Reiz der Natur und Architektur

1.6.2018, 17:00 Uhr
Reiz der Natur und Architektur
Reiz der Natur und Architektur

© Fotos: Giulia Iannicelli

Horst Schäfer vorzustellen, bedeutet so viel wie Eulen nach Athen zu tragen. Oder technikversessenen Digital-Freaks eine analoge Kamera zu überreichen. Jawohl, der Vergleich trifft absolut zu. Denn der mittlerweile 85-jährige Schäfer ist ein Meister des alten analogen Handwerks, der mit Schwarzweißfilm und Gespür für Raum und Optik seine Bilder gestaltet.

Die Architektur ist sein Lieblingsthema. Und die reicht vom archaischen Monument bis zur Hypermoderne, von massivem Stein bis Stahl, Glas und Draht, von Zweckbau bis Prachtbau, vom Ganzen bis zum Detail. Letzteres vor allem hat es ihm angetan. Seine Optik weidet sich an einer Flucht von Kolonnaden, aus der ein Mensch tritt und doch dem Säulenwald sich zugesellt. Seine Linse macht aber auch nicht Halt vor einer Flucht von Urinalen in der Herrentoilette, schweift über nass glänzendes Kopfsteinpflaster, oder zeichnet den Schwung einer Fußgängerbrücke nach.

Und die Menschen? Ja, auch die kommen in dieser Auswahl aus dem riesigen Fundus vor. Hier freilich eher als geduldete Mitspieler denn als sinnstiftende Erbauer oder Bewohner. Gelegentlich gelingen Horst Schäfer atemberaubende Vexierbilder. Was aus weiter Entfernung wie eine helle Vase anmutet, entpuppt sich beim Näherkommen als der Lichteinfall der Sonne ins Innere eines Kühlturms des Atomkraftwerks Grafenrheinfeld. Ganz unten am Bildrand zeichnen sich verschwindend klein einige Besucher ab.

Entwickelt Horst Schäfer einen Blick für das Architektonische, Große und Raumfassende, so liebt der Wahl-Fürther Paul Yates die Natur und deren Details. So fotografiert er Muscheln und Schneckenschalen, von außen und aufgesägt, bildet Blumen ab wie Primel, Lilie, Löwenzahn und Tränende Herzen oder die kahlen Zweige winterlicher Bäume. Die Detailbesessenheit reicht dabei bis zur Mikrostruktur, bis zum porengetreuen Netzwerk auf einem Silvaner Weinblatt.

Hinzu kommt ein besonderer Verfremdungseffekt. Yates druckt seine Bilder auf verschiedenen Materialien wie Metall, Blattgold, Blattsilber oder speziellem Papier. Diese Bildträger lassen die dargestellten Pflanzen grau in grau erscheinen, verleihen ihnen aber auch eine steinerne poröse Qualität. Als bestaunte man Fossilien, Fundstücke aus der Steinzeit. Vielleicht ein Vorgriff auf das, was außerirdische Intelligenzen in weiter Zukunft auf unserer verwüsteten Erde vorfinden werden.

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