Radelnde Nachbarn hängen Fürth ab

25.8.2016, 11:00 Uhr
Radelnde Nachbarn hängen Fürth ab

© Foto: Thomas Scherer

Mitte März hatten sich die Grünen im Stadtrat für Fürths erstmalige Beteiligung an der Aktion „Stadtradeln“ des Vereins Klima-Bündnis stark gemacht. Vom 1. Mai bis 30. September treten Kommunalpolitiker und Bürger heuer zum neunten Mal im landesweiten Wettbewerb um die Fahrradfreundlichkeit in die Pedale.

Sieger ist, wer die meisten gemeinsam gesammelten Kilometer nachweisen kann. Zudem können die Radler über eine App auf Gefahrenstellen und Problemzonen aufmerksam machen. Kommunen, die der Arbeitsgemeinschaft angehören, sparen die Teilnahmegebühr von 1500 Euro. Allerdings müsste Fürth für die Mitgliedschaft 4000 Euro im Jahr aufbringen.

Solide Vorbereitung

Der Stadtrat hat dem Antrag der Grünen zwar grundsätzlich zugestimmt, doch bei der Umsetzung haperte es. Die Verwaltung war nach Angaben von Ordnungsamtschef Hans-Peter Kürzdörfer nicht in der Lage, bis zum Start der Kampagne ein ansprechendes Programm auf die Beine zu stellen. Kürzdörfer gibt zu bedenken: „Mit einem kurzfristig zusammengeschusterten Aktionsplan wäre uns im Vergleich mit anderen Teilnehmern nicht gedient.“ Gründlich will man sich in Fürth nun auf die Teilnahme am „Stadtradeln“ im kommenden Jahr vorbereiten. Dabei bleibt dann auch genug Zeit für einen Förderantrag. Denn das Innenministerium stellt der Aktion 75 000 Euro zur Verfügung. Kommunen, die sich rechtzeitig bewerben, erhalten bis zu 1500 Euro.

Um unabhängig von staatlichen Geldspritzen zu sein, setzen sich die Grünen für den Anschluss Fürths an die Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Kommunen ein. Den Mitgliedsbeitrag wollen sie jedoch keinesfalls vom Radwege-Etat abzwacken. 100 000 Euro stellt Fürth jährlich für den Ausbau und Unterhalt des Radwegenetzes zur Verfügung. Zum Vergleich: Nürnberg bringt dafür 1,125 Millionen Euro auf. Zudem soll dieser Posten nach den Vorstellungen von Stadtkämmerer Harald Riedel nächstes Jahr um 400 000 Euro aufgestockt werden.

In Fürth werden allerdings Großprojekte wie neue Radwege bei Brückensanierungen aus Straßenbaumitteln finanziert, ohne den Radwegtopf anzuzapfen. Freilich kann die Stadt beim Radwegneubau auch staatliche Zuschüsse für die Gesamtmaßnahme einstreichen, die ihr sonst verwehrt wären. Auch der neue Geh- und Radweg zwischen Stadeln und Mannhof wird nicht aus dem Radwegeetat finanziert.

Am Montag haben die Arbeiten daran begonnen. Die Gesamtkosten inklusive Beleuchtung werden mit rund 650 000 Euro veranschlagt. Ende Dezember soll der 680 Meter lange Lückenschluss im Fürther Radwegenetz fertiggestellt sein.

Um den Ruf der Kleeblattstadt in Radlerkreisen sorgt sich der Kreisvorsitzende des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC), Olaf Höhne: „Fürth ist regelrecht eingekesselt von Kommunen, die ihre Fahrradfreundlichkeit herausstellen“, sagt er im Hinblick auf den „Stadtradeln“-Teilnehmerkreis. Als Grund für die Fürther Zurückhaltung vermutet er Angst vor dem Aufwand zur Verbesserung der Infrastruktur. Die Optimierung ist Ziel der Kampagne und der Arbeitsgemeinschaft. Ohne Investitionen kommen Kommunen jedoch nicht an eine Auszeichnung als fahrradfreundliche Kommune.

Drei Millionen Euro hat zum Beispiel der Fürther Landkreis in den vergangenen drei Jahren in den Ausbau von Radwegen investiert. Das bringt ihm nun das Zertifikat der Arbeitsgemeinschaft ein. Im Herbst soll Innenminister Joachim Herrmann – wie berichtet – die Urkunde verleihen.

Zirndorf jubelt

Die Stadt Zirndorf hat gerade den Abschluss der diesjährigen „Stadtradeln“-Aktion gefeiert. In nur drei Wochen haben 86 Teilnehmer erstmals die 20 000-Kilometer-Marke geknackt. Die vier Zirndorfer Teams konnten durch den Verzicht aufs Auto nach Berechnungen aus dem Rathaus der Bibertstadt knapp 3000 Kilogramm des klimaschädlichen Treibhausgases Kohlendioxid einsparen. Neben der Umwelt gehören aber auch die Zirndorfer Radler zu den Gewinnern: Rund 40 Preise wurden unter den Teilnehmern am „Stadtradeln“ verlost.

In Fürth demonstriert allerdings Oberbürgermeister Thomas Jung seit vielen Jahren persönlich seine Begeisterung fürs Radeln. Dazu lädt er Gleichgesinnte im Sommer zu einer Radtour durch die Kleeblattstadt ein. Die diesjährige Tour unter Leitung des OB geht am kommenden Samstag, 27. August, über die Bühne. Im Mittelpunkt stehen diesmal Kulturorte im Stadtgebiet.

Gestartet wird um 16 Uhr im Hof des Kulturforums. Ziel ist die neue Innenstadtbibliothek in der Neuen Mitte. Die Tour dauert etwa 90 Minuten. Sie ist kostenlos, eine Anmeldung nicht erforderlich. Aus Sicherheitsgründen dürfen Kinder unter acht Jahren jedoch nicht als Selbstradler teilnehmen, sondern nur auf den Rädern der Erwachsenen mitgenommen werden.

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