Rosenstraßen-Retter: "Ich bin kein Held"

21.10.2017, 11:00 Uhr
Rosenstraßen-Retter:

© Foto: Erwin Wodicka/Colourbox

Er habe den Bericht gelesen und freue sich "wirklich sehr", dass der Mann überlebt hat, versicherte der Helfer. Wie berichtet, radelte der 74-Jährige am 26. September durch die Rosenstraße, als er einen Herzinfarkt mit Herz-Kreislauf-Stillstand erlitt. Er hatte großes Glück, denn es waren umgehend Menschen zur Stelle, die einen Notruf absetzten und Wiederbelebungsmaßnahmen ergriffen. Nach Tagen auf der Intensivstation befindet sich der Patient auf Reha und ist auf dem Weg der Besserung.

"Herz und Lunge hören sich sehr gut an", sagt seine Frau. Die frühere Krankenschwester fiebert nun, nach 46 Jahren Ehe, dem Tag entgegen, an dem ihr Mann nach Hause kommt und sie sich mit ihm zusammen "an einfachen Dingen" freuen kann, etwa an Spaziergängen durch die herbstlich gefärbte Natur. "Wir werden den Alltag ein bisschen mehr genießen."

Wie die Frau möchte auch der junge Ersthelfer öffentlich unerkannt bleiben. "Ich habe das Gefühl, dass ich gehandelt habe, wie man handeln sollte", sagte er im FN-Gespräch. "Aber ich bin kein Held." Als er dem Kollabierten an jenem 26. September zu Hilfe eilte, habe er "aus dem Bauch heraus" reagiert. Doch habe es auch andere Helfer gegeben.

Jemanden, der einen Notruf absetzte. Jemanden, der geistesgegenwärtig die eigene Brille abnahm, dem Patienten vor Mund und Nase hielt, um zu sehen, ob sie beschlägt, ob er atmet. Das Glas beschlug nicht. Auch gecoacht vom Rettungsdienst über Handy, das ihm ans Ohr gehalten wurde, übernahm der junge Fürther die Herzdruckmassage und bekam – noch ehe Polizei, Notarzt und Rettungswagen eintrafen – bei der Beatmung Unterstützung von einem zufällig vorbeikommenden früheren Pfleger mit Erfahrung auf der Intensivstation. Wie im Rahmen der FN-Video-Serie zur Ersten Hilfe berichtet, sind rasche Reanimationsmaßnahmen bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand lebenswichtig. Ohne das beherzte Eingreifen des jungen Fürthers und seiner Mithelfer wäre der 74-Jährige wahrscheinlich gestorben.

Er finde Erste-Hilfe-Kurse wirklich wichtig, "um Menschen die Sicherheit in solchen Situationen zu geben", meinte der Retter und plädiert für kostenlose, öffentlich geförderte Angebote, um mehr Leute dazu zu bewegen, ihr Erste-Hilfe-Wissen aufzufrischen. Beim BRK-Kreisverband Fürth hält man das für eine "sehr gute Idee", so Geschäftsführer Thomas Leipold. Für den eintägigen Grundkurs in Erster Hilfe zahlen Teilnehmer hier 30 Euro. Das aber ist laut Leipold "auch nicht die Welt" und am unteren Ende der in der Region üblichen 30 bis 45 Euro.

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