Premiere des Louis-Kissinger-Preises

28.4.2012, 22:00 Uhr
Premiere des Louis-Kissinger-Preises

© Hans-Joachim Winckler

Welch hohe ideelle Bedeutung der Auszeichnung beigemessen wird, zeigte schon die zur Preisverleihung in die Altbauturnhalle des Helene-Lange-Gymnasiums gekommene Prominenz: Bayerns Kultusminister Ludwig Spaenle, Uni-Rektor Karl-Dieter Grüske, Regierungsvertreter, Bundestags- und Landtagsabgeordnete und die Spitze der Israelitischen Kultusgemeinde.

In den Schulräumen des damaligen Lyzeums hat Louis Kissinger bis 1933 selbst unterrichtet. 1975 kam er noch einmal in seine geliebte Heimatstadt zurück, um zusammen mit seiner aus Leutershausen stammenden Ehefrau Paula und Sohn Walter die Verleihung der Goldenen Bürgermedaille an seinen zweiten Sohn Henry (ursprünglich Heinz Alfred, damals US-Außenminister und seit 1998 Fürther Ehrenbürger) miterleben zu können. Am Freitagabend verlas Dana Kissinger (48), die in Genf lebende Tochter Walter Kissingers, Grußbotschaften ihres Vaters und des berühmten Onkels.

Während Walter Kissinger auf die humanitären Ideale seines Vater abhob, kündigte Henry Kissinger seinen Besuch im Sommer an und gratulierte der Spielvereinigung zum Aufstieg. Als große Ehre für ihren Großvater und dessen Ideale empfand Dana Kissinger die Auszeichnung. Ermöglicht hatte sie ihr Vater, indem er die geerbte deutsche Lebensversicherung seines Vaters der Fürther Autorin und Filmproduzentin Evi Kurz mit der Bitte übergab, damit ein gutes Werk in Fürth zu tun. Mit ihrer Film- und Buchdokumentation „Die Kissinger-Saga“ hatte Evi Kurz zuvor in aufwendiger Recherche beispielhaft das Schicksal einer jüdischen Emigrantenfamilie beleuchtet.

Erste Preisträgerin ist die Mathematik- und Biologielehrerin Margit Felscher (63) aus der dem Helene-Lange-Gymnasium benachbarten Leopold-Ullstein-Realschule. Über Jahrzehnte hinweg hat sie ihre Schülerinnen und Schüler in kreativen Projekten zur Auseinandersetzung mit Fragen der Humanität angeregt. Dazu gehörten Inszenierungen zum „Tagebuch der Anne Frank“ und zu Gedichten der jüdischen Lyrikerin Selma Meerbaum-Eisinger aus Czernowitz, die mit 18 Jahren 1942 in einem Arbeitslager ums Leben kam. Als Vorsitzende der Preisjury begründete Evi Kurz die Auszeichnung mit der Intensität von Felschers Ausstrahlungskraft auf ihre Schüler. Der Preis soll nach den Worten der Ausgezeichneten auch dazu beitragen, das öffentliche Bewusstsein für die Schwierigkeiten des Lehrerberufs zu schärfen.

Kultusminister Spaenle, der von einer Tagung im Doku-Zentrum zum Schicksal der Sinti und Roma nach Fürth gekommen war, sieht in der Pädagogik eine der wichtigsten gesellschaftlichen Aufgaben. Mit dem Preis könne zudem an den größten Zivilisationsbruch der Geschichte erinnert werden. Oberbürgermeister Thomas Jung wiederum freut sich, dass mit Dana Kissinger nun bereits die Enkelgeneration den Kontakt mit Fürth pflegt. Denn auch Henry Kissinger will mit Sohn David und zwei Enkeln nach Fürth kommen.

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