Pilze sprießen schon

28.8.2014, 16:00 Uhr
Pilze sprießen schon

© Foto: Armin Weigel/dpa

Viel Regen und ab und zu ein paar Sonnenstrahlen, denen es gelingt, die dichte Wolkendecke zu durchbrechen: Auf dem Kalenderblatt steht August, der Blick aus dem Fenster lässt eher September oder gar Oktober vermuten. Daheimgebliebene und Schüler dürften vom diesjährigen Hochsommermonat schwer enttäuscht sein. Nicht aber die Pilzliebhaber: Die finden derzeit schon mehr als genug Gewächse, die ihre kleinen Hüte aus dem Erdreich recken.

Mit Stumpf und Stiel

Selbst entscheiden, ob der Fund aus dem Wald in der Pfanne landet, das sollten nur die Sammler, die „wirklich gute Kenntnisse haben“, betont der Pilzexperte Joachim Stanek. Unerfahrenen rät er dringend, die Schwammerl vor dem Verzehr von Pilzberatern untersuchen zu lassen. Hier gilt es, nicht übereifrig alle Pilze, die man zwischen Gräsern und Laub findet, in sein Körbchen zu packen: Eine kleine Menge muss genügen, falls alle ungenießbar sind und deshalb weggeschmissen werden müssen.

Um die Bestimmung zu erleichtern, sollten Sammler die Pilze nicht an der Oberfläche mit einem Messer kappen, sondern sanft aus dem Boden herausdrehen – und zwar im Ganzen mit Stumpf und Stiel. „Bestimmte Erkennungsmerkmale befinden sich nämlich an der Stielbasis“, erklärt Stanek.

Verwechslungsgefahr groß

Pilzfreunde sollten bereits im Wald nur zu Pfiffern greifen, die leicht zu bestimmen sind. Bei Pilzen mit Röhren – darunter fallen Steinpilze oder Maronenröhrlinge – ist die Verwechslungsgefahr Stanek zufolge nicht gar so groß. Ganz anders sehe das bei den Lamellenpilzen aus, von ihnen sollte man grundsätzlich die Finger lassen. „Die sind gefährlich, weil die Leute nicht die Details beachten“, sagt der Experte.

Unter den Lamellenpilzen sprießt ein ganz besonders fieses Exemplar: Der Grüne Knollenblätterpilz sieht vor allem im jungen Zustand wie ein harmloser Champignon aus, kann aber beim Verzehr tödlich sein.

Ratschläge hin oder her – nicht jeder scheint sich daran halten zu wollen. So gibt es immer wieder Abenteuerlustige, die unbedingt einen für sie noch völlig unbekannten Pilz zur Untersuchung bringen müssen. Wer es nicht lassen kann, muss den Fremdling auf jeden Fall gesondert verpacken, damit er die anderen Schwammerl nicht berührt, betont Joachim Stanek.

Viele Regeln gilt es bei der Pilzsuche einzuhalten. Auch daheim, fernab von Wäldern und Wiesen, muss so einiges beachtet werden, damit der Verzehr zum Genuss wird und nicht zu Bauchschmerzen oder Erbrechen führt. Denn Pilze leben weiter, auch wenn sie bereits abgeschnitten wurden. „Sie müssen luftig gelagert werden, sonst schimmeln sie“, weiß Stanek. Der Fachmann rät, die Speisepilze etwa im Ofen zu trocknen oder rasch zu Gerichten wie Ragout und Suppe zu verarbeiten. Was nicht sofort gegessen wird, kann auch eingefroren werden. Keinesfalls sollte der Fund tagelang im Keller liegen, bevor er verarbeitet wird, sonst ist eine Lebensmittelvergiftung programmiert.

Die Staneks bieten im Herbst Pilzführungen an. Termine und weitere Infos unter Tel. (0 91 27) 88 32 oder www.stanek.name

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