Phantasia kämpft um sein Domizil

30.5.2011, 11:00 Uhr
Phantasia kämpft um sein Domizil

© Pfrogner

„Verkauf eines Anwesens“ hieß es kürzlich in der Stadtzeitung. Es folgten einige Eckdaten zur Lage und Größe und die Information, das Objekt sei „noch vermietet“. Angebote nimmt bis 8. Juni das Liegenschaftsamt an. Nach Informationen der FN gibt es fünf Interessenten, aber noch keine konkreten Angebote.

Als Geschäftsführer des Vereins „Schule der Phantasie“ dürfen sich Ulrike Irrgang und Lutz Krutein in der Wasserstraße 5 ein bisschen wie die Hausherren fühlen. Bisher zumindest. Sie habe, sagt Irrgang, erwogen, selbst den Hut in den Ring zu werfen. Doch sie kam ab von der Idee. Ein schmales, doch dreistöckiges, denkmalgeschütztes Haus muss man sich leisten können. Auf 175000 Euro beziffert ein Gutachten nach Auskunft von Albert Ruhhammer, kaufmännischer Leiter der städtischen Gebäudewirtschaft, den Wert des Gebäudes.

Unbezahlbar aber ist, wie Irrgang meint, was dieses „kleine phantastische Häuschen mit seinem besonderen Zauber“ für Fürths Kinder und Jugendliche bedeutet und gerade für die jungen „Stammkunden“ aus der Nachbarschaft. Hier erleben sie sich in einer anderen Welt als sonst: in Theaterworkshops, in Filz-, Holz- und Fellwerkstätten oder auch mal bei der Neugestaltung der einen oder anderen Ecke des Hauses.

Sollte die Stadt einen Käufer finden, werde die „Schule der Phantasie“ Ende 2012 obdachlos, fürchten Irrgang und Krutein. Und auch der Titel „Jugendkunstschule“ stünde auf dem Spiel. Denn der Landesverband der Jugendkunstschulen vergebe dieses „Prädikat“ nur an Einrichtungen, die bestimmte Qualitäts- und Formkriterien erfüllen. Dazu zähle ein fester Standort. Irrgang und Krutein wissen, dass die Stadt ihnen das Domizil schon viel länger gewährt als zunächst gedacht. 2007 zog die „Schule der Phantasie“ ins einstige Quartier des Jugendzentrums Catch Up. Ihr Mietvertrag war befristet auf das städtische Jubiläumsjahr. Es wurde ein Dauer-Provisorium.

Laut Ruhhammer steht die Immobilie nun zum Verkauf, weil die Stadt sie nicht direkt, dafür aber Geld benötigt. Trotzdem, versichert Bürgermeister Markus Braun, sei es in ihrem Interesse, eine „so wichtige Einrichtung im künstlerisch-kreativen Bereich“ zu halten. „Wir helfen deshalb gerne bei der Suche nach einem neuen Quartier.“ Das Dachgeschoss der Pfisterschule kommt laut Braun infrage. Doch Irrgang wehrt ab: Die Miete

sei zu hoch. Ruhhammer bestätigt: Voraussichtlich 6000 Euro brutto kämen pro Jahr zusammen, zu viel für die „Schule der Phantasie“. 4500 Euro gibt es im Jahr von der Stadt, doch schon jetzt fließe das meiste Geld in die Miete, nicht in die pädagogische Arbeit, sagt Krutein.

Bürgermeister Braun will prüfen, ob es leere Ladenflächen in zentraler Lage gibt oder ob die Unterbringung in einer Grundschule möglich wäre. Letzteres wäre schön, findet Irrgang, denn die schulische Bildungsarbeit

zu ergänzen, sei eine Grundidee der „Schule der Phantasie“. Trotzdem hegt sie die „heimliche Hoffnung, dass sich ein Käufer findet, der uns hier lässt“. Oder ein Sponsor... Klar ist: Zumindest ein symbolisches Kaufangebot möchten Irrgang und ihre Mitstreiter bei der Stadt einreichen. Am Samstag, 4. Juni, veranstalten sie deshalb im und vor dem Haus Phantasia einen Spendenaktionstag mit acht Mitmach-Werkstätten. Das Motto: Stell dir vor, wir hätten Geld und kaufen uns das Haus Phantasia...

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