Weitere Spur zu mysteriösem Ton in Fürth

12.1.2015, 12:59 Uhr
Weitere Spur zu mysteriösem Ton in Fürth

© Winckler

Ein mysteriöser Pfeifton strapaziert seit Jahren die Nerven von Anwohnern der Vacher Straße. Vor allem nachts tritt er in unregelmäßigen Abständen auf. Allerdings nur für Sekunden. Die Suche nach der Geräuschquelle war bislang erfolglos. Das städtische Ordnungsamt hat seine Untersuchungen abgeschlossen und sieht keinen Handlungsbedarf.

Der Ton ist nicht laut und lang genug, um ein behördliches Eingreifen zu rechtfertigen, heißt es in dem Abschlussbericht, der den Anwohnern zugeleitet wurde. Wie Ordnungsamtschef Hans-Peter Kürzdörfer erläutert, konnte bei Messungen immerhin festgestellt werden, dass der Ton aus dem Bereich der Gebäude rund um die Hausnummer 127 kommen muss.

„Man ist ein bisschen hilflos“, kommentiert Anwohnersprecher Michael Mettcher den Sachstand. Er ist zwar dankbar für das städtische Bemühen, auf Abhilfe wartete er jedoch vergebens. Dass es momentan halbwegs erträglich ist, dafür ist die kalte Jahreszeit verantwortlich. Dank geschlossener Fenster wird die Nachtruhe nicht so penetrant gestört wie im Sommer.

Der Ton ist freilich nicht verstummt. Meist tritt er zwischen drei und vier Uhr nachts auf, berichtet Mettcher. Das größte Problem: er lässt sich nicht orten. Dazu trägt auch bei, dass seine Dauer laut Mettcher von eineinhalb Minuten auf 30 Sekunden abgenommen hat. „Er bricht inzwischen sehr abrupt ab“, sagt der Anwohner. Etwa ein Mal pro Woche kann er dieses Phänomen feststellen.

Ein Nachbar, der sich im nahen Wiesengrund umgehört hat, bestätigte die Erkenntnis des Ordnungsamts, dass das Geräusch aus dem Wohnbezirk kommt. „Ich tippe auf Heizungstechnik“, sagt Mettcher, schränkt aber postwendend ein, dass sich dies eigentlich nicht mit der Feststellung verträgt, dass der Ton seine Wirkung vor allem im Freien entfaltet. „Jeder hat so seinen Verdacht“, skizziert Michael Mettcher die diffuse Spurensuche.

In Berlin knallt es

Fahrstrom der Bahn, Pumpen der Kanalisation oder Kläranlage, Klimaanlagen und Toilettenspülungen sind bereits als Geräuschquellen verdächtigt worden. Bestätigt hat sich der Verdacht in keinem Fall. Die überregionale Resonanz auf die von den Fürther Nachrichten online mit Tonaufzeichnungen versehene Berichterstattung reißt jedoch nicht ab. Dieser Tage hat Michael Pingel aus Bornheim bei Bonn die Vermutung geäußert, dass es sich um eine Manipulation des neuen digitalen Funknetzes handelt. Als Feuerwehrmann kenne er den Ton von der Alarmierung her.

Im Rheinland hat er das Phänomen bereits im Sommer 2012 festgestellt. Vergangenes Jahr reichte er eine Petition beim nordrhein-westfälischen Landtag ein. Gefordert wird eine umfassende Hilfeleistung. Von den Behörden fühlt sich Pingel bislang im Stich gelassen. Aus dem Landtag hat er bislang nur die Mitteilung erhalten, dass die Bearbeitung seiner Eingabe mehrere Monate dauern könne.

Dass sie mit ihrem Problem nicht allein dastehen, ist für die unter der Geräuschbelästigung leidenden Anwohner der Vacher Straße ein schwacher Trost. Michael Mettcher hat die Hoffnung nicht aufgegeben, dass doch noch technische Möglichkeiten gefunden werden, um dem Phänomen auf den Grund gehen zu können. Ein Bekannter hat ihm eine Spezialkamera empfohlen, mit der Geräusche visualisiert werden können. Doch die ist Mettcher zu teuer. „Das ist eine Frage des Leidensdrucks“, erklärt er seine Zurückhaltung.

Nicht nur Fürther werden von undefinierbaren Geräuschattacken geplagt. Seit Jahren beunruhigt ein nächtlicher Brummton Menschen in Baden-Württemberg. Im Landkreis Böblingen und in Freiburg macht sich eine Interessengemeinschaft für die Aufklärung der Ursache stark. Die Süddeutsche Zeitung berichtete dieser Tage von verzweifelten Menschen im Schwarzwald, die nachts CDs abspielen, um den Ton nicht hören zu müssen. Auch Hamburger und Berliner werden aus dem Schlaf gerissen. In der Hansestadt hat die Umweltbehörde ebenfalls passen müssen, weil der Grenzwert für eine Lärmbelästigung nicht erreicht wird. In Berlin wiederum wirft ein Knallton Fragen auf. Die Ungewissheit über die Herkunft ist auch hier das Hauptproblem.

 

Hinweis:
Um den Ton hören zu können, stellen Sie bitte den Lautstärkeregler an Ihrem Computer laut!
Beispiel Nr. 1 - Geräusch in Fürth
Beispiel Nr. 2 - Geräusch in Fürth
Beispiel Nr. 3 - Geräusch in Fürth

 

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