Rätsel um die letzten Tage der Cadolzburg

25.7.2016, 21:00 Uhr
Rätsel um die letzten Tage der Cadolzburg

© Foto: Felizitas Handschuch

Ein Film über die Burg, das stand am Anfang. Im Zuge eines Wettbewerbs des zukünftigen Museums sollten Schulklassen zur Kamera greifen und sich mit der Geschichte der Burg beschäftigen, erklärt Lehrerin Felizitas Handschuch. Als die Schüler des P-Seminars „Dokumentarfilm“ aber angefangen hatten, sich mit dem Thema zu beschäftigen, stießen sie auf so viele verschiedene Aspekte, dass sie beschlossen, gleich drei Videos zu produzieren.

Einer dreht sich nur um den 17. April 1945, den Tag an dem die Cadolzburg in Flammen aufging. „Zu Beginn haben wir dazu zwei verschiedene Versionen gehört. Entweder hieß es, die amerikanischen Soldaten hätten die Burg in Brand geschossen oder die SS habe sie angezündet“, berichtet die 17–jährige Eleni. „Dass der Beschuss der Amerikaner das Feuer ausgelöst hat, ist aber logischer – und die Zeitzeugen haben das auch bestätigt.“

Deutliche Sprache

Es gibt zwar Gerüchte darüber, dass die SS wenige Tage vor dem Brand einen Lkw mit Benzinkanistern in den Burghof gefahren hatte; aber die Einschusslöcher, die in der Mauer gefunden wurden, sprechen eine deutliche Sprache. „Augenzeugen haben davon berichtet, dass die Burg nicht langsam gebrannt hat, sondern dass es eine Explosion gab“, sagt Felizitas Handschuch. Und da im Keller des Alten Schlosses Munition gelagert war, sei es wahrscheinlich, dass der Beschuss durch die GIs die Ursache war.

Eine andere Schülergruppe beschäftigte sich mit der Rolle der Cadolzburg während der NS-Zeit. „Damals wurde die Burg als HJ-Führerschule genutzt“, weiß der 17-jährige Jonas. „Hier fanden auch die Ausleselehrgänge für die Adolf-Hitler-Schule statt.“ Da beim Brand der Burg viele Akten aus diesen Jahren verloren gingen, haben sich die Schüler vor allem auf Zeitzeugenberichte gestützt.

Warten auf Zeugen

„Wir haben über das Amtsblatt, die Zeitung und das Internet Menschen gesucht, die noch etwas von damals wissen“, erzählt Felizitas Handschuch. Über mehrere Wochen saßen die Schüler dann immer am Freitagnachmittag in der Haffnersgartenscheune in Cadolzburg und warteten darauf, dass jemand vorbeikam. Mit Erfolg: Etliche Menschen sind dem Aufruf gefolgt. Am Ende konnten die Schüler mit 26 Zeitzeugen Interviews führen und sie dabei filmen.

Der dritte Film thematisiert die Kindheitserinnerungen der Cadolzburger. Dafür schnitten die Schüler ihr Filmmaterial mit Animationen und Standbildern zusammen, um so die Geschichte der Zeitzeugen zu erzählen. „Das wird ein sehr emotionaler Film, da wir viele Anekdoten der Cadolzburger verwenden“, sagt der 17-jährige Manuel. „Der Dreh selbst war sehr entspannt und teilweise auch lustig, insbesondere wenn die Leute aus ihrer Kindheit erzählt haben.“ Die Interviews fließen in alle Filme ein, bekommen aber auch noch einen Sonderstatus.

Denn: Der Berliner Künstler Pavel Franzusov wird sie nutzen, um ein 15-minütiges sogenanntes Loopvideo daraus zu gestalten. Es soll im Burgmuseum zu sehen sein. Franzusov, der durch sein Projekt „siebzigsiebzig“ in Deutschland bekannt wurde, stand den Schülern mit Rat und Tat zur Seite. „Er hat uns den Tipp gegeben, mit zwei Kameras zeitgleich zu drehen“, sagt Felizitas Handschuch. „Dadurch haben wir jetzt vom selben Motiv zwei Aufnahmen in verschiedenen Einstellungsgrößen.“

Für die Schüler waren die Interviews außerordentlich spannend. „Wir sind vielleicht die letzte Generation, die noch mit Leuten reden kann, die damals dabei waren“, sagt Jonas. „Außerdem“, berichtet er, „haben wir dadurch einen sehr persönlichen und subjektiven Blick auf die Geschichte bekommen.“

Zum Filmabend selbst werden auch viele der Zeitzeugen kommen. „Wir sind natürlich sehr aufgeregt, wir wollen den Leuten ja gerecht werden“,sagt Eleni. „Wie sie auf den fertigen Film reagieren ist für uns die spannendste Frage.“

Die drei Filme werden diesen Dienstag ab 19.30 Uhr in der Aula des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums in Oberasbach gezeigt. Der Eintritt ist frei.

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