Oberasbach experimentiert

6.6.2017, 06:00 Uhr
Oberasbach experimentiert

© Hans-Joachim Winckler

Die grundlegende Frage, über die sich die Anrainer dann Gedanken machen sollen, lautet: Wie stellen wir uns die künftige Entwicklung in unserem Wohnquartier vor? Dazu können sie unter fachkundiger Anleitung und Moderation ihre Ideen entwickeln. Inwieweit sich diese in den von der Stadt vorangetriebenen und von großen Teilen der Bewohner des Hölzleshoffeldes massiv befehdeten Bebauungsplan integrieren lassen, ist ein spannender Punkt. Am Ende könnte also eine überarbeitete Planung stehen, aber auch die Entscheidung, alle Aktivitäten einzustellen und den derzeitigen Status quo zu belassen.

Der gordische Knoten

Im letzteren Fall gäbe es im Hölzleshoffeld dann weiter ein Nebeneinander von Gebieten, in denen alte Bebauungspläne gelten bzw. Bauvorhaben nach Artikel 34 des Baugesetzbuches beurteilt werden. Letzterer räumt der Kommune keinerlei Gestaltungsbefugnis ein. Deshalb fürchtet man im Rathaus eine womöglich relativ unkontrollierte Bebauung und Verdichtung des Siedlungsgebietes aus den 1960er Jahre. Dies soll der angepeilte neue Bebauungsplan regeln. Aus Sicht der Stadt brächte dieser verlässliche Grundregeln für alle.

Eine große Gruppe von Hausbesitzern fühlt sich freilich dadurch von der Kommune gegängelt, dabei geht es insbesondere um das Bauen in zweiter Reihe. Sie will deshalb von den Planungen nichts wissen – so weit die Ausgangslage. Diesen gordischen Knoten soll nun die Bürgerbeteiligung lösen. Am Ende des Prozesses steht dann in jedem Fall ein Beschluss des Stadtrates

Bürgermeisterin Birgit Huber skizzierte in einem Gespräch mit unserer Redaktion folgenden Fahrplan: Zunächst sollen die Einladungen an die rund 100 Grundstückseigentümer verschickt werden. Beim ersten Treffen wolle sie den Beschluss vom April, in dem sich der Stadtrat dafür ausgesprochen hatte, die Anwohner mit ins Boot zu nehmen, sowie den momentanen Stand der Dinge erläutern. Dann muss geklärt werden, wie das weitere Prozedere ablaufen soll.

Die Bürgermeisterin will zwei oder drei professionelle Moderatoren kontaktieren, die ihr vom Antragssteller, FW-Stadtrat Franz X. Forman, vorgeschlagen wurden. Eventuell sind einer oder mehrere am 24. Juni dabei. Huber schwebt vor, den Hölzleshoffeld in fünf kleinere Parzellen aufzuteilen. Nachbarn, die Garten an Garten wohnen, könnten dann in Gruppen gemeinsam Ideen entwickeln. Eine wichtige Rolle soll dabei auch das Styropormodell des Wohnquartiers spielen, das die Stadt im Maßstab von 1:500 hat anfertigen lassen. Der Clou: Die Bürger können Gebäude mit unterschiedlicher Kubatur einsetzen und bekommen so plastisch vor Augen geführt, was es bedeuten würde, wenn nebenan Häuser in zweiter Reihe entstünden. Martina Dittrich vom Bauamt und Kristina Vogelsang – die Stadtplanerin ist mit in die Arbeit um den Bebauungsplan involviert – könnten über entscheidende rechtliche Dinge, wie die notwendigen Abstandsflächen, beraten und die Ergebnisse dokumentieren. Allerdings sagt die Bürgermeisterin auch ganz deutlich, das seien nur ihre Gedankenspiele. Entscheiden müssten die Bürger, denn: "Wir wollen kein Prozedere überstülpen und sind offen für andere Vorschläge."

Franz X. Forman, das kommunizierte er in der jüngsten Stadtratssitzung, nachdem die Bürgermeisterin diese Vorstellungen skizziert hatte, betonte nachdrücklich, dass die Bürger "das Verfahren entwickeln sollen und sagen, wie wir es anpacken". Auf jeden Fall bestimmen die Anwohner beim ersten Treffen einen fünfköpfigen Sprecherrat aus ihren Reihen. Zu diesem Gremium wird ein Moderator stoßen. Am 24. Juni soll also die Vorgehensweise festgelegt werden, bei der zweiten Veranstaltung kann es dann bereits um inhaltliche Dinge gehen.

Wie viele Treffen letztlich nötig sind, wird sich zeigen. Ein grober Zeitplan sieht so aus: Bis zu den Sommerferien haben die Bürger ihre Vorstellungen entwickelt, die dann von den Planern gewürdigt werden. Spätestens vor Weihnachten wird der Stadtrat die finale Entscheidung treffen.

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