Roßtaler Brandschützer mit dem kürzesten Dienstweg

10.12.2016, 13:00 Uhr
Roßtaler Brandschützer mit dem kürzesten Dienstweg

© Foto: Thomas Scherer

Erst seit gut einem Jahr wohnt das frisch verheiratete Paar in der Roßtaler Vierzimmerwohnung und alles schaut auch noch ganz neu aus. In wochenlanger Arbeit haben die beiden im vergangenen Jahr die Räume nach ihren Wünschen hergerichtet und renoviert: Parkett und Fliesen verlegt, indirektes Licht eingebaut, Wände gestrichen. Sie haben es sich heimelig gemacht. Ein glückliches Paar in einer schönen Wohnung – eigentlich nichts wirklich Ungewöhnliches.

Eigentlich. Ihre „Mitbewohner“ tragen jedoch Uniformen und sind zur Stelle, wenn Not am Mann ist: Die Oppelts leben im Haus der Freiwilligen Feuerwehr in Roßtal.

Was das bedeutet? Zum Beispiel kein romantisches Essen zu zweit, kein gemütlicher Abend auf dem Sofa – ohne die immerwährende Bereitschaft aufzuspringen, wenn der Piepser loslegt. Egal zu welcher Tages- und Nachtzeit.

Da kann es auch mal passieren, dass bei einer Geburtstagsfeier mit Freunden plötzlich nur noch die Frauen da sitzen – weil alle Männer bei der Freiwilligen Feuerwehr sind und gemeinsam zum Einsatz gerufen werden. „Wir waren ohnehin auf der Suche nach einer größeren Wohnung und ich kannte diese natürlich schon“, erklärt Stefan Oppelt. Seit 2000 engagiert sich der Elektriker bei der Feuerwehr in der Marktgemeinde, sie war quasi sein zweites Zuhause. Und ist nun sein Erstwohnsitz.

„Zugesagt haben wir aber erst nach zweimaligem Überlegen“, gibt Christine Oppelt zu. Zum einen ist an den Mietvertrag ein Hausmeisterdienst gekoppelt. Die Oppelts sind daher dafür zuständig, dass die Räume der Wehr geputzt sind und alles funktioniert.

Zum anderen kann man sich nicht einfach mal rausstehlen und so tun, als hätte man den Alarm nicht gehört. Aber das war und ist ohnehin nicht Stefan Oppelts Verständnis von Pflichtbewusstsein: „Ich war vorher bei jedem Einsatz dabei, wenn ich nicht gerade bei der Arbeit war, und das ist jetzt eben auch so.“ Und seine Frau ergänzt: „Wenn der Piepser nachts geht, sind wir sowieso wach.“

Zur Feuerwehr kam der 31-Jährige durch seinen Opa. Zehn Jahre lang war er Jugendwart. 2005 gründeten sich die First Responder Roßtal, ein Gemeinschaftsprojekt der Freiwilligen Feuerwehr und der BRK-Bereitschaft des Marktes. Voraussetzung für die Helfer ist eine über 100 Stunden umfassende, qualifizierte Zusatzausbildung im medizinischen Bereich.

Dazu gehören neben einer Sanitätsausbildung unter anderem auch mehrere Praktika im Rettungsdienst. Dort lernte sich das Paar kennen und lieben. „Das erklärt auch, warum meine Frau so viel Verständnis hat“, sagt Oppelt. Wenn er von einem Einsatz heimkommt, einem Unfall etwa mit Schwerverletzten und Eingeklemmten, dann weiß sie, wie es ihm geht, was er erlebt hat und kann damit umgehen.

Trotzdem: „Wenn der Piepser geht und Stefan losrennt, dann mache ich mir natürlich Gedanken: Muss er zu einem Unfall oder zu einem Brand? Wird es gefährlich? Wann kommt er wieder?“, gibt die 30-Jährige offen zu. Oft bleibt ihr dann nur, die Tore zu den Feuerwehrfahrzeug-Garagen wieder zu schließen und – zu warten.

Ein Leben mit, für und in der Feuerwehr also? Nicht ganz: „Wir trennen das ganz strikt.“ Zwar gibt es einen gemeinsamen Eingang in das Haus, doch die Feuerwehrler haben ihre Gemeinschaftsräume im Erdgeschoss, die Oppelt’sche Vierzimmerwohnung liegt im ersten Stock und ist abgeschlossen für sich. „Und wenn wir alleine sein wollen, gehen wir eben nicht runter.“

Mehr als ein Hobby

Dennoch ist die Feuerwehr mehr als ein reines Hobby. „Freilich gehört das zu unserem Leben dazu und wir waren uns dessen auch bewusst, als wir hierher gezogen sind“, sagt Christine Oppelt. „Und es macht ja auch Sinn, dass hier jemand wohnt, der einen Bezug zur Feuerwehr hat“, ergänzt ihr Mann. Es komme nämlich auch schon mal vor, dass Notfallpatienten einfach in den Hof gefahren würden von Angehörigen. Und dann können sie helfen.

„Wir fühlen uns sehr wohl hier“, sagen beide. Denn die Feuerwehr sei wie eine große Familie. Man trifft sich gerne, sitzt zusammen, zum Beispiel auf der Holzbank am Eingang, die Stefans Opa gezimmert hat. Und bald wird die Familie sogar noch größer: Oppelts erwarten ihr erstes Kind. Bei den Eltern kann nur ein Feuerwehrmann oder eine Feuerwehrfrau daraus werden.

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