Punkt für Punkt mit viel Gefühl

24.4.2015, 15:00 Uhr
Punkt für Punkt mit viel Gefühl

© Foto: Horst Linke

Punkt für Punkt mit viel Gefühl

© Foto: Horst Linke

Musole Petulu hat einen weiten Weg zurückgelegt. Der Mann, der 1965 in Angola zur Welt kam, wuchs in Sambia auf, weil in seiner Heimat ein Bürgerkrieg ausbrach. Nach der Highschool studierte er drei Semester an der Kunsthochschule, bevor er für seine guten Leistungen ein Stipendium bekam, das ihm eine Ausbildung in Deutschland ermöglichte. So etwas nennt man wohl eine Chance, und deshalb wurde damals aus dem Kunststudenten aus Afrika in Nürnberg ein Elektroniker bei Grundig.

Wer heute Musoles Arbeiten betrachtet, ahnt, dass die Entfernung zwischen Sambia und Franken nicht annähernd so groß sein kann, wie die Sehnsucht, ein Künstler zu sein, im Herzen dieses Mannes.

Seine Bilder atmen den Geist dieser Ferne, die uns fremd und anziehend zugleich erscheint. Gedanken und Gefühle eines Lebens, das augenscheinlich niemals den Kontakt zu seinen Ursprüngen verloren hat, sind unschwer zu erkennen. Oder auch nicht.

Denn Musoles Malerei und Gestaltung machen es dem Betrachter zunächst einmal nicht schwer, vermeintlich Eingängiges zu entdecken. Eine Sicherheit, die schnell brüchig wird. Erst nach und nach wird deutlich, dass hier Ebenen aufeinander geschichtet wurden. Aufgeladen mit Bedeutung scheinen sie, mit Symbolen und Zeichen versehen, die sich einer Entschlüsselung vordergründig entziehen. Kommunikation findet aber dennoch statt. Es ist eine Art von intuitivem Verstehen, die den Zugang zu dieser Ausstellung, die in Zusammenarbeit mit der Art-Agency Hammond erstellt wurde, möglich und reizvoll macht.

Musole Petulu arbeitet zumeist mit Acryl auf Holz, mit unzähligen minutiösen Pinselpunkten gestaltet er Flächen oder findet feinste Musterungen für Details. Seine Farbwelt strahlt Wärme aus und umfasst ein Spektrum, das seine Vorbilder im Sand, im Wasser und am Himmel Afrikas fand. Die Objekte, die seine Aufmerksamkeit erregen, zitieren und spielen mit jener ganz besonderen Magie, die Künstler wie Picasso oder Braque zu Beginn des 20. Jahrhunderts inspirierte und auf – zumindest für Europa – neue Wege führte. Musole lässt ein afrikanisches Kunsterbe anklingen, aus dem unter anderem der Kubismus seinen Anfang nahm.

Der Künstler, der 2001 mit einem Anerkennungspreis zum Kunstpreis der Nürnberger Nachrichten ausgezeichnet wurde, verleiht seinen Kompositionen Titel, die wie die Anfänge zu Kurzgeschichten anmuten. Wer möchte nicht wissen, wie es um „Siemens drittes Auge“ bestellt ist? Oder was uns „Fetisch Frau“ enthüllt? Die Spurensuche kann sofort beginnen – in der Kundenhalle der Sparkasse in der Maxstraße.

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