Pracht der Altstadt

15.5.2014, 13:00 Uhr
Pracht der Altstadt

© Armin Leberzammer

Gleich zu Beginn ist es Rundgangleiterin Elke Eders Anliegen, mit einer bautechnischen Legende aufzuräumen: „Fachwerke wurden nicht mit Ochsenblut gefärbt.“ Stattdessen sorgte eine Mischung aus Leinöl und gemahlenem Lehm für die markante rötlich-braune Färbung des Gebälks. Auch Zirndorf liefert dafür einige Beispiele.

Rund um den Koppenplatz etwa, wo sich laut Eder 400 Jahre Baugeschichte mit ihren jeweiligen Stilen und Ausprägungen bestaunen lassen. „Vom klassischen fränkischen Fachwerk über Sandstein- und Gründerzeithäuser bis hin zu Gebäuden der Neo-Renaissance findet sich hier etwas“, so die Stadtführerin, die den Rundgang gemeinsam mit dem Stadtmuseum konzipiert und umgesetzt hat.

Am Voglerhaus, einem Sandsteingebäude aus dem Jahr 1795, sei noch heute zu erkennen, auf welche Weise sich Maurer und Steinmetze selbst verwirklicht haben. Im Prinzip völlig funktionslos, aber heute wie damals ein wahrer Hingucker sind die Giebeleckvoluten – steinerne Zierde in Schnecken- oder Blümchenform. Ebenso der Firstschmuck in Form einer Pinie. Wer Geld hatte und dies anderen beweisen wollte, machte so auf seinen Wohlstand aufmerksam. Die beschwerliche Arbeit dahinter bleibt dem oberflächlichen Blick verborgen, weshalb Elke Eder eindringlich an das harte und gefährliche Handwerk des Steinebrechens in den Steinbrüchen rund um die Alte Veste erinnert.

Nicht gebrochen, sondern gebrannt ist das Material, aus dem vor über 100 Jahren eines der typischen Gründerzeithäuser errichtet wurde. „Besonders die Zirndorfer Spielzeugfabrikanten leisteten sich diese repräsentativen Backsteingebäude, wie sie mehrfach in der Stadt zu finden sind“, erklärt Eder.

Alte Bürger erzählen

Bei der Recherche für diesen neuesten Stadtrundgang verließ sich Eder nicht nur auf Museum, Archiv und Internet. „Wenn man die alten Zirndorfer aushorcht, bekommt man viele interessante Erzählungen“, sagt sie. Etwa jene, dass das heutige Domizil der Tourist-Information einst die Polizeiwache beherbergte und deren dunkle Gefängniszelle mittlerweile zur öffentlichen Toilette umfunktioniert ist. Oder, dass es wenige Meter weiter sehr laut zuging: Hier befand sich nämlich eine scheppernde und rußende Schmiede.

Zum Abschluss der Führung durften die Teilnehmer selbst Hand anlegen und sich ganz konkret in die Handwerkskunst der Vergangenheit vertiefen. Mit Hilfe eines Krönels, einer Art überdimensioniertem Kamm, konnten Teilnehmer, die sich versuchen wollten, ihr Talent als Steinmetz testen und die spezifische Riffelung auf einem Sandstein anbringen.

Die Führung „Hingeschaut“ ist für Gruppen buchbar. Nächster regulärer Termin ist am 14. September. Nähere Infos unter Tel. (09 11) 96 06 05 90.

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