Ökokonten als Geschäftsmodell für Landwirte

15.3.2018, 16:00 Uhr
Ökokonten als Geschäftsmodell für Landwirte

© Hans-Joachim Winckler

Wer als Bauherr in die Natur eingreift, muss das an anderer Stelle wiedergutmachen. Über Ausgleichsflächen ist er verpflichtet, der Natur das zurückzugeben, was er ihr genommen hat.

Diese Fälle häufen sich, aber das nötige Management der sogenannten Ökokonten wollen nur wenige Bauherren übernehmen. Stattdessen treten sie die Verantwortung lieber an Dritte ab, die etwas von der Natur verstehen – Landwirte zum Beispiel. Gegen einen Geldbetrag übernehmen diese dann die Aufgabe, den Verlust an Natur auszugleichen.

Der Verein FürthNatur, dessen Mitglieder überwiegend selbst Landwirte sind, will Ökokonten bündeln und sinnvolle Ausgleichsmaßnahmen für Mensch und Natur in Stadt und Landkreis Fürth entwickeln. Davon sollen sowohl die Investoren als auch die Landwirte profitieren. Die Bauherren können die für sie lästige Verantwortung abtreten, die Bauern erschließen sich eine neue Einnahmequelle. Um die Eingriffe in Natur- und Landschaft zu "heilen" und nach dem Bundesnaturschutzgesetz in geeigneter Art und Weise zu kompensieren, eignen sich vor allem landwirtschaftliche Flächen. Weil sie zuvor bewirtschaftet wurden, lassen sie sich im Sinne des Naturschutzes besonders gut aufwerten.

Für 2018, das wurde bei der Mitgliederversammlung in Cadolzburg deutlich, hat sich FürthNatur unter anderem vorgenommen, weitere Ökokonten zu schaffen. Gerade der Ballungsraum Nürnberg suche händeringend nach Ausgleichsflächen, hieß es von Vereinsseite. Die Landwirte könnten Nutznießer sein, Dollarzeichen sollten aber nicht in ihren Augen blinken, mahnte Andreas Leßmann von der Unteren Naturschutzbehörde. So mancher habe sich bereits verkalkuliert und zahlte nach ein paar Jahren für die Aufwertungsmaßnahmen wie Baumpflege und -saat drauf.

Letztlich kann so aus dem vermeintlich guten Deal ein Minusgeschäft werden, zumal der Ausgleich geleistet werden muss, solange der Eingriff besteht. Ist also beispielsweise eine Aufforstung über 50 Jahre vereinbart, dann muss im Zweifelsfall der Nachkomme den Vertrag erfüllen, selbst dann, wenn das erwirtschaftete Geld bereits aufgebraucht ist. Wer vernünftig kalkuliert, könne aber einen guten Verdienst einstreichen. Damit das auch klappt, wird FürthNatur "in naher Zukunft", so heißt es, Informationsmaterial erarbeiten, eine Homepage einrichten und kostenpflichtige Beratungsgespräche für Mitglieder anbieten.

Ökokonten als Geschäftsmodell für Landwirte

© Sebastian Zelada

Geehrt wurde am Rande der Sitzung Vereinsvorstand Siegfried Tiefel. Der ehemalige Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes bekam für seinen langjährigen Einsatz für die Belange der Landwirte aus den Händen von Peter Proebstle vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten die Bayerische Staatsmedaille überreicht.

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