Pool fürs Regenwasser

18.7.2018, 06:00 Uhr
Pool fürs Regenwasser

© Foto: Hans–Joachim Winckler

Dem ersten Becken mit einem Volumen von 10 000 Litern hat der Umweltausschuss jetzt grünes Licht gegeben. Es soll für rund zwei Millionen Euro im Farrnbachtal am Hasellohweg errichtet werden. Das Besondere daran: Es handelt sich nicht um ein in den Boden versenktes, abgedecktes Wasserreservoir aus Beton, sondern um eine künstlich geschaffene und dann wieder begrünte offene Mulde.

Die ist nach Angaben von Gabriele Müller, Leiterin der Stadtentwässerung, nötig, um dem Naturschutz im dortigen Landschaftsschutzgebiet Rechnung tragen zu können. Aber auch Kostengründe sprechen für die wesentlich billigere offene Lösung. Finanziert wird das Bauwerk über die Abwassergebühr.

110 Meter lang, 45 Meter breit und 3,50 Meter tief soll das aus Sicherheitsgründen mit einem rund einen Meter hohen Damm und Zaun umgebene Regenrückhaltebecken sein. Es kann die bei Starkregen in die Farrnbach flutenden Wassermenge aus einem 85 Hektar großen Einzugsbereich von derzeit 2350 Liter pro Sekunde auf 100 Liter pro Sekunde drosseln. Der Einzugsbereich erstreckt sich bis zur Würzburger Straße.

Den Anstoß für das Projekt hat das Evangelische Siedlungswerk (ESW) mit dem geplanten Bau von rund zehn Doppelhäusern und elf Reihenhäusern am Hasellohweg gegeben. Als Regenwassersammler hätte eigentlich ein kleineres Becken ausgereicht. Doch weil die Stadt für die angrenzenden Wohngebiete selbst noch zusätzlichen Stauraum benötigt, hat sie sich gleich angeschlossen, was ein Wachstum nach sich zog. Müller: "Zwei Rückhaltebecken zu bauen, die doppelte Betriebskosten nach sich ziehen, wäre wirtschaftlich Unsinn gewesen."

Alternativstandorte außerhalb des Landschaftsschutzgebiets gebe es nicht, und aufgrund der örtlichen Verhältnisse könnten auch keine Stauraumkanäle als Ersatz für das Becken gebaut werden. Über Kanäle wird das Wasser aus den Wohngebieten unterirdisch in die Mulde geleitet. Von dort aus fließt es durch ein Rohr gedrosselt in die Farrnbach.

Kein Fremdkörper

Bei Starkregen kann sich überraschend eine Springflut in das Sammelbecken ergießen. Deshalb dürfen sich hier keine Menschen aufhalten, was mit einem Zaun sichergestellt werden soll. Im Erscheinungsbild soll sich das begrünte Becken in die Landschaft einfügen und nicht als Fremdkörper wirken. Für den Eingriff in die Landschaft werden aber dennoch ökologische Ausgleichsmaßnahmen nötig.

Auf etwa ein Jahr schätzt Gabriele Müller die Zeit zum Realisieren des offenen Beckens. Bevor es nicht fertig sei, könne das ESW sein Wohnprojekt nicht in Angriff nehmen. Zunächst müsse die Stadt den Grund für das Rückhaltebecken erwerben. Die bislang landwirtschaftlich genutzte Fläche sei schon früher einmal für einen Wassersammler vorgesehen gewesen, wurde dann aber von der Stadt zur Bebauung verkauft.

Um für ein umweltverträgliches Einleiten von Regenwasser in die Farrnbach zu sorgen, sind in Unterfarrnbach noch zwei weitere Sammler nötig. Zu ihrem Einzugsbereich zählt auch das Neubaugebiet auf dem ehemaligen Norma-Gelände an der Würzburger Straße. Wie diese Regenrückhaltebecken aussehen werden, ist nach den Worten der Amtsleiterin noch völlig offen.

Auch juristisch steht die Stadt in der Pflicht. Seit 2009 schon fordert die Regierung von Fürth Regenrückhaltebecken für das Einleiten in die Farrnbach. Wenn die Kommune die Auflage nicht erfüllt, wird sie schadensersatzpflichtig, wenn nach Starkregen etwa Keller voll laufen. Die Leiterin der Stadtentwässerung appelliert deshalb an die Stadträte, rasch Abhilfe zu schaffen: "Uns entgleitet sonst das Wasserrecht. In der Stadt wird immer mehr gebaut und wir müssen unsere Aufgaben erledigen".

Um die wachsende Großstadt vor Überschwemmungen zu bewahren, seien bei künftigen großen Baumaßnahmen in zunehmendem Maße individuelle Rückhalteeinrichtungen erforderlich. Von einem akuten Handlungsbedarf spricht auch Bürgermeister Markus Braun.

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