Roßtal: Schwere Lkw vor der Haustür?

1.3.2018, 14:00 Uhr
Roßtal: Schwere Lkw vor der Haustür?

© Juliane Pröll

Derzeit sind drei mögliche Erschließungsvarianten der Gemeinde Roßtal bekannt. Eine davon legt den Hasensprung als Baustellenzufahrt fest. Zudem soll die Straße anschließend als Durchgangsstraße genutzt werden. Dem versuchen die Bewohner im Vorfeld entgegenzuwirken.

Mit ihrer Aktion wollte die BI zeigen, was den Anliegern droht, werden die Pläne so umgesetzt. "Wir haben die Autos für das Experiment alle auf der rechten Seite geparkt", erklärt BI-Sprecher Frank Mützer. "Normalerweise parken die Anwohner versetzt auf beiden Seiten, aber dann passt kein Lkw mehr durch."

Während der Demonstration wird es eng. Die beiden entgegenkommenden Lkw müssen anhalten, das Ausweichen ist Feinarbeit. Ohne den zusätzlichen Einweiser auf der Straße würde sich das Rangieren lange hinziehen. Die Straße wäre in einer echten Alltagssituation erst einmal verstopft. Auch als die Fahrzeuge hintereinander die Straße entlangfahren, wird es in einer Kurve heikel.

"Sachliche Ebene"

Laut Mützer verläuft die Kommunikation mit dem Gemeinderat auf einer "guten, sachlichen Ebene". Doch gibt es denn überhaupt eine Chance, dass die von der Bürgerinitiative bevorzugte Alternativroute über die Jahnstraße gewählt wird? "Wir haben heute die Variante unter realen Bedingungen gezeigt", erklärt Mützer. "Was das für Auswirkungen auf die Entscheidungsträger hat, kann ich nicht absehen."

Die Bürgerinitiative wartet derzeit noch auf das Gutachten des Planungsbüros, das die Verkehrsströme ermitteln soll, sagt der Sprecher. Die zum Ende der Veranstaltung spontan angewiesene Fahrt der Laster über den Jahnberg machte deutlich, dass die Baustellenfahrzeuge dort mehr Platz haben.

Beobachter des Praxistests waren einige Gemeinderatsmitglieder, darunter Wolfgang Goroll von der SPD. "Wir halten die Lösung mit der Durchgangsstraße für sinnvoll", bekräftigt er. Bei einer Erschließung über die Jahnstraße werde ein Wendehammer nötig – und der koste Platz, zudem werde das Problem der weiten Wege damit nicht gelöst. Allerdings sieht auch eine der Varianten durch den Hasensprung einen Wendehammer vor.

"Wenn die Lkw ins Dorf wollen, müssen sie ganz außen herumfahren", sagt Goroll im Blick auf die Jahnstraße. Mit der Zufahrt über den Hasensprung würden Umweltbelastung und Energieverbrauch optimiert. Wie lange es dauere, bis das neue Wohngebiet bebaut ist, wie lange also die Baustellenfahrzeuge rollen, das sei nicht abzusehen.

Furcht vor Abkürzung

Mützer begrüßte es, dass einige der Gemeinderäte vor Ort waren. "Für sie dürfte die Situation nun klar sein", glaubt der Sprecher. "Wenn die Entscheidung jetzt immer noch Richtung Hasensprung geht, dann muss man schon hinterfragen, welche Gründe sonst noch eine Rolle spielen könnten."

Ein weiteres Problem ist laut Mützer, dass die Durchfahrt im Hasensprung auch zu einem höheren Verkehrsaufkommen in der Jahn- und Friedrichstraße führe. Denn durch die dadurch entstehende Öffnung in beide Richtungen wäre eine Verkürzung der Verbindung vom Roßtaler Süden in Richtung B 14, zum Supermarkt und ins Gewerbegebiet möglich. Die Verkehrsströme, prophezeit Mützer, würden dadurch "kumuliert".

Eine Ansicht, die Roßtals Bürgermeister Johann Völkl nicht teilt. Ihm zufolge hat auch der Gemeinderat den Hasensprung als Zufahrt vorgeschlagen, da er kürzere Wege für die Fahrzeuge und weniger Verkehr mit sich bringe.

Der Beschluss wird jedoch nicht vor April fallen. Danach tritt das Bebauungsplanverfahren in Kraft, in dessen Rahmen die Bewohner Einspruch einlegen können, sollte sich der Gemeinderat für die Variante durch den Hasensprung entscheiden – auch juristisch. Das freilich hält Mützer nicht für ein "anzustrebendes Szenario". Die Bürgerinitiative hat ihm zufolge wenig Interesse daran, den Rechtsweg zu beschreiten: "Wir setzen auf Dialog und Vernunft."

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