Sanitäter in Fürth attackiert: Gewalt häuft sich

11.6.2017, 06:00 Uhr
Sanitäter in Fürth attackiert: Gewalt häuft sich

© Klaus-Dieter Schreiter

Die Sanitäter waren alarmiert worden, weil in einer Fußgängerunterführung ein hilfloser junger Mann lag. Er machte einen stark betrunkenen Eindruck und sträubte sich vehement dagegen, zum Rettungswagen gebracht zu werden. Das gelang erst mit Hilfe der Polizei.

Während der Fahrt griff der auch unter Drogeneinfluss stehende Mann unvermittelt den Rettungsassistenten an. Zum Glück bemerkte der Fahrer die Attacke hinter seinem Rücken, stoppte das Fahrzeug und kam dem Kollegen zu Hilfe. Wieder musste die Polizei eingreifen, um den Randalierer zur eigenen Sicherheit in medizinische Obhut bringen zu können.

Tiefer Groll beim BRK

Im Klinikum wurden dann mehrere Prellungen bei dem Sanitäter festgestellt. Seinen Dienst konnte er fortsetzen, doch der Ärger steckt tief: "Wir sind nicht dazu da, um uns von Betrunkenen verprügeln zu lassen, sondern um Leben zu retten", hat er den Fürther Nachrichten geschrieben.

Die "Helden der Mitmenschlichkeit und der Nächstenliebe", von denen Ministerpräsident Horst Seehofer bei der jüngsten Verleihung der Bayerischen Rettungsmedaille sprach, haben im Alltagseinsatz einen zunehmend schwereren Stand. Das bestätigt auch Axel Rupprich. Der stellvertretende Einsatzleiter des BRK-Rettungsdienstes in Fürth weiß von allgemein schwindendem Respekt gegenüber den Einsatzkräften.

Immerhin: Gewaltexzesse bei Rettungseinsätzen seien in Fürth eher die Ausnahme. Kein Vergleich jedenfalls mit dem, was Kollegen in Großstädten wie Frankfurt und Berlin ertragen müssten. Und selbst in Nürnberg wehe der Wind mangelnder Wertschätzung den Sanitätern noch um einiges rauer ins Gesicht. "Kugelsichere Westen brauchen wir in Fürth zum Glück noch nicht", sagt Rupprich augenzwinkernd.

Gesundes Misstrauen hilft

Um der Entwicklung nicht hilflos ausgeliefert zu sein, werden die Retter in Fürth seit einigen Jahren regelmäßig geschult. Ein Polizeitrainer erläutert dabei, wie man aggressiven Hilfsbedürftigen gegenübertritt, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen. Ein gewisses Misstrauen gehört leider dazu.

Rupprich: "Es hat sich bei mir eingebrannt, dass ich beim Betreten der Wohnung eines Randalierers immer darauf achte, wie ich notfalls schnell wieder herauskomme. Ich schaue mich auch um, ob irgendwo Messer herumliegen, mit denen ich angegriffen werden kann. Notfalls werfe ich einem Angreifer meinen Notfallkoffer vor die Füße, um seine Schrecksekunde zur Flucht nutzen zu können."

Für ebenso wichtig wie diese Vorsicht stuft der stellvertretenden Rettungsdienstleiter das deeskalierende Auftreten ein. "Vor einem Sitzenden baue ich mich nicht auf und rede von oben herab mit ihm, sondern ich gehe in die Hocke, um eine Kommunikation auf Augenhöhe zu ermöglichen." Dabei müsse allerdings dennoch Distanz gewahrt bleiben, die persönliche Schwelle nicht überschritten werden. Rupprich hat auch die Erfahrung gemacht, dass bestimmte Bevölkerungsgruppen eher zur Gewalt neigen als andere.

Er stuft es als eine Frage der Erziehung ein. Und er vermisst Respekt bei Menschen mancher Nationalitäten, die nicht in Demokratien aufgewachsen sind. Als Glücksfall wertet es der stellvertretende Rettungsdienstleiter, dass sein Team multikulturell aufgestellt ist. So kann man im Idealfall ausländischen Randalierern mit Landsleuten wirkungsvoller begegnen.

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