Roßtal soll in die Pedale treten

6.4.2018, 13:00 Uhr
Roßtal soll in die Pedale treten

© Foto: Beate Dietz

Sie haben eine Europakarte daheim, auf der Sie Ihre schönsten und weitesten Touren eingetragen haben. Aber wie sieht es vor der Haustür mit dem Radfahren aus, Herr Igel?

Hartmut Igel: Das Rad war für mich seit Kindertagen die einzige Möglichkeit, um mobil zu sein. Ich stamme aus der Kernmühle, da gab es keinen Bus und keine Bahn. Wir sind mit dem Rad in die Schule nach Ammerndorf gefahren. Später habe ich bei der Sparkasse in der Nürnberger Südstadt gearbeitet und bin, wenn es nicht gerade extrem geregnet und geschneit hat, oft die rund 20 Kilometer geradelt. Inzwischen bin ich Rentner. Versteht sich von selbst, dass ich vieles, was ich in Roßtal erledigen muss, mit dem Rad mache.

 

Und Ihre weiteste Strecke?

Igel: Die führte von Auzance, unserer französischen Partnerkommune, nach Roßtal. Das sind zirka 1000 Kilometer.

 

Sie scheinen die Idealbesetzung für den Radbeauftragten zu sein.

Igel: Das müssen andere beurteilen. Es war die Idee unseres Bürgermeisters Hannes Völkl, mich vorzuschlagen. Sein Vorstoß ist bei mir durchaus auf Gegenliebe gestoßen.

Was war Ihre erste Aktion als Radbeauftragter?

Igel: Wir haben festgestellt, dass der Bund derzeit Elektro-Lastenräder bezuschusst. Vielleicht wäre das etwas für unseren Bauhof? Wir haben dort eine Anfrage gestellt, ob so etwas gebraucht würde. Wenn ja, kann es bestellt werden, wenn es Kämmerer und Finanzausschuss absegnen.

Was haben Sie sich in Ihrem neuen Amt vorgenommen?

Igel: Ich möchte nicht dirigieren oder bestimmen, sondern lieber abwarten, was aus der Bevölkerung an Anregungen kommt. Vorstellen kann ich mir vieles: von organisierten Sternfahrten, Radbasaren oder der Gründung eines Radvereins. Ich bin in jeder Hinsicht offen. Wichtig ist es mir, Vorbild zu sein und die Leute für das Radfahren zu begeistern. Vielleicht gelingt es uns auch, mit dem örtlichen Fahrradgeschäft eine Rent-a-E-Bike-Station einzurichten.

Roßtal hat eine hügelige Topographie. Vermutlich ist es nicht leicht, dazu zu animieren, in die Pedale zu treten?

Igel: Ich sage immer, das ist reine Kopfsache. Viele Roßtaler stöhnen beispielsweise über den Weinzierleiner Berg. Ja, er ist steil, aber darüber darf man nicht nachdenken, sondern sollte einfach weitertreten. Ich bin diesen Berg schon viele hundert Mal in meinem Leben gefahren, er ist einfach Teil der Strecke, da geht
es eben rauf und runter. Grundsätzlich ist der Berg aber gerade für Abwärtsfahrende ein Problem, nicht nur weil die Autos viel zu schnell überholen, sondern auch, weil es am Bergende eine nicht ungefährliche Kurve gibt.

Wie sieht es eigentlich mit den Verbindungen zwischen dem Kernort und den Ortsteilen aus?

Igel: Da gibt es sehr gute, beispielsweise nach Raitersaich oder Buttendorf. Die eine oder andere Ergänzung ist aber durchaus wünschenswert. Wenn im April Landrat Dießl zu einer Radumschau vor Ort ist, werde ich sicher ansprechen, dass eine direkte Verbindung von Buttendorf nach Ammerndorf wichtig wäre.

Entlang der Kreisstraßen fallen Radwege in die Zuständigkeit des Landkreises, aber wie sieht es im Kernort aus?

Igel: Da müssen wir über ein Konzept beschließen, das soll schon in der nächsten Bauausschusssitzung im April geschehen. Denn es gibt hier und dort mal ein Stück Radweg, aber es fehlt die Vernetzung. Außerdem sollten von unseren Baugebieten oder der Sportmeile Radwege ins Zentrum führen. Ich arbeite da sehr gut mit dem Vertreter aus der Roßtaler Verwaltung zusammen, der vor mir Radbeauftragter war. Denn in rechtlichen oder technischen Fragen bin ich natürlich nicht der Experte.

Es gibt eine Initiative, die sich "Roßtal bewegt sich" nennt, in der es auch viel um das Thema Radfahren geht. Pflegen Sie den Kontakt?

Igel: Ja. Ich war auch mit anderen Gemeinderäten schon bei einigen Treffen dabei. Hier werden immer wieder Themen angesprochen, bei denen es sich um Mobilität dreht. Das nächste Treffen am 8. April um 18 Uhr im Gasthaus Kapellenhof habe ich mir schon notiert. Ich freue mich, wenn noch mehr Interessierte dazukommen.

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