Oberasbach: Der Asbach legt sein Korsett ab

8.12.2016, 13:00 Uhr
Oberasbach: Der Asbach legt sein Korsett ab

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Eigentlich könnte Oberasbach genausogut Oberkreuzbach heißen. Denn selbst in alten Karten finden sich für den Namensgeber der zweitgrößten Stadt im Landkreis, der von Anwanden Richtung Hainberg fließt, zwei Namen: Asbach oder eben Kreuzbach. Wie auch immer, in dem 400 Meter langen Abschnitt, in dem seit Beginn des Jahres gearbeitet wurde, haben die schweren Baumaschinen ganze Arbeit geleistet. Der Asbach wurde komplett nach Norden Richtung Langenäckerstraße verlegt. Statt wie zuvor in einem L-förmigen Korsett fließt das Wasser nun in sanften Schleifen Richtung Kreutles, begleitet von einem Fuß- und Radweg, der den sich schlängelnden Bach gleich drei Mal mit Stegen aus massivem Eichenholz überquert.

Rauer Charme

Deren rauer Charme passt gut zum sich derzeit bietenden Landschaftsbild: Rohe Erde dominiert das umgestaltete Gelände, etwa die 2500 Quadratmeter große Retentionsfläche, die Wasser aufnehmen würde, sollte der Asbach einmal sein neues Domizil verlassen und über die derzeit noch steilen Böschungen treten. Der Uferbereich wird mit der Zeit noch erodieren. Sogenannte „Störsteine“ liegen im Bachbett, sie sollen Fischen wie Ellritze oder Schmerle als Rückzugsgebiet dienen. Einige Ufergehölze – etwa Erle oder Weide – wurden gepflanzt, ansonsten wächst, was Wind oder Vögel mitbringen, erläutert Landschaftsarchitekt Christoph Gräßle. Nach der Sattlerwiese im Anschluss ans sogenannte Biotop bei Rehdorf, die im Frühjahr 2014 an der Reihe war, sowie der Umgestaltung im Ortsteil selbst – zwischen Fröbelstraße und Stürmersweg – sind die Kreutleser Wiesen bereits der dritte Abschnitt am Asbach, der naturnah umgemodelt wurde.

Strengere Auflagen

Zu verdanken ist das der EU-Wasserrahmenrichtlinie. Für jede Wassereinleitung in so genannte „Vorfluter“ – im Fall von Oberasbach sind das Rednitz, Bibert und eben der Asbach – braucht es eine wasserrechtliche Genehmigung. Um die immer strengeren Auflagen mit Blick auf die Wassergüte zu erfüllen, müssen die Kommunen Regenüberlaufbecken (RÜB) und Entwässerungsklärteiche (EKT) errichten.

Gemeinsam ist ihnen die Puffer- und Rückhaltefunktion. Schießen beispielsweise nach einem Platzregen die Wassermassen in die Kanalisation, wäre das insgesamt 85 Kilometer lange Leitungssystem im Oberasbacher Untergrund überfordert. Im gesamten Stadtgebiet finden sich deshalb Regenüberlaufbecken.

Von ihnen bemerkt der Bürger, wie beim RÜB in den Kreutleser Wiesen, kaum etwas. Das Becken mit einem Fassungsvermögen von rund 1400 Kubikmetern liegt unter der Erde, Spaziergänger im Asbachgrund sehen nur eine Wand mit vier Querausschnitten. Ist das Fassungsvermögen des Betonbaus erschöpft, fließt das Wasser aus den Schlitzen weiter in ein von Gabionenwänden gefasstes Becken und von dort in den davor liegenden EKT, der mit zirka 4100 Kubikmetern ein enormes Rückhalte-Reservoir bereit hält.

Zwei wichtige Aufgaben haben die beiden Bauwerke: Sie sorgen dafür, dass weniger Dreck in den Asbach gelangt, weil Stoffe wie etwa Toilettenpapier gerade im RÜB, das mit einsetzendem Regen die erste große Schmutzladung abbekommt, auf den Boden sinken und dort liegen bleiben. Außerdem wird der Druck auf den Bach erheblich verringert. Von der „hydraulischen Pufferung“ spricht Gero Siegle, dessen Ingenieurbüro für die technischen Bauten verantwortlich zeichnet. In Zahlen liest sich das folgendermaßen: Von 2000 Litern pro Sekunde drosseln RÜB und EKT den Abfluss in den Asbach so auf rund 150 Liter pro Sekunde.

Es könne durchaus sein, sagt der Fachmann, dass in den nächsten zwei, drei Jahren nie Wasser in den EKT fließe. Zugrunde gelegt seien freilich Niederschlagswerte aus den vergangenen knapp 46 Jahren, damit sind die Oberasbacher jetzt auf der sicheren Seite. Und das kostet die Stadt eine Menge Geld, rund drei Millionen Euro sind als Gesamtkosten veranschlagt.

Zwei Abschnitte stehen bei der Asbach-Renaturierung in den nächsten Jahren noch an. 2017, hofft Christoph Gräßle, könnte es mit der Schlotenwiese westlich von Rehdorf klappen, 2018 dann mit der Lohbauer Wiese. Letztere würde die Lücke zwischen Rehdorf und Alt-Oberasbach schließen. Hier wäre die „grüne Mitte Oberasbachs“ dann keine Vision mehr.

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