Putzige Wollknäuel auf dem Laufsteg

30.3.2014, 06:00 Uhr
Putzige Wollknäuel auf dem Laufsteg

© Burghardt

Udo ist ein US-Teddy und sieht genau so possierlich aus, wie es der Name seiner Rasse vermuten lässt. Doch der niedliche Eindruck täuscht. Obwohl Udo erst sieben Monate alt ist und in eine Hand passt, kann er sich schon mit Fug und Recht als erfolgreicher sogenannter „Zuchtbock“ bezeichnen. „Durch sein schönes Fell und den tollen Körperbau ist er für die Zucht sehr gefragt“, erzählt Udos Besitzerin, Anette Veit aus Herzogenaurach.

Schon seit vielen Jahren betreibt sie dort nebenberuflich eine kleine Meerschweinchenzucht und nennt derzeit 45 Tiere ihr Eigen. Hauptberuflich ist Veit Krankenschwester. Die Aufzucht der schnell handzahmen Tiere dient ihr als Entspannung und Ausgleich. Heute ist sie allerdings eher etwas aufgeregt. Schließlich tritt sie mit ihrem Udo um eine Auszeichnung in seiner Gruppe gegen zwölf weitere erfolgreiche Zuchttiere an.

„Die Tiere werden nach Rasse, Farbe und Alter eingeteilt und dann innerhalb dieser Gruppen bewertet. Außerdem küren wir noch die gruppenübergreifenden Sieger in den Kategorien Weibchen, Männchen und Baby“, erklärt Christian Zech, 1. Vorstand des Meerschweinchen-Clubs Bayern.

Insgesamt 34 Aussteller und Züchter sind zu dem Branchentreffen in Oberasbach erschienen und haben rund 300 Tiere mitgebracht. Doch die Veranstaltung ist nicht nur knallharter Wettbewerb. Auch einige Besucher sind in die Halle gekommen, häufig mit ihren entzückten Kindern im Schlepptau. Neben Tipps für die Haltung von Meerschweinchen, Käfigzubehör und Futter gab es auch Tiere direkt vom Züchter zu kaufen. Im Schnitt kostet ein Männchen 15 Euro und ein Weibchen 20 Euro.

Dafür weiß man aber genau, was man bekommt“, meint Züchterin Veit. Unter den Züchtern selbst sind die Preise für prämierte Tiere dann natürlich etwas höher. „Top-Schweine kosten zwischen 50 und 60 Euro und bestimmte Rassen wie zum Beispiel haarlose Meerschweinchen sind sogar über 100 Euro wert“, so Veit.

Damit auch jedes der wertvollen Tierchen im Wettbewerb korrekt bewertet wird, hat der bayerische Meerschweinchen-Club — wie auf solchen Ausstellungen üblich — eine Fachjury eingeladen. Je zwei international anerkannte Preisrichter aus Polen und Norddeutschland bewerten die angemeldeten Tiere. Einer von ihnen ist Herbert Janssen aus Bremen. In Kategorien wie Augen, Ohren, Felldichte und Bauchbehaarung benotet er die Nagetiere, die ursprünglich aus Südamerika stammen. „Meerschweinchen-Juror wird man übrigens nicht über Nacht, die Ausbildung dauert vier Jahre“, so Janssen. Fast jedes Wochenende kostete den Leiter einer Wellnesspraxis damals die Preisrichter-Ausbildung. In jeder der über 20 Rassen musste er sich einer praktischen und einer theoretischen Prüfung unterziehen.

Gefragter Juror

Wenn man ihn heute für Veranstaltungen bucht, erhält er dafür zwar ein Honorar. Die zeitliche Belastung ist als anerkannter Preisrichter aber kaum weniger geworden. „Letztes Jahr war ich an 18 Wochenenden unterwegs und in meinen 18 Jahren als Juror hatte ich rund 30000 Meerschweinchen in meinen Händen“, sagt Janssen mit großen Augen, selbst ein wenig überrascht von der Anzahl der Tiere.

Für US-Teddy Udo war es am Ende übrigens ein recht erfolgreicher Tag. Nachdem alle Bewertungsbögen ausgezählt waren, gab es für ihn immerhin die Bronzemedaille in seiner Gruppe. Und auch, wenn es zum Gesamtsieg nicht ganz gereicht hat: Mit einer zusätzlichen Auszeichnung um den Hals kann sich der kleine Zuchtbock schon bald in die nächsten amourösen Abenteuer stürzen.

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