Ölrettich und Leindotter lassen Brachland aufblühen

20.10.2018, 14:00 Uhr
Ölrettich und Leindotter lassen Brachland aufblühen

© Foto: Petra Fiedler

Der Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes (BBV) Fürth, Peter Köninger, weiß, dass Landwirtschaft und Naturschutz oft in einem Spannungsverhältnis stehen. "Wir Landwirte im Landkreis haben uns aber gesagt, dass es besser ist, miteinander und nicht übereinander zu reden."

Deshalb habe man sich mit Sabine Lindner, der Kreisvorsitzenden des Bundes Naturschutz, und BN-Kreisgeschäftsführerin Dagmar Nitsche schon 2017 an einen Tisch gesetzt. "Einige Initiativen wurden dabei diskutiert", berichtet Kreisobmann Köninger. Der Zwischenfruchtanbau mit besonders naturnahen Pflanzenmischungen sei nun das erste gemeinsam auf den Weg gebrachte Projekt. Bei Landwirt Rainer Niederhöfer schlägt es in diesem Jahr die ersten Wurzeln.

"Da brummt und schwirrt es, dass es eine reine Freude ist": Das berichtet Niederhöfer aus Meiersberg von seinen Feldern. Er ist Vollerwerbslandwirt ohne Viehhaltung. Auf seinen Äckern wachsen Getreide und Mais. Die Ernte wandert zu großen Teilen in die von ihm und einem Kollegen betriebene, dorfansässige Biogasanlage.

Im Lauf des Jahres kann es bei Niederhöfer, wie bei fast allen anderen Landwirten, passieren, dass je nach Frucht die Felder zwischen Ernte und Neuaussaat über längere Zeit brachliegen. Ein Umstand, der für den Boden nicht gut ist, weil er dann der Witterung und möglicher Erosion ausgeliefert ist. Brachflächen sind meist ein reiner Negativposten. Sie sind keine Bienenweiden, bieten Hase, Fasan oder Rebhuhn keinen Schutz und so manchem gefiederten Feldbewohner keine Nahrung.

Besondere Pflanzenmischung

Deshalb hat sich Niederhöfer gerne der BBV-/BN-Initiative angeschlossen und heuer auf rund 32 000 Quadratmetern ganz besondere Pflanzenmischungen ausgesät. Das Ziel: eine breite Vielfalt an Blühpflanzen aufs abgeerntete Feld zu bringen. Viele Bestäuber und Insekten sind nämlich Spezialisten, brauchen besondere Blütenformen und Blätter.

Dass der Farbteppich auf Niederhöfers Feldern heuer Lücken aufweist, ist Folge des heißen und trockenen Sommers. Seiner Begeisterung tut das aber bei der Feldbegehung keinen Abbruch.

Sabine Lindner und Dagmar Nitsche vom BN freuen sich natürlich über jedes mit Zwischenfrüchten bebaute Feld. "Die Landwirte könnten ja die meisten Flächen für Blühpflanzen bereitstellen", verweist Lindner auf die Verteilung von öffentlichem Grün, Privatgärten und Ackerfläche.

Dagmar Nitsche bekennt, dass sie am liebsten gar keine brachliegenden Felder mehr sehen möchte, denn: "Oben hungern die Insekten, unten Regenwürmer und Bodenorganismen."

Wie es anders aussehen kann, demonstrieren umgehend die beiden Fachleute vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Fürth: Landwirtschaftsdirektor Horst Krehn und Pflanzenbauberater Nikolaus Ehnis buddeln zwischen Rettich und Leinsaat, Sonnenblumen und Klee. "Das ist Futter für die Bodenbakterien", sagt Horst Krehn und hält einen stabilen Ölrettich in der Hand, während Nikolaus Ehnis Stängel des Buchweizens und das Wurzelgeflecht von Klee präsentiert. "Bienenschmaus heißt die Mischung, die hier noch in Blüte steht", erklärt der Pflanzenbauer und verrät, dass auch Koriander, Leindotter, Ringelblume und Mohn in diese Mischung gehören.

Peter Köninger hat sich für diesen ökologisch besonders wertvollen Pflanzenmix eingesetzt. Er bekennt, in Sachen Zwischenfruchtanbau Überzeugungstäter zu sein. Weit mehr, als die vom Gesetzgeber im sogenannten "Greening" vorgeschriebenen fünf Prozent der Ackerflächen tragen bei ihm nach der Ernte Zwischenfrüchte. Auch sät Köninger die Vielblüher gleich zusammen mit dem Mais aus. "Das verbessert die Ökobilanz dieser oft verschrieenen Pflanze enorm".

Mit wachsamen Augen stiefelt er durch die zum Teil hüfthohen Pflanzen auf Niederhöfers Feld. Er hat eine Idealvorstellung, eine Vision: "Möglichst auf jedes Feld Zwischenfrüchte." Die seien nicht nur aus Naturschutzsicht wertvoll, sondern die Basis für eine erfolgreiche Ernte im nächsten Jahr.

Die bunten Blüten auf den Feldern von Rainer Niederhöfer sollen andere Landwirte motivieren, noch mehr zu machen. "Vielleicht ist das hier ja eine Art Leuchtturmprojekt", hofft der BBV-Kreisobmann.

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