden ja stets von Männer begonnen“. Eine Meinung, der von anderen Teilnehmern der Gesprächsrunde prompt mit „Margret Thatcher“ und „Golda Meir“ lautstark widersprochen wurde. Krieg, ein unbequemes Thema eben, das leider auch in Zukunft zu Diskussionen führen wird.

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