S-Bahn Fürth: Darum ist der 20-Minuten-Takt in weiter Ferne

9.6.2016, 06:37 Uhr
S-Bahn Fürth: Darum ist der 20-Minuten-Takt in weiter Ferne

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Der Innen- und Verkehrsminister soll’s richten. "Joachim Herrmann muss nun handeln", heißt es in einer Pressemitteilung von zwei Politikern der Grünen sowie: "Hier braucht es nun ein Machtwort von Joachim Herrmann."

Es geht mal wieder um den S-Bahnbau, genauer gesagt: um den Abschnitt "Fürther Bogen". Dieser erstreckt sich vom Hauptbahnhof bis Stadeln. Die Bahn verlegt dort zwei neue S-Bahngleise. Wenn denn mal gearbeitet wird. Vieles ist ohnehin in der Schwebe, seit das Bundesverwaltungsgericht auf Klage der Stadt Fürth einen Baustopp für den sogenannten Schwenk verhängt hat. Der Schwenk würde an den Fürther Bogen anschließen und die S-Bahn durch das Knoblauchsland zur Schmalau und bis nach Eltersdorf führen. So will es die Bahn.

Die Stadt Fürth hält das unter anderem wegen des Flächenverbrauchs für Irrsinn. Sie fordert den Ausbau entlang der Bestandsstrecke nach Erlangen. Dass der Schwenk günstiger komme, wie es die Bahn behauptet, bestreitet man im Rathaus vehement. Ein Ende der Auseinandersetzung ist derzeit nicht abzusehen.

Deshalb begrüßte man es allgemein, als es Ende 2014 erstmals hieß, eine Übergangslösung könnte den gewünschten 20-Minuten-Takt herstellen – egal, ob der Schwenk nun komme oder nicht. Die Idee: Mehrere Weichen sollten dafür sorgen, dass nicht nur die neuen Gleise im Fürther Bogen nutzbar werden, sondern auch der neue Doppelbahnsteig am Hauptbahnhof. Der Freistaat sagte der zögernden Bahn zu, die Planungskosten für den Weichenbau zu übernehmen. Minister Joachim Herrmann hatte sich persönlich dafür eingesetzt. Anfang 2019 könnten die Weichen den Betrieb aufnehmen, hieß es.

Zeitplan ist zweifelhaft

Doch dieser Termin gerät ins Wanken, glauben zwei Grüne: der Landtagsabgeordnete Markus Ganserer und Harald Riedel, Fürther Stadtrat und Sprecher des Bündnisses "Pro S-Bahn ohne Verschwenk".

Ganserer habe auf eine schriftliche Anfrage die Antwort erhalten, dass es immer noch keinen "Realisierungs- und Finanzierungsvertrag" für die Weichenlösung gebe. Das aber müsse sich rasch ändern, sollte der Termin Januar 2019 nicht in noch weitere Ferne rücken. Die beiden Grünen fürchten zudem, dass der Abschluss des Vertrags an das Gerichtsurteil zum Schwenk gekoppelt wurde, das ursprünglich für dieses Jahres erwartet worden ist. Der für Ende Juni beim Bundesverwaltungsgericht angesetzte Termin ist jedoch geplatzt.

Warum, das weiß Matthias Bohlinger, Verkehrsplaner bei der Stadt. Das Eisenbahnbundesamt, Prozessgegner des Fürther Rathauses, habe es versäumt, fristgerecht Unterlagen einzureichen. Zudem strebe die Bahn ein Planänderungsverfahren für den Schwenk an. Was bezweckt der Konzern damit? Womöglich, so Bohlinger, versuche er, "Probleme", die rund um die geplante Trasse aufgetreten sind, "zu heilen", um vor Gericht eine bessere Ausgangsposition zu haben. Vor dem Herbst werde es daher kaum einen neuen Termin für die Verhandlung geben.

Den vorzeitigen Anschluss des Fürther Bogens über Weichen hält auch Bohlinger grundsätzlich für sinnvoll. Angesichts der Nachricht, dass der Finanzierungsvertrag offenbar noch nicht steht, sieht er den Termin Anfang 2019 aber ebenfalls ins Gefahr: "Das könnte dann schon knapp werden." Für die Grünen Ganserer und Riedel ist daher klar, der Minister müsse eingreifen. Oder, wie eingangs schon zitiert: „Hier braucht es nun ein Machtwort.“

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