Roßtalerin kennt sich mit alten Gemüsesorten aus

10.2.2017, 13:00 Uhr
Roßtalerin kennt sich mit alten Gemüsesorten aus

© Foto: Budig

Ob Kleingärtner, Fans von Urban Gardening oder platzsparender Balkonkulturen, der ambitionierte Hobbygärtner will heutzutage, dass bei ihm gesundes Biogemüse gedeiht. Das Plädoyer, das Andrea Fischer im noch winterlichen Reihenhausgarten ihres Vaters Dietmar Mücke in Stein hält, geht noch einen Schritt weiter. Seit ihrer Kindheit, als sie viel Zeit bei Verwandten auf einem Bauernhof verbrachte, gilt ihre Leidenschaft den „alten Sorten“.

Zwei Gründe bewegen sie, sich für den Schutz und Erhalt in Vergessenheit geratener Sorten einzusetzen: Die besondere Qualität, vor allem messbar am intensiveren Geschmack, und die höhere Konzentration wertvoller Inhaltsstoffe sind das eine. Zweitens gehen durch immer effizientere Züchtung diese alten landwirtschaftlichen Sorten zusehends verloren. An ihre Stelle treten F1-Hybride, effiziente Kreuzungen, deren Saatgut nicht mehr sortenrein weiter vermehrt werden kann. „So wertvoll die Entwicklung neuer Sorten für die professionelle Landwirtschaft ist“, erklärt Andrea Fischer pragmatisch, „so sehr gehen auch Qualitäten der alten Sorten verloren, wenn man auf Aussehen, Größe und andere Handelsattribute setzt. Bei der Züchtung entsteht halt immer auch genetische Verarmung.“

Die Kartoffeln, für die Andrea Fischer schwärmt, heißen „Blauer Schwede“ oder „Blue Salad“. Sie leuchten tatsächlich lila an der Schnittfläche an. Auch die ursprüngliche Karotte war eher blau. Bei der Zucht ins schicke Gelb gingen wertvolle Inhaltsstoffe verloren. Begeistert ist Andrea Fischer von alten Getreidesorten, wie Einkorn, Emmer oder Dinkel, „alte Spelzgetreide ohne Gluten, dafür enthalten sie noch wertvolle Spurenelemente“.

Die Anhänger dieser alten Sorten, deren Samen nicht einfach zu vermehren sind, sind im „Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt“ VEN organisiert. Das Saatgut, meist vom Blütenstand uralter Kulturpflanzen gewonnen, kommt recht multikulti daher. Andrea Fischer vertreibt etwa 300 verschiedene Sorten von Pflanzen, die ein niederländisches Pionier-Ehepaar unter dem Firmennamen De Bolster in aller Welt gesammelt und auf ihrem Biohof erzeugt hat.

Für die Liebhaber alter Sorten gibt es ein breites Spektrum an Saaten für Heil- und Küchenkräuter wie Winterkresse, Dill, echter Lavendel, Johanniskraut und Kapuzinerkresse, die in Essig eingelegt, gut gegen Grippe hilft. Leckere Gemüse, aus dem Garten auf den Tisch, haben hübsche Namen, wie die deutsche Stangenbohne „Helda“, die Aromatomate „Cerise noire“ aus Frankreich, die alte englische Gurke „Marketmore“, der „Deutsche Trotzkopf“, ein knackiger grüner Salat, die Spargelerbse, die spanischen Schwarzwurzeln oder die wilde Rucola. Das alles kann man ohne weiteres im heimischen Biotop anbauen.

Zwei Veranstaltungen stehen an, wo man Andrea Fischer antreffen kann: Am Samstag, 11. Februar, präsentiert sich die Regionalgruppe des VEN von 11 bis 15 Uhr im Kulturladen Zeltner Schloss (Gleißhammer Straße 6, Nürnberg). Vom 17.–19. Februar findet die Biodiva, die Messe für Artenvielfalt, im Z-BAU, Frankenstraße 200, Nürnberg, 10 – 18 Uhr statt.

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