Oberasbacher Schweizerhaus wird aufpoliert

11.3.2019, 21:00 Uhr
Oberasbacher Schweizerhaus wird aufpoliert

© Foto: Fiedler

"Es ist mein Geburtshaus", gibt Robert Rötsch kurz und bündig zu Protokoll, danach gefragt, warum er sich eine Bauzeit von über drei Jahren, all die Unwägbarkeiten alten Gemäuers, Kosten und Plackerei antut. Emotionen spielen eben eine Rolle bei solchen Entscheidungen.

Dabei wusste Robert Rötsch anfangs nicht, dass der eingeschossige Bau unter Denkmalschutz steht. An seiner Entscheidung hätte dies ohnehin nichts geändert. Sein Geburtshaus will er in die Zukunft führen, bewohnbar machen für sich, seine Frau und die zukünftigen Generationen.

Simon, der 18-jährige Sohn, hat sich wie sein Vater mit dem Gebäude befasst. Er weiß, dass das Wohnstallhaus das älteste Gebäude Oberasbachs ist, dass es eine Familie Steinlein war, die den Bauteil aus dem 18. Jahrhundert errichtete. "Aber es gibt noch Mauerreste aus früheren Jahrhunderten."

Simon Rötsch deutet auf dicke Sandsteinquader. "Die sind aus dem 17., vielleicht sogar 16. Jahrhundert", sagt er und erzählt gern von der lebhaften Geschichte des einstöckigen Bauernhauses. Bevor die aus dem Sudetenland vertriebene Familie Rötsch auf dem Hof in der Bachstraße eine neue Heimat fand, gehörte das Anwesen, etwa seit 1890, zum Fabergut.

"Es war das Schweizerhaus", erklärt Robert Rötsch. In unmittelbarer Nähe zum Wohngebäude hatten die Grafen von Faber-Castell aus dem benachbarten Stein einen Kuhstall gebaut. Die alte Berufsbezeichnung des fürs Melken verantwortlichen Mannes war Schweizer. Er wohnte gleich neben dem ihm anvertrauten Vieh. An diese Zeiten erinnern heute nur noch die schönen Kreuzgewölbe. Der Sandsteinsturz über der Stalltür verrät das Jahr ihrer Entstehung: 1842.

Über 100 Jahre später erlebte das Gebäude wohl seine drastischsten Veränderungen. Robert Rötsch erzählt von den Umbauten der Nachkriegsjahre: "Ohne Rücksicht auf Statik und Haltbarkeit wurden stabilisierende Bauteile herausgerissen." Gedanken darüber, was alles hätte passieren können, wenn dem Gewölbe eine tragende Säule fehlt, machte sich offensichtlich niemand.

Vater und Sohn Rötsch tun dies umso mehr. Sie erzählen nicht nur von der Geschichte des Hauses, sondern auch davon, wie es auf verträgliche Weise erneuert, aus- und verbessert werden soll. "Die Bauphysik ist ein weites Feld", haben Robert und Simon Rötsch mittlerweile erkannt und darüber hinaus erlebt: "Verbindliche Antworten kann man kaum bekommen." Frage man drei Fachleute, bekomme man mit Sicherheit vier verschiedene Antworten. Robert Rötsch schmunzelt und weiß sich doch in guter Gesellschaft mit anderen Bauherren.

Einen sechsstelligen Betrag hat Familie Rötsch veranschlagt, um aus der Bachstraße 12 wieder ein Schmuckstück zu machen. Zwar wird die Restaurierung vom Landesamt für Denkmalpflege, der Bayerischen Landesstiftung und vom Bezirk Mittelfranken unterstützt. "Die Förderung macht rund zehn bis 15 Prozent der Bausumme aus", verrät der Bauherr. Neiddiskussionen müssen also nicht aufkommen. Dafür zeichnet sich ein deutlicher Wink in Richtung Zukunft ab. Simon Rötsch ist vom Thema Bauen so fasziniert, dass er nach dem Abitur ein Architekturstudium beginnt.

 

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