Protestmarsch für einen Strom-Sozialtarif

26.3.2009, 00:00 Uhr
Protestmarsch für einen Strom-Sozialtarif

© Edgar Pfrogner

So ein Wetter wünscht sich kein Veranstalter. Entsprechend unglücklich blickte Stephan Stadlbauer vom Fürther Sozialforum zu Beginn der Demonstration gen Himmel. Nieselregen und Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt ließen am Nachmittag nur rund 40 Frauen und Männer am Kohlenmarkt erscheinen.

«Ein bisschen mehr könnten’s schon sein«, klagte ein Teilnehmer. Aber Stadlbauer zeigte sich unbeirrt. «Wir ziehen das jetzt durch.« Wie mehrfach berichtet, setzt sich das Sozialforum seit geraumer Zeit dafür ein, dass die infra Strom an Bedürftige zu einem günstigeren Tarif abgibt. Der Energieversorger lehnt die Forderung ab, unter anderem mit dem Verweis auf das jährliche Millionen-Defizit im Öffentlichen Nahverkehr, das die infra decken müsse. Auch im Stadtrat findet sich keine Mehrheit. Grünen-Rätin Waltraud Galaske zählt zu den wenigen Unterstützern der Forderung des Sozialtarifs. «Ich hoffe«, sagte sie zum Auftakt der Demonstration, «dass unser Anliegen bald ernst genommen wird«.

Auch eine Sprecherin der Antifaschistischen Linke Fürth versprach Unterstützung. Die Forderung nach einem Stromsozialtarif sei ebenso wie die nach einem Sozialticket für Busse und U-Bahnen legitim und wichtig. «Wir wollen nur das, was uns zusteht.«

Vom Startpunkt Kohlenmarkt führte die Demo zunächst vor das Fürthermare, wo die Teilnehmer dagegen protestierten, dass die infra vorerst für erhöhte Energiekosten der privat betriebenen Bäder gerade steht. Im Anschluss ging es zum Elektrofachmark Saturn. Hier sollte darauf aufmerksam gemacht werden, dass die Stadt Tausende Euro ausgegeben hat, um den Vorplatz des Fachmarkts herzurichten.

Zum Abschluss ergriff Joachim Schwarz, der seit einigen Jahren Arbeitslosengeld II bezieht, für alle Betroffenen das Wort. «Dieser Sozialtarif ist bitter nötig, ich weiß, von was ich spreche«, betonte er. Zwar würden die Energiekosten jährlich steigen, die Sozialleistungen jedoch nicht angepasst. Dass Stadtrat und infra Energieberater ausbilden wollen, die Alg-II-Empfängern helfen, Strom und Gas zu sparen, hält er für wenig zielführend. Denn, so Schwarz: «Alle Bemühungen Energie zu sparen, und sind sie noch so schmerzhaft, werden durch die ständigen Preiserhöhungen unterlaufen.«