Puschendorfer Müllkunstwerk

19.4.2018, 16:00 Uhr
Puschendorfer Müllkunstwerk

© Foto: Florian Burghardt

Als Walburga Popp mit ihrer Ansprache fertig ist, wirkt sie ein bisschen erleichtert. Vor vielen Menschen zu sprechen, das sei nicht so ihr Ding, sagt die 43-jährige Künstlerin aus Puschendorf. Dafür hat sie sich aber erstaunlich gut geschlagen. Vor Politikern, Journalisten und freiwilligen Helfern der Aktion "Saubere Landschaft im Landkreis Fürth" hat sie gerade ihr Kunstwerk vorgestellt, eine Assemblage. Das ist eine Collage, aber mit dreidimensionalen Objekten bestückt.

Mit dieser Arbeit wurde Popp vom Landkreis beauftragt. Sie trägt den Titel "Was von dir abfällt, lässt dich nicht los" und befasst sich materiell und inhaltlich mit dem Abfall, den wir produzieren, mit Umweltverschmutzung und dem bizarren Konsumverhalten der Wegwerfgesellschaft.

"Es geht mir darum, die Wahrnehmung zu schärfen, um Produkte bewusster auszuwählen und auf Verpackungen zu achten. Denn alles, was wir an Abfall produzieren, was wir achtlos wegwerfen, landet ja früher oder später wieder bei uns. In unserer Nahrungskette, auf unserem Teller", erläutert Popp ihre Darstellung.

Der Umgang des Menschen mit der Natur ist ihr wichtig. Besonders in Zeiten zunehmender Technisierung und Digitalisierung. Die ursprünglichen Eigenschaften des Menschen, seine Emotionen und Instinkte stehen deshalb auch im Mittelpunkt ihres künstlerischen Schaffens.

Dazu passt auch gut das Thema Upcycling, also die Aufwertung scheinbar nutzlos gewordener Materialien, indem man ihnen eine völlig neue Funktion gibt. "Ein schönes Beispiel, das ich schon bei einigen Menschen gesehen habe, ist die Nutzung der alten Waschmaschinentrommel als Grill oder Feuerstelle für den Garten", erzählt Popp. Beim Reden werden ihre Augen groß, die Stimme nimmt Fahrt auf. Man merkt richtig, dass es ihr Freude bereitet, wenn Menschen ihre Kreativität entdecken.

Das ist ein Grund dafür, warum sie auch Kurse an Schulen gibt und dort Kunstprojekte anbietet. Aktuell bringt sie Drittklässlern bei, wie man Collagen anfertigt. "Die Kreativität kommt an unseren Schulen zu kurz neben dem vielen Auswendiglernen. Dabei lieben Kinder es, kreativ zu experimentieren. Mehr freies Denken wäre wichtig", sagt die Künstlerin und zweifache Mutter.

Ein anderer Grund für die Kurse, die Popp neben ihrem Schaffen im heimischen Atelier anbietet, ist der, dass der berufliche Weg des Künstlers immer noch ein steiniger zu sein scheint. "Es ist ein hartes Brot", sagt Popp. Sie hat Kunsterziehung, Germanistik und später auch noch Freie Malerei studiert, verfügt zudem über ein Diplom in Kommunikationsdesign.

Seit 2006 arbeitet sie als freischaffende Künstlerin. Trotz ihrer Ausstellungserfahrungen und der Preise, die sie gewonnen hat, werde ihre Arbeit nicht immer wertgeschätzt, sagt sie. "Nicht selten wird das Wirken von Künstlern wie eine ehrenamtliche Tätigkeit betrachtet, die man gar nicht oder nur gering entlohnen muss", kritisiert Popp.

Doch ihr Berufszweig biete auch viele schöne Momente. So könne sie manche schwierigere Phase ihres Lebens wie einen schöpferischen Katalysator verwenden, durch den sie vieles verarbeiten und loslassen kann. "Nicht außer Acht zu lassen sind natürlich die Momente, wenn man im Gespräch mit einem Betrachter Wertschätzung für die eigene Arbeit erfährt", erzählt Popp.

Menschen, die ebenfalls Künstlerin oder Künstler werden wollen, rät sie, offen zu sein für Einflüsse, Modeerscheinungen und kritische Stimmen. Das sei wichtig, um sich weiterzuentwickeln. In seinem Werk jedoch sollte der Künstler immer bei sich bleiben, um authentisch zu sein. Das alles unter einen Hut zu bekommen, glaubt Popp, "ist wahrscheinlich nicht weniger als eine Lebensaufgabe".

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