S-Bahn ja — aber wie?

14.2.2006, 00:00 Uhr
S-Bahn ja — aber wie?

Für Verblüffung sorgte anlässlich der Vertragsunterzeichnung Bayerns Wirtschafts- und Verkehrsminister Erwin Huber. Überraschend verkündete er, dass die S-Bahn nur zwischen den Bahnhöfen Nürnberg und Fürth auf separaten Gleisen rollen werde; auf der restlichen Strecke müsse sie sich die bereits vorhandene Schiene mit dem Fernverkehr teilen. Die Diskussionen der Vergangenheit über den Bau neuer Gleise, den daraus resultierenden, mangelnden Abstand zu Häusern, zusätzliche Lärmbelastung und Lärmschutzwände insbesondere im «Fürther Bogen“ zwischen Hauptbahnhof und Stadeln — sie wären dadurch urplötzlich Makulatur.

Zu schön, um wahr zu sein — und prompt musste gestern ein Bahn-Sprecher auf Anfrage der Fürther Nachrichten korrigieren: Die Aussage des Ministers sei schlichtweg falsch gewesen. Es bleibt also dabei: Im Fürther Bogen sind trotz angrenzender Wohnbebauung zwei zusätzliche Gleise nötig, um genügend Platz für den S-Bahn-Betrieb zu schaffen.

Während dies beim durch die Huber-Äußerung ebenfalls verunsicherten Baureferat der Stadt Fürth zur Klarheit beitragen dürfte, sorgt die Streckenplanung im Anschluss an den Fürther Bogen für ein weiteres Fragezeichen hinter dem Projekt. Denn nach wie vor ist ein so genannter Verschwenk der Schnellbahn hinein ins Knoblauchsland vorgesehen.

Von dort aus, wo heute die Bahnstrecke kurz vor Stadeln die Erlanger Straße überquert, würde die S-Bahn-Linie nicht neben den bestehenden Gleisen nach Stadeln und Vach verlaufen, sondern Richtung Frankenschnellweg abzweigen. Beim Dorf Steinach entstünde ein neuer Haltepunkt. Eine weitere neue Station «Stadeln“ ist auf Höhe der Stadelner Hard vorgesehen. Den Bahnhof Vach würde die S-Bahn demnach links liegen lassen.

Konflikt bleibt

Die Bahn-Investoren, Bund und Land, beharren darauf, dass diese Version den besseren Kosten-Nutzen-Faktor hat, weil sie auch das Industriegebiet Schmalau und das geplante Fachmarktzentrum rund um Möbel-Höffner bedient. Durch Letzteres kommen nach den Berechnungen eines Gutachters 2250 Personenfahrten mit Bahn oder Bus am Tag zu Stande.

Die Stadt Fürth hingegen hat den Schwenk der Linie bisher abgelehnt und möchte lieber den Siedlungsschwerpunkt Stadeln/Vach optimal durch die S-Bahn erschlossen sehen. Auch Landwirte wenden sich vehement gegen die neue Trassenführung, weil sie zahlreiche Felder durchschneide und damit das Aus für etliche der betroffenen Bauern bedeute.

Sollte das für die Genehmigung zuständige Eisenbahnbundesamt dennoch wie erwartet den Verschwenk der S-Bahn-Linie absegnen und die Stadt — was als ebenso wahrscheinlich gilt — auf Konfrontationskurs bleiben, gibt es nach Aussage von Baureferent Joachim Krauße für die Fürther nur noch eine Option: die Klage vor dem Bundesverwaltungsgericht.

Entscheidende Weichen werden in Kürze gestellt: Diesen Mittwoch berät zunächst der städtische Bauausschuss über das Thema; in seiner Sitzung am 8. März soll dann der Stadtrat Farbe bekennen. Denn spätestens bis zum 16. März muss die Kommune im Rahmen der derzeit laufenden, öffentlichen Auslegung Stellung zu den Bahnplänen bezogen haben.