Oberasbachs Heimatverein gönnt sich exklusive Einblicke

5.12.2016, 06:00 Uhr
Oberasbachs Heimatverein gönnt sich exklusive Einblicke

© Foto: Grillenberger

Fünf große, weiße Kerzen flackern im Hintergrund. Über ihnen hängt das imposante, schmiedeeiserne Kreuz. Etwas abseits, rechts vom Altar, steht der Osterleuchter. Auch seine Flamme zuckt immer wieder in der Dunkelheit.

Durch den Raum hallt die Stimme von Pfarrer Berthold Kreile: „Das Beste an dieser Kirche sind die Fenster. Je nach Sonnenstand werfen sie sehenswerte Farbspiele auf die weißen Wände.“ Dann erzählt er von der Geschichte, dem Architekten und den Besonderheiten seiner Kirche.

Blick über den „Tellerrand“

Zu dieser Kirchenführung hatte der Heimatverein Oberasbach eingeladen. Nachdem die Kirchengemeinde Sankt Lorenz heuer ihr 800-jähriges Bestehen feiert, lag die Idee, auch die anderen Gotteshäuser der Stadt vorzustellen, nahe. „Wir wollten, dass die Leute mal über den Tellerrand blicken und auch mal die Kirchen außerhalb der eigenen Gemeinde sehen“, erklärt Gerlinde Erhardt. Sie gehört zum Vorstand des Heimatvereins und ist an diesem Abend ebenfalls im Publikum.

1976 wurden die ersten Pläne für den Bau der Kirche St. Markus vorgestellt. Sie sollte ohne Turm gebaut werden, doch auf Drängen der Gemeinde wurde er doch eingeplant. Im Kirchturm läuten heute drei in Karlsruhe gefertigte Glocken. Die Größte bringt 350 Kilogramm auf die Waage, die Kleinste 140.

Das markante Turmkreuz, das die Spitze des grauen Kolosses ziert, kam erst im Jahr 1985 hinzu. „Wie ein Würfel – quadratisch im Grundriss“, erläutert Pfarrer Kreile die Gebäudeform.

„Auch die besondere Dachkonstruktion und die Anordnung der Bänke fällt ins Auge.“ Von innen wirkt die Kirche allerdings eher nüchtern und sachlich. Der Besucher blickt auf weiße Wände.

Doch dieser Gestaltung kann der Pfarrer etwas Positives abgewinnen: „Das ist wie bei einer Zen-Meditation“, so Kreile, „Man starrt auf eine Wand und konzentriert sich auf das Innere.“

Bescheidene Art

Die Prinzipalien – Altar, Pult und Kreuz — wirken ebenfalls auf ihre bescheidene Art. Das mächtige Kruzifix aus Schmiedeeisen wurde von dem bekannten Münchner Künstler Hermann Jünger angefertigt. „Die großen Nägel, die darin verarbeitet sind, könnten die Wundmale Christi andeuten“, erklärt der Geistliche, „Und die Haken, an denen es aufgehängt wurde, könnten die Krone Jesus sein.“

Mittels einer Diaschau geht Kreile auf die Darstellungen in den Fenstern ein. Sie zeigen von links nach rechts verschiedene Stationen aus dem Leben Jesus Christus: von der Taufe, über die Kreuzigung bis hin zur Auferstehung.

Dabei spielt die Farbsymbolik eine besondere Rolle. Rot steht für Blut oder Liebe, Violett für Leid. „Ob Johannes der Täufer nun gelb vor Neid war, weil er selbst nicht der Messias ist – oder doch nur ein Kamelfell anhatte“, scherzt Kreile, „darf nun jeder für sich selbst entscheiden.“ Den Abschluss der Darstellungen bildet der geflügelte Markus-Löwe, welcher als Symbol des Evangelisten gilt – und somit Namensgeber der Kirche.

Keine Kommentare