Pornokino

„In Deutschland ist die höchste Form der Anerkennung der Neid“, meinte vor etwa 200 Jahren der Philosoph Arthur Schopenhauer. Ob sich an dem Satz Grundlegendes geändert hat? Eine Frage, die sich ab heute und in den kommenden Wochen die Autoren der literarischen Wochenreihe der FN stellen. Den Auftakt der „Fürther Freiheit“-Beiträge zum neuen Thema macht Fitzgerald Kusz.

Nürnberger aus Leidenschaft, Dramatiker („Schweig, Bub!“), Lyriker, (Dreh-)Buchautor, PEN-Mitglied, Rezensent und mit seiner Mundart-Kunst, die Poesie und Realismus treffsicher miteinander verknüpft, seit mehr als drei Jahrzehnten eine feste literarische Größe.
Einen anderen Großen im Konzert der literarischen Stimmen der Region gilt es unterdessen zu betrauern: Friedhelm Sikora ist nach langjähriger Krankheit am vergangenen Freitag gestorben. Er wurde 63 Jahre alt. Seit 2004 war der gebürtige Kölner, der als freier Schriftsteller und Mitarbeiter des Bayerischen Rundfunks wirkte, im Team der „Fürther Freiheit“-Autoren. Mit seinen geistreich-ironischen, wortgewaltigen, ausschweifend-phantasievollen Geschichten und Gedanken zur Zeit erwarb er sich eine stattliche Fangemeinde. Er wird uns fehlen. Die Szene: Eine Dame und ein Herr unterhalten sich bei einer Tasse Kaffee in der Cafeteria eines Seniorenheims.

FRAU Ner, des wohr doch gestern ohmd wos für Sie, gell, Herr Mausner?

MANN Wos?

FRAU Ner, soongs blouß, Sie hamm si den Film ned oogschaut?

MANN Wos fürern Film?

FRAU Ner, der wou gestern Ohmd im Zweitn drookummer is.

MANN Iich hou gestern es Erschte gschaut, obber des wohr ä su ä arger Krampf, dassi inn Fernseher mittndrin ausgmacht hou, und dann binni scho ummer neiner in mei Bett.

FRAU Hättens halt ä weng umgschalt.

MANN Iich wohr su mäid.

FRAU Ner, dou werrns obber schnell widder munter worrn.

MANN Wäisu? Wos is denn drookummer?

FRAU Dou hättens wos gsäing für Ihr Geld! Alle Aung­blick hout si jemand auszoong.

MANN Im Programm is obber nix dervoo dringstandn.

FRAU Dou werrns werkli auf Ihre Kostn kummer, Herr Mausner. Und des wohrn fei sugohr schöne Frauen. Ä jede kann ja ned zeing, wos hout!

MANN Ach, es gibt doch nix Langweilichers wäi nackerte Weiber!

FRAU Des soongs doch etz blouß, weils den Film ned gsäing hamm.

MANN Allers kammer aa ned säing.

FRAU Gell, etz senns doch ä weng enttaischt?

MANN Ach, louns mi doch blouß mit däi nackertn Weiber in Rouh! Dou derfür binni doch scho viel zu alt.

Längere Pause.

FRAU Neili hout Sie jemand gsäing, wäis aus ä suem bewusstn Kino rauskummer senn.

MANN Iich gäih doch ned ins Kino.

FRAU Sie wissn scho, wos fürer Kino iich maan.

MANN Dou wissn Sie mehr wäi iich…

FRAU Streitn Sies joo ned ab! Sie senn gsäing worrn.

MANN Vo wem denn?

FRAU Des kanni ned soong.

MANN Etz werd amm aa nu hinterherspioniert.

FRAU Naa, des wohr blouß ein Zufall, dass der Betreffende an dem bewussten Kino vorbeikummer is.

MANN wird langsam wütend. Also, suwos! Des is doch... er sucht nach Worten... der blanke Neid! Der is doch blouß neidisch auf miich, weil er si selber ned neitraut hout! Und desweeng schwärzt er miich oo und derzählts überoll rum! Er denkt kurz nach. Iich kammer scho denkn, wer des wohr!

FRAU Iich sooch nix…

MANN Wos maaners, wäi gern der neiganger wär!?

FRAU antwortet nicht.

MANN Obber iich hätt nern ned verroutn, wenninn gsäing hätt. Iich ned! Suwos hängt mer doch ned an die große Glocke!

FRAU Reeng sersi doch ned su auf! Iich hou dou nix dergeeng. Des gäiht miich doch nix oo, wou Sie Ihr Geld hiitroong. 

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