Reanimation: So retten Laien Unfallopfern das Leben

29.4.2017, 10:00 Uhr
Reanimation: So retten Laien Unfallopfern das Leben

© Foto: Heidingsfelder

Beim Notfall- und Intensivsymposium, das am Freitag in Fürth begonnen hat, geht es um die bestmögliche Behandlung von Patienten, deren Leben etwa nach einem Unfall, Hirninfarkt oder einer Stichverletzung bedroht ist. Vorträge, Workshops und Debatten drehen sich um Schockraumstrategien, Reanimationstechniken und mehr.

Die Rettungsdienste in Stadt und Landkreis Fürth, sagte nun Prof. Harald Dormann, der die Zentrale Notaufnahme leitet, hätten drei mechanische Reanimationshilfen im Einsatz. Die Geräte mit der Bezeichnung "Lucas" unterstützen die Sanitäter bei der Reanimation von Patienten mit Herz-Kreislauf-Stillstand. Sie sind mit einem Stempel ausgestattet, der den Brustkorb rhythmisch zusammendrückt, somit die Herzdruckmassage übernimmt und – anders als ein Mensch – bei diesem Vorgang nicht ermüdet.

Übung am Biomodell

Seit zwei Jahren machen sich die Ärzte am Klinikum Fürth "Lucas" auch zunutze, um während der Wiederbelebung ein Computertomogramm anzufertigen und möglichst rasch die Ursache für den Herz-Kreislauf-Stillstand zu erkennen. Eine "definitive Diagnose" gab es in 15 von bisher 18 Fällen.

Die Uniklinik Gießen/Marburg nutzt laut Dormann im Notfalleinsatz seit Jahren die "kleine Herz-Lungen-Maschine", die das Blut direkt im Körper umwälzt und mit Sauerstoff anreichert. In Mittelfranken starte nun das Nürnberger Klinikum mit der "extrakorporalen" Versorgung.

Diskutiert wird am Samstag in Fürth auch die "offene Reanimation". Wie Prof. Holger Rupprecht, Chefarzt der Klinik für Thorax-, Gefäß- und Viszeralchirurgie, erklärt, gibt es Fälle, primär nach Schuss- oder Stichverletzungen, bei denen im Schockraum Brustkorb und Herzbeutel geöffnet werden, um das Herz direkt mit den Händen zu massieren. In anderen Fällen könne eine Thoraxdrainage einen Lungenkollaps beseitigen. All das erfordere handwerkliches Können. Geübt wird am Samstag an Biomodellen, den Brustkörben toter Schweine.

Was Ersthelfer beachten sollen

Rupprecht und Dormann betonen, alles, was medizinische Kunstfertigkeit und Technik bewirken können, hänge maßgeblich von der Erstversorgung am Unfallort ab. "Fünf Minuten ohne Sauerstoff bedeuten schon den Hirntod", sagt Rupprecht. "Wenn die ersten Minuten verloren sind, hilft unsere ganze High-Tech-Medizin nichts mehr", ergänzt Dormann. Beide bitten daher die Bevölkerung, bei einem Bewusstlosen, der nicht atmet, sofort mit der Herzdruckmassage zu beginnen, um Blutzirkulation und Sauerstoffversorgung anzukurbeln.

"Vergeuden Sie keine Zeit mit Pulsmessen", sagt Dormann, "legen Sie Ihre Hände aufs Brustbein und drücken Sie mit ausgestreckten Armen und einer Frequenz von 100 Stößen pro Minute fünf Zentimeter tief in den Brustkorb des Patienten." Mit dem Refrain des Bee-Gees-Hits "Stayin’ Alive" im Kopf pumpe man im idealen Takt.

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