Schlechte Noten: „Auf keinen Fall bestrafen“

7.2.2012, 13:00 Uhr
Schlechte Noten: „Auf keinen Fall bestrafen“

© Edgar Pfrogner

Frau Lehmeyer, wie sollten sich Eltern verhalten, wenn das Zwischenzeugnis von schlechten Noten nur so wimmelt?

Astrid Lehmeyer: Sie sollten ihr Kind weder bestrafen noch irgendwelche Drohungen aussprechen.

Was ist falsch an einem „Donnerwetter“?

Lehmeyer: Das Resultat kann sein, dass Kinder mit Angst in die nächste Prüfung gehen, was wiederum Blackouts zur Folge haben kann — und damit noch schlechtere Noten. Das ist ein Teufelskreis aus Angst und Ärger.

Also keinerlei Sanktionen? Was ist, wenn der Nachwuchs den ganzen Tag vor dem Computer sitzt, anstatt zu lernen?

Lehmeyer: Trotzdem sollten Eltern das nicht komplett verbieten, sondern die Zeit mit PC-Spielen lediglich einschränken. Es geht darum, gemeinsam eine Lösung zu suchen und nicht zu sagen: du musst! Beispiel: Wenn die Hausaufgaben gemacht sind und das Kind gelernt hat, kann es auch noch eine halbe Stunde spielen.

Manche Eltern belohnen ihre Kinder für gute Noten mit Geld. Wie finden Sie das?

Lehmeyer: Davon halte ich nichts. Statt wahllos für jede Eins oder Zwei Geld zu verschenken, sollten Eltern lieber gezielt Verbesserungen belohnen, etwa wenn das Kind von einer Vier auf eine Drei klettert. Die Art der Belohnung könnte man bereits im Vorfeld besprechen, gewissermaßen als Anreiz. Viel schöner als Bargeld finde ich einen Familienausflug, zum Beispiel ins Kino.

Also belohnen statt schimpfen. Wie lässt sich sonst noch ein besseres Zeugnis zum Schuljahresende erreichen?

Lehmeyer: Mit Besonnenheit, Motivation und einem Fünf-Punkte-Plan. Als Erstes sollten Eltern und Schüler Ziele vereinbaren: In welchem Fach soll welche Note erreicht werden.

Zweitens?

Lehmeyer: Dann gilt es zu prüfen, in welchem Fach besondere Anstrengungen nötig sind. Bei vielen Schülern wird der Berg dadurch schon kleiner, denn oft sind es nur einzelne Fächer, die Probleme bereiten.

Und dann?

Lehmeyer: Nun sollte man klären, welche Themen in diesen Fächern besonders sind und auch im nächsten Halbjahr vorkommen, zum Beispiel Texte interpretieren, Gleichungen lösen oder einfach nur Rechtschreibung. Der Elternsprechtag ist eine gute Gelegenheit, um vom Lehrer Hinweise zu erbitten. Manche Lehrer können auch schon Tipps für den vierten Schritt geben.

Und der wäre?

Lehmeyer: Für jedes Thema die Lernmöglichkeiten prüfen. Gibt es eine passende Lernhilfe oder Software? Ist Nachhilfe erforderlich? Wenn diese Schritte geklärt sind, muss nur noch ein Zeitplan erstellt werden. Dieser hätte den Vorteil, dass der Schüler jeden Tag ein kleines Häppchen zusätzlich lernen muss und genau weiß, was er lernen sollte. Er vergeudet keine Zeit damit, den inneren Schweinehund zu überwinden oder Aufgaben zu suchen.

Fürths Schulreferent Markus Braun sagte kürzlich gegenüber den FN, gebraucht werde ein Schulsystem, das den Einzelnen bestmöglich fördert und Nachhilfe weitgehend überflüssig macht...

Lehmeyer: Es wäre auch aus meiner Sicht sehr löblich, Schule derart zu gestalten. Allerdings könnte man dazu auch Nachhilfeinstitute mehr in den Schulalltag einbinden. Auf dem Nachhilfe-Markt ist ein großes Wissen über individuelle Förderung vorhanden, die an manchen Schulen sehr stiefmütterlich behandelt wird, weil Zeit und Personal fehlen. Würde man hier mit externen Instituten zusammenarbeiten, ließen sich auch größere Erfolge erzielen.

 

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