Poppenreuther Zeitreise mit Klangzauberern

31.8.2015, 17:45 Uhr
Poppenreuther Zeitreise mit Klangzauberern

© Foto: Michael Müller

Moritz Görg, dessen Konzerte im Urlaubsmonat August in Poppenreuth schon Tradition haben, hatte drei Typen seines Instruments mitgebracht: die im heutigen Konzertbetrieb gebräuchliche Ventiltrompete, die sogenannte Bachtrompete und eine Naturtrompete, die in der Tonvielfalt auf die Naturtöne begrenzt ist.

Und diese baute er innerhalb von dreißig Sekunden noch zu einer Zugtrompete um, wobei hier, anders als bei der Zugposaune, das verlängerte Mundstück als „Zug“ verwendet wird. Und weil es auch verschiedene Orgeltypen gibt, benutzte sein musikalischer Begleiter Michael Riedel sowohl die große Orgel auf der Empore als auch die „kleine Schwester“, das Orgelpositiv“ im Altarraum, für Solostücke und die Begleitung des Solisten.

Es wurde aber nicht nur doziert, sondern auch musiziert, und das in ganz vortrefflicher Weise. Eröffnet wurde das Konzert ganz unkonventionell mit „Old/New“ von Maurizio Kagel, in konservativen Kreisen als schockierender Avantgardist verschrien, wobei der Trompeter noch „hinter den Kulissen“ unsichtbar blieb.

Mit den „Canziónes de Clarines“ eines anonymen Komponisten aus dem 17. Jahrhundert folgte dann aber „ganz versöhnlich“ ein Werk für Trompete und Orgel, in dem die beiden Instrumentalisten die Klangvielfalt dieser frühbarocken Musik in homogenem Zusammenspiel und Klangschönheit erklingen ließen.

Nach einer Toccata für Orgel von Johann Jacob Froberger aus der gleichen musikalischen Epoche mit virtuos perlenden Läufen begaben sich die Interpreten auf die Orgelempore und wieder ins 20. Jahrhundert. „Kokyo II“ des 1952 geborenen Japaners Tamihiro, das dem Vernehmen nach auf einem japanischen Lied basiert, dessen Melodie allerdings nur sehr schwer zu erahnen war, begann mit einer Trompetenpassage über einem Orgelpunkt. Und frei von den Fesseln jeglicher Tonalität waren dann grelle Dissonanzen, gleißende Orgelklänge und krasse musikalische Gegensätze zu vernehmen.

Zurück zum Barock

Durchaus in tonalem Rahmen bewegte sich das folgende Moderato aus „Trois prières sans paroles“ von Jean-Michel Damase (1928 – 2013) mit einem fast liedhaften Dur-Schluss. Und dann ging es wieder zurück in den Altarraum mit vertrauten Barockklängen. In einer Toccata von Dietrich Buxtehude mit einem zart-lieblichen Mittelteil bewies Organist Michael Riedel beeindruckende Ausdrucksfähigkeit, aber auch gestalterische Brillanz. Im Choralvorspiel „Allein Gott in der Höh´ sei Ehr“ von Johann Sebastian Bach, bearbeitet für Orgel und die zur Zugtrompete umgebaute Naturtrompete, beeindruckte das ungewohnte Klangbild dieser Interpretation. In der Suite in D von Jeremiah Clarke mit dem bekannten „Trumpet Tune“ und dem „Prince of Denmark´s March“ als Ecksätze und eingefügten Orgelsoli konnten die beiden Musiker dann aus dem Vollen schöpfen – eine überzeugende Wiedergabe.

Den glanzvollen Abschluss bildete eine dreisätzige Sonate von Georg Philipp Telemann, gespielt auf der Bachtrompete; auf das wunderschöne Andante folgte ein energisches Allegro mit einem brillanten hohen Spitzenton am Schluss. Der begeisterte Beifall enthielt auch ein herzliches Dankeschön für die anschaulichen Informationen zur Trompete in Wort und Ton, nahtlos eingefügt in den musikalischen Ablauf.

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