Refill-Idee: Fürth hinkt noch hinterher

24.1.2018, 06:00 Uhr
Refill-Idee: Fürth hinkt noch hinterher

© Foto: Hans Winckler

Im Schnitt verbraucht jeder Deutsche jährlich 207 Einweg-Plastikflaschen. In ganz Deutschland sind es zwei Millionen Flaschen in der Stunde, 46 Millionen am Tag und 17 Milliarden im Jahr. Übereinandergestapelt würden sie eine Strecke ergeben, die 16 Mal von der Erde bis zum Mond reicht, wie die Deutsche Umwelthilfe auf ihren Internetseiten erklärt. Das ist ein gewaltiger Müllberg, eine fatale Verschwendung von Ressourcen – und ließe sich leicht vermeiden, finden die Anhänger des Refill-Konzepts. Schließlich kommt sauberes Trinkwasser hierzulande direkt aus der Leitung.

Als Teil der Zero-Waste-Bewegung, die versucht, Abfall zu reduzieren, hat sich der Refill-Gedanke in den vergangenen Monaten verbreitet. Läden, Cafés und Restaurants können sich beteiligen. Ein blauer Sticker signalisiert Passanten, dass sie sich hier kostenlos Leitungswasser in eine mitgebrachte Flasche abfüllen lassen können.

Auch in Franken ist das Refill-Prinzip angekommen, wenngleich die Zahl der Geschäfte und Restaurants, die sich dafür engagieren, noch überschaubar ist. Für Nürnberg listet die Homepage immerhin etwa 25 Adressen auf. Es sind, wenig überraschend, vor allem Läden, die auch bei ihrem Sortiment Wert auf Nachhaltigkeit legen.

Fürth allerdings ist ein weißer Fleck auf der Refill-Landkarte: Für die Stadt gibt es keinen einzigen Eintrag auf der Internetseite. Nur ein kleiner Laden im Landkreis, in Ammerndorf, sticht heraus: Im Juni klebte Alexandra Pecic den blauen Wassertropfen-Sticker entschlossen an ihr "Windelhäusla". Da sie neben Baby-Kleidung auch Vesper-Dosen sowie Trinkflaschen anbietet, fand sie die Idee prima.

"Ohne dass ich verschämt den Kellner fragen muss"

Sie selbst trinke seit Jahren Leitungswasser und sei immer mit einer eigenen Trinkflasche unterwegs. "Ich würde mir überall Anlaufstellen wünschen, bei denen ich sie auffüllen kann, ohne dass ich verschämt den Kellner nach etwas Leitungswasser fragen muss oder zum Wasserhahn auf der Toilette verschwinde." Das Angebot im "Windelhäusla" nehmen ihr zufolge viele Kunden an: "Vor allem im Sommer sind Mütter mit ihren Kindern reingekommen, haben ihre Trink- und Babyflaschen auffüllen lassen und sind dann weiter nebenan auf den Spielplatz gegangen."

Neben den teilnehmenden Unternehmen braucht die Initiative freilich auch Menschen, die ihre Flaschen auffüllen lassen wollen. In Fürth kommt das noch nicht häufig vor, wie Nachfragen der FN bei einigen Einzelhändlern zeigten. Wer sein Glück versucht, wird dennoch an einigen Stellen Erfolg haben.

Nicht noch ein Sticker an der Tür!

Das "Welthaus" in der Gustavstraße zum Beispiel hat von der Bewegung gehört, möchte aber keine noch größere Stickeransammlung an der Eingangstür haben. Dort macht man schon auf andere Service-Merkmale aufmerksam – wie die "Nette Toilette" oder die "Slow-Food-Förderer". "Langsam muss man offenbar auch die kleinen Selbstverständlichkeiten wie ein Glas Wasser oder das Wechseln von Babywindeln signalisieren", sagt Andreas Schneider.

Beim Outdoor-Spezialisten "Travel und Trek" bekommt man ebenfalls Wasser – auch wenn die Fürther Filiale anders als die Nürnberger noch keinen Aufkleber hat. Und in der Mohren-Apotheke am Rathaus oder bei Wöhrl versichert man: Sollten Kunden darum bitten, würde man ihnen Wasser zur Verfügung stellen. Bisher, erzählt Tanja König von der Apotheke, gehe es aber meist um ein Glas Wasser, wenn jemand, etwa bei Kopfschmerzen, Tabletten einnehmen möchte.

Wasserkaraffe für Gäste

Auch die Bäckereikette "Der Beck" war mit Refill-Wünschen noch nicht in nennenswertem Umfang konfrontiert. Wenn Kunden gezielt danach fragen, werde man sich aber mit dem Thema auseinandersetzen, sagt Sprecher Tobias Ballbach. Mit Wasser geizt die Kette jedenfalls nicht: Wie in den ebl-Cafés stehen in Beck-Filialen Wasserkaraffen und kleine Gläser für die Kunden bereit.

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