Paarweise herbstlich: Millowitsch und Sittler als Ehe-Veteranen

1.12.2018, 17:07 Uhr
Mariele Millowitsch hat zusammen mit Walter Sittler im Fürther Stadttheater vorgelesen.

© Henning Kaiser (dpa) Mariele Millowitsch hat zusammen mit Walter Sittler im Fürther Stadttheater vorgelesen.

Zwei Fragen drängen sich auf, sobald Mariele Millowitsch und Walter Sittler an ihren – getrennten – Lesetischen auf der Bühne Platz nehmen: Wollen die jetzt wirklich einen Abend lang einfach nur vorlesen? Und: Ist das nicht ein klassisches Déjà-vu?

Beides kann man getrost mit Ja beantworten. Es ist nicht zu leugnen, dass das "Szenische" hier relativ kurz kommt, was aber in Ordnung geht, denn die beiden sind hervorragende Vorleser. Richtig ist aber auch, dass hier ein Paar wiedervereint ist, das dank jahrelanger TV-Omnipräsenz fast schon zur Familie zu gehören scheint.

Walter Sittler.

Walter Sittler. © Thomas Scherer

Wie kompliziert es sein kann, ein Paar zu werden, haben die beiden serienweise durchexerziert ("Girlfriends", "Nikola"). Wenn jetzt die Abnutzungserscheinungen einer angejahrten Beziehung beleuchtet werden, folgt das ja durchaus einer gewissen Logik. Elke Heidenreich und Bernd Schroeder liefern dafür mit "Alte Liebe" eine Vorlage, die passt wie ein Paar alte Hausschlappen.

Das Autorenduo schlägt eine Tonlage in gepflegtem Moll an. Keine bösen Worte werden gewechselt, ironische Spitzen haben sich längst schon abgeschliffen. Die Unlust schleicht sich getarnt als altersmilde Melancholie an. Das ist, richtig, stellenweise ein bisschen langweilig. Nicht, dass Heidenreich/Schroeder keine perfekten Dialoge schreiben würden. Auch die monologisch vorgetragenen Erinnerungen der beiden Ehe-Veteranen sind im Grunde stimmig. Aber das ist alles so glatt und trivial, dass kaum auffällt, wie fein hier ein paar vertraute Stereotypen durchgenudelt werden. Spätestens wenn er vertrauensvoll berichtet, seitenweise Ratschläge zum Thema Wechseljahre gelesen zu haben, um sie besser verstehen zu können, wird’s freilich ein bisschen zu viel des Guten.

Doch dieses Bühnen-Paar, das sich als Alt-68er outen wird (Was immer das sein soll, haben sie einst vielleicht Blümchenhose getragen? Oder mit Rudi in Berlin demonstriert?), wird noch einmal ein märchenhaftes Happy End erleben. Sie finden zurück zu Herzklopfen und gemeinsamen Badewannen-Wonnen, als Tochter Gloria zum dritten Mal heiratet. Der neureiche Schwiegersohn liefert genug Gründe, ein paar tapfere sozialkritische Phrasen loszuwerden.

Das könnte ins Auge gehen, würden Mariele Millowitsch und Walter Sittler dem Text nicht so viel kluge Zurückhaltung angedeihen lassen. Beide vermeiden es tunlichst, Pointenkracher abzulassen, dafür geben sie ihren Zeilen eine unaufgeregte Authentizität, die dem ganz normalen Beziehungsalltag glaubhaft Raum gibt. Auch deshalb ist das endgültige Beziehungs-Aus dann tatsächlich ergreifend. Das ist nicht weniger als ein kleines Kunststück.

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