Oberasbach zaubert ein Festmahl aus vier Regionen

7.4.2017, 06:00 Uhr
Oberasbach zaubert ein Festmahl aus vier Regionen

© Foto: Peter Budig

In dem preisgekrönten dänischen Film "Babettes Fest" gewinnt eine Französin, die bei etwas nüchternen protestantischen Schwestern lebt, 10 000 Francs. Sie haut das Geld auf den Kopf – für ein Festmahl, zu dem sie die Dorfbewohner einlädt. Ein ganzes Leben mündet in dieses formidable Menü und siehe – alle Geladenen sind plötzlich glücklich. Sogar wider Willen! Die Geschichte geht weiter: "Babettes Fest" gewann 1988 den Oscar als bester fremdsprachiger Film. 2016 zitierte Papst Franziskus in einem offiziellen Lehrschreiben lobend eine Szene aus dem Film. Kann also der Ruhm eines gelungenen und gut gemeinten Festmahls genug gepriesen werden?

Jedenfalls haben in Oberasbach viele Köche miteinander die Schulküche, die ein wenig nüchtern, fast wie ein Chemiesaal aussieht, mit köstlichen Gerüchen zu fluten. Düfte, die einen Asketen ins Schwanken gebracht hätten.

Sigrid Legler, die schon mehrere Kochevents organisiert hat, gehört auch dem Oberasbacher Kulturverein an, der sich um den Austausch mit den Partnerstädten kümmert. In diesen vier europäischen Regionen hat Sigrid Legler Rezepte besorgt. In Frankreich ist es eine Vereinigung aus zwölf Kommunen nahe Limoges; die italienische Partnergemeinde heißt Riolo Terme, die polnische Olawa und in Sachsen ist es Niederwürschnitz.

Im Falle Frankreichs übernimmt ein Franzose aus dem Limousin namens Stéphane Royère, der sich hier vor Jahrzehnten niedergelassen hat, die Arbeiten zum Mehrgänge-Menü: schwarze Miesmuscheln in Weißwein, ein Fischauflauf namens "Gratin de Poisson" (mit Jakobsmuscheln, Krebsfleisch, Seeteufel), Feldsalat und Mousse au Chocolat. In einem großen Topf köcheln außerdem Ochsenbäckchen in viel Rotwein, leuchtend gelb steht eine Birnentarte namens Gargouillau für den Nachtisch bereit.

Mit einem Probierlöffel ausgerüstet, geht es die Bankreihen entlang: In der italienischen Abteilung ist das Bruscetto schon fertig oder ein wirklich göttliches Risotto mit Zitrone, Safran und Scampi. Gerade werden selbstgemachte Tortellini ins leicht köchelndes Wasser gegeben und zur süßen Vollendung steht eine Zabaione bereit.

Kein Vergleich zur Dose

Auch die sächsischen Gaumenfreuden dürfen nicht unterschätzen werden. Das Leipziger Allerlei hat bei uns keinen guten Ruf, weil es oft als Dosenfertiggericht daherkommt – zu Unrecht: Das Urrezept mit viel frischem Gemüse aus dem Ofen, Butter und Krebsfleisch schmeckt köstlich. Als Nachtisch gibt es locker-leichte "Quarkkäulchen", Klößchen aus Quarkteig, die im Munde zerfließen und einen vanilligen Nachgeschmack hinterlassen.

Die Rote-Bete-Suppe darf bei den polnischen Köchen nicht fehlen, die dort am Heiligen Abend serviert wird. Danach gibt es: Bigos, gedünstetes Sauerkraut mit Würsten, eine deftige Spezialität, die noch besser schmeckt, wenn sie eine Nacht zieht.

Am Ende sind es knapp 20 Gerichte, Vor-, Haupt- und Nachspeisen, die in der Aula auf großen Tischen als Buffet dargeboten werden. Kulturvereinskassier Arnold Lehmann, Organisator der ganzen Feierlichkeit, hat mehr im Sinn als eine Völlerei auf höchstem Niveau: "Wir wollen Vielfalt transportieren und den Sinn für Gepflogenheiten bei unseren Nachbarn wecken."

Auf der Speisekarte stehen deshalb nicht nur die Gerichte, sondern auch die Hintergrundgeschichten dazu. So sollte der Safran im Risotto das Blattgold nachahmen, womit die Reichen ihre Speisen verzierten.

60 Leute waren eingeladen, das sinnliche europäische Fest zu begehen. Das aber ist nur ein Teil der Aktivitäten: Zu Ostern fährt man mit einer Gruppe aus dem Limousin nach Polen, um auf dem dortigen Ostermarkt regionale Spezialitäten aus Franken zuzubereiten und anzubieten.

Die Rezepte der angesprochenen und weiterer Speisen sind im Internet nachzulesen. www.kulturverein-oberasbach.de

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