Oberasbach: Betonschwergewichte auf Wanderschaft

10.8.2015, 11:42 Uhr
Oberasbach: Betonschwergewichte auf Wanderschaft

© Foto: André De Geare

Es waren etliche Zaungäste. „Aber sie waren alle so freundlich, den Bauarbeitern nicht im Weg zu stehen“, bilanziert Projektleiterin Pia Reuter von der DB Netz AG. Ausgehend von ihrer eigenen Ankündigung, die Brücken würden spätnachmittags eingeschoben, kam sie selbst zu spät, um die Rückeaktion der großen Brücke für die Straßenunterführung zu beobachten. Sie hatte bereits gegen 14.30 Uhr ihren vorgesehenen Platz erreicht. Gegen 17 Uhr wanderte die kleinere Brücke für die Fußgängerunterführung in den binnen kürzester Zeit ausgehobenen Krater im Bahndamm.

Mitbeobachter waren etliche Schaulustige, unter ihnen auch so mancher Bahnfreak, wie der Schwabacher, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will. Der Rentner in grauem Feinripp und kniekurzer Hose mit Fotoapparat war seit Freitagabend jede Nacht vor Ort. „Das letzte Mal war so eine Großbaustelle in der Gegend zu sehen, als vor über 20 Jahren am Rangierbahnhof beim Hafen in Nürnberg über Ostern vier Gleise abgebaut wurden, um eine Brücke einzuschieben“, berichtet er. Hochinteressant findet er die Aktion und kann auch ganz gut erklären, wie sie funktioniert.

Tatsächlich wird die Brücke nämlich nicht gezogen, sondern geschoben. Hydraulische Pressen, die sich an zwei dicken Stahlseilen, die durch das Brückenbauwerk gespannt sind, entlang hangeln, drücken den Betonquader. Bei jedem Hub bewegen sich dessen 400 Tonnen auf Teflonschienen gleitend etwa 15 Zentimeter vorwärts. Die große Brücke war um einiges schwerer, allerdings schwanken die Angaben der Verantwortlichen zwischen 3300 und 4000 Tonnen.

Die Verschiebeaktion macht noch den geringsten Teil der Arbeiten aus, für die seit Freitagabend, elf Uhr, rund um die Uhr bis zu 40 Leute von acht verschiedenen Baufirmen unter Regie der Bayreuther Markgraf-Bau im Einsatz sind, um einen exakt aufeinander abgestimmten Ablauf abzuspulen — soweit die Großbaustelle das überhaupt zulässt. Die Hitze hat das nicht befördert. Unter anderem mussten die Gleise heruntergekühlt werden, um sie überhaupt schneiden zu können.

Beim Abtragen des Bahndamms wurde 5500 Tonnen Aushub bewegt, „zwei Drittel davon war Sandstein“, sagt Markgraf-Bauleiter Radoslaw Kur. Knapp unterm Gleisbett wird es felsig. „Sprengen wäre zügiger gegangen“, meint Kur, habe sich aus Lärmschutz-Gründen aber verboten. So waren die Arbeiter mit Reißzahn, Felslöffel und Hilti zugange. Eingebettet werden die Brücken in 900 Kubikmeter Beton und 1500 Kubikmeter Erde und Schotter, die in etwa 36 Stunden verfüllt sein sollen. Richtig laut wird es abschließend, wenn am morgigen Dienstag „gestopft“ wird. Dann rückt High Tech in einem langen, gelben Zug an, um den Schotter im Gleisbett zu rütteln und die Schienen millimetergenau zu positionieren, so Reuter.

Ab Mittwoch, 5 Uhr, sollen die Züge wieder rollen. Der neue Bahnsteig ist voraussichtlich ab 27. September freigegeben. So lange ist der Bahnübergang auch noch für Autofahrer passierbar. Anschließend müssen sie bis Weihnachten Umwege in Kauf nehmen. Dann soll die Straßenunterführung befahrbar sein.

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