Premiere: Ab Frühjahr hat Fürth einen Elektrobus

8.11.2017, 06:00 Uhr
Premiere: Ab Frühjahr hat Fürth einen Elektrobus

© Foto: Christoph Schmidt/dpa

Der erste Elektro-Bus kommt schon fast als Weihnachtsgeschenk daher: Kurz vor den Festtagen wird ein Team der infra zum Werk des Herstellers Solaris in Polen reisen, um den Wagen abzunehmen.

Wie üblich gebe es einen "Riesenprüfkatalog", sagt Klaus Dieregsweiler, Leiter der Verkehrssparte der infra. Gesucht wird nach etwaigen Mängeln, damit sie der Hersteller noch im Werk beheben kann. Ausgeliefert wird der Bus im neuen Jahr.

Nach einer Testphase steigt er dann laut Dieregsweiler zwischen Ende Februar und Ende März in den Linienbetrieb auf Fürther Straßen ein. Irgendwann, da ist sich der Fachmann sicher, werden ausschließlich strombetriebene Busse durch die Städte rollen: "Das ist nur logisch." Der ÖPNV habe sich schließlich schon immer auf die Fahne geschrieben, die Innenstädte zu entlasten, sagt Dieregsweiler und zitiert sinngemäß einen alten Werbespruch: Ein vollbesetzter Bus ersetzt 50 Pkw. "Wenn dann hinten auch noch keine Abgase mehr rauskommen, können wir diesen Umweltgedanken noch einmal toppen."

Trotzdem: Eine Frist oder ein Limit wie die VAG in Nürnberg will sich die infra vorerst nicht setzen. "Ehrlich gesagt, hat mich die Aussage ,2020’ ein wenig verwundert", so Dieregsweiler, "das ist verdammt früh." Auch die VAG habe keine Erfahrung, kaufe gerade ihren ersten E-Bus. Die Kosten für die Stromer – 600.000 Euro samt Ladestation – seien zudem nach wie vor so hoch, dass man sie sich eigentlich nicht leisten könne. Ein Grund: Die Fahrzeuge werden immer noch in kleiner Stückzahl hergestellt.

Weil die infra für ihren ersten Elektro-Bus Fördergeld von Bund und Land bekam, muss sie für ihn aber in etwa nur so viel bezahlen wie für einen herkömmlichen Dieselbus ohne Förderung – zwischen 250.000 und 270.000 Euro. Für Dieregsweiler ist klar: Sollte es der politische Wille sein, dass die städtische Tochter infra nur noch Elektro-Busse anschafft, müsse auch das Fürther Rathaus "mitspielen und finanziell unterstützen".

Ein Zweiter kommt

Bevor Dieregsweiler dieses Thema mit der Politik besprechen wird, will er Erfahrungen im Linienbetrieb sammeln. Außerdem sei immer noch viel in Bewegung, was die Entwicklung betrifft. Mit Spannung erwartet er beispielsweise den E-Bus von Mercedes: Der Hersteller aus Stuttgart lasse sich mehr Zeit als andere, werde aber wohl ein sehr "ausgereiftes Modell" auf den Markt bringen. Dieregsweiler rechnet damit im nächsten oder übernächsten Jahr.

Wo in Fürth der neue Elektro-Bus ab dem Frühjahr fahren wird, hänge von den ersten Tests ab. Wenn alles gut läuft, soll er "frei auf allen Linien" zum Einsatz kommen. Das hätte den Vorteil, dass ihn "alle mal erleben können", wie Dieregsweiler sagt. "Die Bürger sollen schließlich mittesten."

Wegen der Reichweite des Akkus müsse sich niemand Sorgen machen. Der Wagen sei so konzipiert, dass er maximal ein Mal am Tag in den Betriebshof müsse, um ein wenig aufzuladen. Gegenwärtig gehören 55 Busse zum infra-Fuhrpark – allesamt Diesel. Im Durchschnitt fünf davon werden jährlich durch neue Modelle ersetzt. Für den Zeitraum 2019/20 plant der Verkehrsbetrieb, neben mehreren Dieselbussen einen weiteren Elektro-Bus anzuschaffen.

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