Oberasbach ringen um Kompromisse im Hölzleshoffeld

14.10.2017, 13:00 Uhr
Oberasbach ringen um Kompromisse im Hölzleshoffeld

Macht ein insgesamt rund zwölfstündiger Debattier-Marathon Sinn? Stehen am Ende Ergebnisse? Die Antwort fiel ziemlich eindeutig aus: "Die Veranstaltung hätte früher stattfinden müssen", sagt Bernd Paukert. Der Anwohner aus dem Tannenweg lobte "die starke Konstruktivität bei den Diskussionen", und das obwohl jeder seine persönlichen Anliegen eingebracht habe. Eines war ihm besonders wichtig: "Man hat jetzt Wissen und kein Halbwissen." "Eine Win-Win-Situation für alle", konstatierte Robert Konrad aus dem Fichtenweg am Ende: "Wir konnten klar machen, was wir wollen." Sich Gehör zu verschaffen, das war das eine, künftige Entwicklungen vor der eigenen Haustür mitzugestalten und von der Stadt als Bürger ernst genommen zu werden, das andere, was diese Veranstaltung ermöglichte.

Dabei zeigten sich interessante Prozesse, wie etwa im Ringen um die so genannte Grundflächenzahl (GRZ), die regelt, in welchem Maß ein Grundstück baulich genutzt, also versiegelt werden darf. Im Bebauungsplanentwurf von Planerin Kristina Vogelsang, der seit Beginn der Bürgerbeteiligung auf Eis liegt, war eine Staffelung in drei Kategorien, je nach Grundstücksgröße, vorgesehen – knapp formuliert: je mehr Fläche, desto kleiner die GRZ. Dabei drehte sich die Diskussion um den Wert von 0,4. Sollte dieser nur den kleinen Grundstücken zugebilligt werden, von denen es ohnehin künftig mehr geben wird, wenn im Zuge einer Bebauung in zweiter Reihe Flächen geteilt werden, oder allen? Für ein Areal von 1000 Quadratmetern würde eine GRZ von 0,4 bedeuten: Inklusive Wohnhaus, Nebengebäuden, Stellplätzen und Wegen dürfen 600 Quadratmeter versiegelt werden.

Aktuell liegen die Werte der Wohnbebauung im Hölzleshoffeld durchschnittlich zwischen 0,15 und 0,3. Eine Mehrheit im Workshop plädierte zunächst für die großzügigere Lösung. Als die Bürger dann aber am Modell die Konsequenzen betrachteten, war klar: "Das würde eine massive Verdichtung bedeuten." In einer zweiten Abstimmung sprach sich eine klare Mehrheit gegen "0,4 für alle" aus.

Einen Riegel will man auch Investoren vorschieben, die etwa zwei nebeneinanderliegende Flächen erwerben, den Altbestand abreißen und anschließend "Hausungetüme" errichten. Dafür soll für die unterschiedlichen Gebäudetypen – Einfamilien-, Doppel- Reihenhaus etc. – eine maximal mögliche Zahl an Wohneinheiten festgelegt werden.

Ziemlich klar von Anfang an waren die Meinungen bei den Punkten "Bauen in 2. Reihe" und "Siedlungsgrün". Die Mehrheit der Eigentümer will sich, dort, wo die Größe der Grundstücke das erlaubt, die Option offenhalten, ein zweites Haus hinter das bestehende zu bauen. Verhindert hätte das die vorgesehene Vorschrift zum so genannten Siedlungsgrün, die besagt, Bäume und Sträucher in einem bestimmten Streifen zu erhalten. Diese müsse entfallen, lautete die Empfehlung. Größere Baufenster sollen mehr Flexibilität ermöglichen. Damit die Belange der Nachbarn, deren Wohnqualität und Ruhebedürfnis berücksichtigt werden, soll aber jeweils ein Abstand von vier Metern zur Grundstücksgrenze gelten und maximal eine eingeschossige Bebauung mit bis zu 120 Quadratmetern möglich sein. Wer nicht auf dieses Weise mehr Wohnraum schaffen kann, soll großzügigere Möglichkeiten bei Anbauten erhalten.

Nicht leicht zu lösen ist die Problematik der Carports und Stellplätze. Die Autos sollen zwar weg von der Straße, aber auf den jeweiligen Grundstücken möglichst weit vorne parken, so lautete der Wunsch. Aus optischen Gründen will man dort aber keine Garagen. Zwei Knackpunkte gibt es: Wie kann man verhindern, dass die zur Straße gewandte Grundstücksseite komplett versiegelt wird? Darüber müssen sich die Expertinnen noch intensiv Gedanken machen. Zudem geht es um die Erschließung. Spätestens, wenn in zweiter Reihe gebaut wird, braucht es dafür eine Anbindung. Dies müsse im Bebauungsplan gewährleistet sein, sagte Planerin Kristina Vogelsang. Allerdings müssen das nicht zwingend zwei Zufahrten sein. Eine genügt, wenn die Eigentümer das privatrechtlich sauber regeln.

Von "einem guten Prozess" sprach am Ende der Veranstaltung Birgit Huber. Die "Empfehlungen" der Anlieger, so die Bürgermeisterin, sollen nun gebündelt und strukturiert in den überarbeiteten Bebauungsplan-Entwurf einfließen. Dieser wird dann dem Stadtrat, der ihn billigen muss, und den Anwohnern vorgestellt.

Angesichts der Tatsache, dass sich neben der Bürgermeisterin, Peter Heinl (SPD), Franz X. Forman (FW) und Lothar Schmitt (CSU) – letzterer jedoch als Anlieger – kein anderer Kommunalpolitiker bei der über drei Tage laufenden Veranstaltung hatte sehen lassen, gab es seitens der Anwohner Kritik: "Die Stadträte entscheiden und haben keine Ahnung, weil sie die Diskussionen hier nicht wahrgenommen haben", sagte Christian Zenker. "Ich hätte mir gewünscht, es wären mehr da gewesen."

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