Parkplatzmangel: Wie wird Fürth die Autos los?

8.6.2018, 06:00 Uhr
Viele Großstädte haben das Problem, dass der Parkraum speziell in Wohngebieten nicht mehr ausreicht.

© dpa Viele Großstädte haben das Problem, dass der Parkraum speziell in Wohngebieten nicht mehr ausreicht.

Konstanz, Hamburg, Bremen, Stuttgart: In vier Großstädten war Melanie Diller kürzlich. Sie kehrte mit einer gewissen Enttäuschung zurück: Dort sei ihr nämlich aufgefallen, wie sehr Fürth hinterherhinke, wenn es um moderne Mobilität geht. "Die lokale Politik und ihre Wähler haben das bisher verschlafen."

Diller gehört zu denen, die es für falsch halten, immer mehr Parkraum in Städten zu fordern oder zu schaffen. Auf den Stellplatzmangel, der in der Innen-, Süd- und Oststadt viele plagt, müsse man anders reagieren, findet sie. Mehr Radler habe sie andernorts gesehen, bessere Radwege und mehr Leihräder. Moderne Städte, so Diller, fördern zudem Carsharing-Angebote und einen attraktiven Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV).

Fürth dagegen sei "im letzten Jahrhundert stehengeblieben" – das zeige sich besonders gut an der Freiheit: "Der größte Platz der Stadt mit viel Potenzial wird als Parkplatz genutzt", kritisiert Diller, die mit ihrer Familie bewusst auf ein Auto verzichtet. Brauchen sie doch mal eins, leihen sie sich eins aus.

Auch Florian Friedrich wünscht sich weniger Autos in der Stadt. Als die FN kürzlich der Frage nachgingen, ob Fürth nicht mehr Quartiersgaragen bräuchte, kam ihm das "antiquiert" vor, sagt er. Wie Diller meldete er sich deshalb zu Wort: "Wollen wir denn nicht eine zukunftsfähige Form der Mobilität voranbringen?" Es sei nicht Aufgabe der Gesellschaft, Lebensraum fürs Parken zu opfern. Die beiden denken an Grün- und Spielflächen, die fehlen, an Autoabgase, den Klimawandel, Lärm, zugeparkte Feuerwehranfahrtszonen und Kinder, die in gefährliche Situationen geraten, weil sie Kreuzungen nicht einsehen können.

Fürths Baureferentin Christine Lippert allerdings müssen sie gar nicht überzeugen. Wie Lippert auf Nachfrage sagt, sei es die Zukunftsaufgabe von Städten, Autos möglichst überflüssig zu machen. Es könne – auch wegen der Abgassituation – nicht weitergehen wie bisher. "Wir müssen was ändern an unserem Verhalten."


Überblick: Was tut die Stadt Fürth gegen den Stellplatzmangel?


Ein Blick auf die Statistik des Kraftfahrt-Bundesamts zeigt: Seit 1975 ist die Zahl der zugelassenen Fahrzeuge in Fürth von rund 30 000 auf 71 000 gestiegen. Viele Familien haben heute mehr als ein Auto.

Die Masse an Fahrzeugen sorgt zum einen dafür, dass abends immer mehr Menschen um ihren Block kurven. Zum anderen aber wächst auch das Lager, das sich alternative Konzepte wünscht.

Lippert beobachtet einen Wandel: Gerade viele junge Menschen würden auf ein Auto oder gar den Führerschein verzichten. Und in letzter Zeit seien vermehrt Anfragen nach Carsharing-Möglichkeiten eingegangen. Noch sei das Angebot in Fürth leider marginal. Aber zusammen mit der infra arbeite man gerade an einer Ausweitung, sagt Lippert. Außerdem wolle die Stadt Rad- und Fußwege weiter ausbauen und den ÖPNV stärken. Konkret geplant ist, in die Beschleunigung der Busse zu investieren.

Vorbildfunktion könnte das Wohnprojekt haben, das auf dem Steiner Krügel-Areal geplant ist. Dort will man den Bewohnern den Verzicht aufs Auto erleichtern. Die Steiner Grünen regen an, über einen Pool an Carsharing-Autos für die Hausgemeinschaft nachzudenken.

Lippert findet solche Ansätze spannend. Kürzlich habe man auch in Fürth schon einem Bauherren gestattet, weniger Stellplätze und dafür Carsharing-Plätze zu schaffen.

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