Oberasbach: Oma und Opa erzählen von Weihnachten

24.12.2016, 14:00 Uhr
Oberasbach: Oma und Opa erzählen von Weihnachten

© Foto: Budig

Ein junger Mensch war auch schon mal da, der Student Nicolaus Christgau aus Oberasbach (22). Im Rahmen seines Studiums der sozialen Arbeit findet er Seniorenbegegnungen wichtig und hat die Moderation der Auftaktveranstaltung übernommen. „Erzählcafé“ hat zwar auch mit regem Austausch und „ratschen“ zu tun. Aber erst einmal „sind Strukturen wichtig, nämlich dass wir zuhören und einem Thema folgen“, weiß Quartiersmanagerin Renate Schwarz aus Erfahrung.

Als erste Sprecherin hat Luise Ludwig (77) aus Oberasbach Weihnachtsschmuck aus ihrer über Jahrzehnte liebevoll angehäuften Sammlung mitgebracht. Darunter findet man die üblichen bunten Kugeln, aber auch Einzelstücke, wie ein mit winzigen handgeblasenen Weihnachtskugeln geschmücktes Fahrrad.

Manche ihrer Sammelstücke stammen noch aus dem späten 19. Jahrhundert. Ein Leben lang hat die Oberasbacherin sie zusammengetragen und auch schon einige Ausstellungen bestückt. Leonischer Schmuck, mundgeblasene Kugeln aus Thüringen und ihre Lieblingsexponate, Gablonzer Weihnachtsschmuck, sind darunter. „Was geschieht damit, wenn du mal nimmer lebst“, fragt ungeniert eine Teilnehmerin. „Ach. Niemand will das haben“, antwortet Ludwig.

Wie war nun dieses Weihnachten, als die Senioren von heute Kinder waren, mit leuchtenden Augen und pochendem Herz? Klare Regeln bestimmten bei den meisten den Festtagsablauf: „Am Heiligabend nachmittags sind wir in den Gottesdienst gegangen. Direkt davor wurde der erste Christstollen angeschnitten“, erzählt ein Mann aus dem Württembergischen. „In der Kirche wurde mit einer kleinen Laterne das Feuer zum Anzünden des Christbaum geholt.“

Kein Geld für Tand

Niemals hätten Kinder den Baum mitgeputzt. Sie wurden am 24. „aus der Stube vertrieben“, bei gutem Wetter sollten sie am besten draußen tollen. Der Vater putzte den Baum und legte die Päckchen zurecht. Mindestens bis 6. Januar, bei vielen Familien bis Maria Lichtmess (2. Februar), blieb der Christbaum stehen.

In den meisten Familien wurde vor der Bescherung gegessen. Dann gab es Geschenke: Warme Kleider, Schuhe – Nützliches stand hoch im Kurs, denn für Spielzeug war wenig Geld da. „Ich bekam eine wunderschöne riesige Puppe“, erzählt eine Teilnehmerin aus der Runde. „Ein paar Tage durfte ich damit spielen, dann wurde sie wieder weggepackt und erst im nächsten Jahr, mit neuen Kleidern von der Schneiderin gemacht, wieder hervorgeholt. Für die Puppe hat meine Mama lange sparen müssen.“

Sehr beliebt war der Kaufmannsladen, der Jahr um Jahr mit wechselnden Gütern bestückt wurde. Das Ehepaar Gessel erzählt, dass sich eine alte Sitte bis heute erhalten hat: „Unsere Tochter bastelt uns immer einen Adventskalender. Der hängt am Treppenaufgang am schmiedeeisernen Geländer, für jeden Tag ein handverpacktes Geschenk. Mal ist ein Bayern-Los drin, mal ein Fläschchen Sekt. Das ist so schön und total spannend. Wir freuen uns jeden Tag“, erzählen sie.

Länger als heute haben die Kinder früher ans Christkind geglaubt und ihre Wunschzettel, detailliert aber ausdrücklich bescheiden, aufs Fensterbrett gelegt. War der Bittbrief weg, ging alles seinen guten Gang. „An den Weihnachtsmann glaubten wir gar nicht. Das ist doch eine Erfindung von Coca Cola und den Amis und passt gar nicht in unsere Kultur“, erbost sich eine Frau.

„Bei uns gab’s immer, auch kurz nach dem Krieg, genug zu essen“, erinnert sich ein Mann, ursprünglich aus Niederbayern, dessen Eltern eine kleine Landwirtschaft im Nebenerwerb betrieben. „Doch das Essen war gar nicht wichtig am Heiligabend. Das lief so nebenbei. Wir hatten auch keine Schokolade. Dafür reichte das Geld nicht. Aber Plätzchen gebacken hat die Mama schon“, erinnert er sich an Zeiten, die wohl mehr als 70 Jahre her sind. Heutzutage, da ist sich die Runde schnell einig, geht es viel zu sehr um immer mehr und teure Geschenke. Das gilt für die Erwachsenen wie für die Kinder.

Das Thema „Weihnachten“ bildete nur den Auftakt einer neuen Reihe. Das Erzählcafé soll künftig alle zwei Monate stattfinden. Alle Generationen sind willkommen. Nächster Treff: Sonntag, 19. Februar, 15 Uhr im B-I-T, Am Rathaus 2-4, Oberasbach. Thema: Die Winterzeit.

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