Rettet die Bienen: Landwirte bieten Blühpatenschaft an

1.3.2019, 06:00 Uhr
Beim Volksbegehren "Rettet die Bienen" fühlten sich viele Bauern als Buhmänner. Wie manch andere Kollegen bietet Nebenerwerbslandwirt Stefan Hofmann nun Patenschaften für Blühwiesen an.

© Foto: Sabine Dietz Beim Volksbegehren "Rettet die Bienen" fühlten sich viele Bauern als Buhmänner. Wie manch andere Kollegen bietet Nebenerwerbslandwirt Stefan Hofmann nun Patenschaften für Blühwiesen an.

Schmetterlinge führen zu jenen Landwirten, die sich entschlossen haben, gemeinsam mit umweltbewussten Paten Blumen wachsen zu lassen. Die Landkarte auf der Homepage des Bayerischen Bauernverbands weist etliche orangefarbene Schmetterlinge auf. Wer selbst keine Wiese, keinen Acker oder Garten besitzt, findet über das Schmetterlingssymbol zu Angeboten in der Nähe.

Das Volksbegehren "Rettet die Bienen" war mit 1,75 Millionen Unterschriften und einer Quote von 18,4 Prozent das erfolgreichste in der Geschichte Bayerns. Im Landkreis Fürth kamen die Streiter für mehr Artenvielfalt auf 25,4 Prozent, das viertbeste Ergebnis aller bayerischen Landkreise. Auch in Fürth wurden mit 19,4 Prozent fast doppelt so viele Insektenretter mobilisiert wie nötig.

Manchen Landwirt brachte die hohe Quote auf eine Idee: Wer unterschrieben hat, könnte doch selbst aktiv werden, dachte sich einem Bericht der Süddeutschen Zeitung zufolge beispielsweise Franz Lehner aus dem Kreis Straubing-Bogen. Sein Motto: "Ich drehe den Spieß um." Er wolle wissen, argumentierte er, ob die Leute wirklich bereit seien, die Bienen zu retten. "Oder ob sie nur eine Unterschrift geleistet haben, um sich zurückzulehnen und zu sagen: Jetzt habe ich ein gutes Gewissen, jetzt muss sich der Landwirt ändern und ich brauche nichts zu tun."

"Hochwertige Blühmischung"

Katrin Müdsam (40) aus Veitsbronn-Kreppendorf ging es eher um Verständnis. Sie und ihr Mann Michael (47) hatten bei Hofbesuchen gemerkt, dass das Artensterben die Menschen bewegt. Daraus sei ihr Wunsch entstanden, "die Leute einzubeziehen". Nun zwacken die Müdsams einen Teil ihrer Maisäcker ab und bieten an, auf der frei werdenden Fläche für 50 Euro pro 100 Quadratmeter und Jahr eine "hochwertige Blühmischung" anzusäen. Für das Paar ist es ein Experiment. 30 Paten haben sie schon, für zehn Parzellen ist noch Platz. Weitere Interessenten kämen auf eine Warteliste für 2020. Was hat der Pate davon? Ein gutes Gefühl und, auf Wunsch, ein Zertifikat sowie ein Schild mit seinem Namen am Wegesrand.

Stefan Hofmann (30), Koch und Landwirt im Nebenerwerb, hat in eBay inseriert, dass er in Großhabersdorf-Fernabrünst, wo seine Familie den "Lindenhof" betreibt, Blühpatenschaften anbietet. Aktuell hat Hofmann zehn Interessenten und Platz für weitere zwanzig. Seine Paten kommen aus dem Ort, aber auch aus Starnberg oder Kitzingen.

 

Alfred Assel (60) aus Langenzenn-Keidenzell hat sich mit Sohn Michael, Landwirt im Nebenerwerb, vorgenommen, bei den Blühpatenschaften "keine halben Sachen" zu machen. Er will gleich 70 000 Quadratmeter zwischen Burggrafenhof und Keidenzell, wo die Assel GbR derzeit konventionell Mais und Getreide anbaut, in ein Blütenmeer verwandeln. Zu finden ist Assels Offerte auf der BBV-Homepage, noch gibt es keine Paten. Hat er die erst mal zusammen, so der Senior, "dann leg’ ich 20 000 Quadratmeter drauf".

Keiner der hiesigen Anbieter will Fördergelder in Anspruch nehmen. "Zu viel Papierkrieg", winkt Hofmann ab. Wie die Müdsams will er ein Zeichen setzen, "dass es auch uns Landwirten ein Anliegen ist, verantwortungsbewusst mit unserer Umwelt umzugehen und im Rahmen unserer Möglichkeiten dazu beizutragen".

BBV-Obmann Peter Köninger hält Blühpatenschaften für einen "charmanten" Weg im Kampf gegen das Insektensterben, "weil sie freiwillig sind und Gesellschaft und Landwirte ins Gespräch bringen". Manche potenzielle Paten fragen dann, ob sie auf "ihrer" Wiese Blumen pflücken dürften. Katrin Müdsam erklärt in solchen Fällen, man müsse sich entscheiden: zwischen Strauß und Bienenweide.

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