Radtour zu den Schätzen der Natur im Fürther Land

22.5.2016, 16:00 Uhr
Radtour zu den Schätzen der Natur im Fürther Land

© Simon Schübel

Den ersten Zwischenstopp machte die Gruppe schon nach wenigen Metern am Cadolzburger Aussichtsturm, der noch bis Ende Juni gesperrt ist. „In dem Turm brüten Wanderfalken, und die reagieren sehr empfindlich auf Störungen bei der Aufzucht der Jungen“, erklärte Dieter Speer vom Landschaftspflegeverband Mittelfranken. „Die Wanderfalken lassen sich jetzt schon seit mehreren Jahren immer wieder im Aussichtturm nieder.“

Der nächste Halt war auf der Brücke über den Reichenbach in Ammerndorf. „Hier gibt es schon seit Jahren massive Probleme mit der Versandung des Flusses“, erläuterte Speer. Die Ammerndorfer haben oben am Bachlauf ein Rückhaltebecken angelegt, das mitgespülten Sand und Erde auffangen soll. Des weiteren sollen die Landwirte, die Felder am Reichenbach haben, durch ihre Art der Bewirtschaftung helfen, die Erosion zu stoppen. „Der Regen schwemmt ja nicht nur die Erde in den Bach, sondern auch den Dünger, der auf den Äckern ausgebracht ist“, gab Speer zu bedenken. „Wenn der Phosphatgehalt im Wasser steigt, kommt es eher zur Veralgung der Gewässer.“ Noch bis zum Herbst läuft ein Pilotprojekt, das die Erosion vermindern soll.

Ein Stück weiter kamen die 18 Radler zu einer Fläche, die der BN ursprünglich in eine Orchideenwiese verwandeln wollte. Vor ein paar Jahren haben die Naturschützer ihre Bemühungen aber aufgegeben und überlassen den Bereich seitdem weitgehend sich selbst. „Vor ungefähr 15 Jahren wurde hier noch regelmäßig gemäht und der Wasserstand reduziert oder erhöht“, erinnert sich Speer. „Aber egal, was versucht wurde, die Orchideen wurden weniger und dafür das Schilf immer mehr.“ In dem Schilf fühlen sich heute Rohrsänger und Schilfbiene wohl. „Das ist ein gutes Beispiel dafür, dass Naturschutz immer ein Entwicklungsprozess ist“, fasste Sabine Lindner, Vorsitzende des BN im Landkreis, zusammen. Man muss manchmal auch einfach Sachen passieren lassen.“

Am Ortseingang von Vincenzenbronn wartete Marlene Herrmann von der Bürgerinitiative, die sich gegen die Umgehung einsetzt, auf die Gruppe. Sie zeigte den Radlern Bilder von Libellen, Fröschen und Molchen, die im Bibertgrund zuhause sind. „Wenn die Umgehungsstraße kommt, wird der Lebensraum für all diese Tiere zerstört“, prophezeite Herrmann.

Nächstes Ziel war der Geißbuck zwischen Vincenzenbronn und Großhabersdorf. Der BN kümmert sich schon seit vielen Jahren um das artenreiche Biotop. „Auf der einen Seite sind Magerrasen und Obstbäume und hinter der Hecke kommen landwirtschaftliche Flächen“, erklärte Herrmann. „Dieser Strukturreichtum auf engem Raum führt dazu, dass sich hier verschiedene Arten sehr wohl fühlen.“

Schlehe kurzhalten

Die Schlehenhecke, die das Biotop nach Norden hin abgrenzt, ist sowohl Fluch als auch Segen für den Bereich. „Einerseits ist das ein idealer Nistplatz für Vögel“, erklärte Speer. „Andererseits muss die Hecke immer wieder massiv zurückgeschnitten werden, damit sie nicht die Wiese überwuchert.“

Das Biotop an der Ansbacher Straße westlich von Großhabersdorf ist schon seit mindestens 30 Jahren im Besitz des BN. Damit auf der Fläche verschiedene Pflanzenarten wachsen können, müssen die Mitglieder des BN immer wieder eingreifen. „Wenn zum Beispiel der Mädesüß nicht zurückgeschnitten wird, überwuchern die Pflanzen irgendwann die Orchideen“, erläuterte Speer. „Weil die Orchideen einen Pilz brauchen, der ihre Feinwurzeln im Boden ersetzt, können sie auch nicht einfach umgepflanzt werden.“ Neben dem breitblättrigen Knabenkraut kommen in dem Biotop auch Sumpfdotterblume oder Bachnelkenwurz vor. „Das hier ist wirklich eine der Highlightflächen im Landkreis“, meinte Sabine Lindner freudig. „Hier sind die unterschiedlichen Blumen und ihre Blühzyklen deutlich zu sehen. Wenn wir vier Wochen später hier wären, würde die Wiese ganz anders aussehen.“

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