Oberasbach: Um den halben Globus bis ins Oasis

13.4.2017, 11:00 Uhr
Oberasbach: Um den halben Globus bis ins Oasis

© Foto: Scherer

Sind Sie sehr abenteuerlustig, Tahina?

Tahina: Och nein. Ich wollte unbedingt in Deutschland studieren. Leider habe ich mit meiner deutschen Mutter sehr wenig Deutsch gesprochen. In der Familie haben wir uns auf Französisch unterhalten, das ist neben Malagasy die Hauptsprache auf Madagaskar. Es war also klar, ich musste Deutsch lernen, und ich habe von meiner Lehrerin erfahren, dass ein FSJ dazu eine gute Möglichkeit ist.

 

Zieht es junge Leute aus dem Ausland nicht eher in die großen Städte wie München oder Berlin?

Tahina: Ich habe mich hauptsächlich in Bayern beworben, da mein Bruder in München lebt und arbeitet. Und in Oberasbach hat es geklappt.

 

Deutsch sprechen Sie inzwischen nahezu fehlerfrei, aber wie sieht es mit Fränkisch aus?

Tahina: Da hatte ich anfangs schon Probleme und musste fragen. Auch jetzt noch ist es nicht immer einfach, aber ich gewöhne mich daran.

 

Gibt es auf Madagaskar eigentlich Jugendzentren?

Tahina: Nein, ich kannte so etwas überhaupt nicht. Ich musste mir erst erklären lassen, was das ist.

 

Wie unterscheidet sich die madagassische Jugend von der hiesigen?

Tahina: So groß ist der Unterschied gar nicht. Hier sind die jungen Leute eben viel freier. Sie haben mehr Freizeit. Bei uns geht man nach der Schule nach Hause und hilft beim Kochen oder im Haushalt. Hier haben die Jugendlichen mehr Spaß.

 

Und Sie haben selbst jetzt auch mehr Spaß?

Tahina: Oh ja. Auch wenn meine Eltern mich nicht allein nach Deutschland gehen lassen wollten. Sie haben sich Sorgen gemacht.

 

Ihre Eltern leben jetzt auch in Oberasbach?

Tahina: Nein, in Frankfurt. Meine Mutter hat bei der gleichen Firma wie auf Madagaskar eine Stelle in Frankfurt gefunden. Mein Vater ist mitgekommen und macht jetzt einen Sprachkurs.

 

Dann sind die Eltern immer noch ein Stückchen entfernt.

Tahina: Ja, aber ich vermisse sie nicht so, wie wenn sie auf Madagaskar geblieben wären. In Frankfurt kann ich sie immer mal besuchen oder sie mich in meiner Wohngemeinschaft in Fürth.

 

Die Eltern vermissen Sie schon mal nicht, aber was dann?

Tahina: Das Essen: Maniokblätter mit Schweinefleisch. Ich war schon in Nürnberg in einem afrikanischen Laden, aber Maniokblätter sind nicht zu bekommen.

 

Sie werden im Oasis einen Afrika-Tag am 20. April anbieten. Gibt es da auch typisches Essen mit Zutaten, die hier erhältlich sind?

Tahina: Ja, ich habe dazu extra Rezepte ausgesucht, zum Beispiel Rougaille tomates — ein Tomatensalat, oder Harira — eine Rindfleischsuppe mit Kichererbsen.

Was erwartet die Besucher außerdem?

Tahina: Ich habe ein afrikanisches Brettspiel gebastelt, Tänze und Musik ausgesucht und es wird Filme über afrikanische Länder geben.

 

Das Essen können Sie zumindest teilweise nach Deutschland holen, aber das Wetter, das ist sicher gewöhnungsbedürftig.

Tahina: Oh ja. Ich musste mir alles neu kaufen, solche Kleidung hatte ich nicht. Bei uns fällt die Temperatur selbst im Winter nicht unter zehn Grad. Deutschland hat einfach zu wenig Sonne.

 

Trotzdem wollen Sie noch einige Jahre hier bleiben und ein Studium beginnen. Welches Fach haben Sie ausgesucht?

Tahina: Ich will in Aschaffenburg ein Studium zur Ingenieurin für erneuerbare Energie und Energiemanagement machen. Auf Madagaskar ist die Stromversorgung nämlich ein Problem, weniger in der Hauptstadt, aber auf dem Land.

 

Wie kommen Sie auf Aschaffenburg?

Tahina: Es gibt gar nicht so viele Studienorte in Deutschland, an denen man sich auf erneuerbare Energien spezialisieren kann. Ich war kürzlich beim Tag der offenen Tür an der Universität Aschaffenburg, es hat mir sehr gut gefallen. Ich habe die deutsche Staatsangehörigkeit und ein französisches Abitur. Also hat man mir gesagt, ist es kein Problem, einen Studienplatz zu bekommen.

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