Schlüsseldienste: Tipps gegen Betrüger

19.4.2017, 11:30 Uhr
Schlüsseldienste: Tipps gegen Betrüger

© Foto: Scheidemann/dpa

Essen, Hausaufgaben fertig machen, Bett: Als Udo Erhart kürzlich mit seinem kleinen Sohn vom Sporttraining nach Hause lief, stand das Programm für den Abend schon fest. Doch es sollte anders kommen. Daheim musste der 42-Jährige nämlich feststellen, dass er die Wohnung in der Fürther Innenstadt ohne Schlüssel verlassen hatte. Die beiden standen vor verschlossener Tür; ein Schlüsseldienst musste her.

So einfach war das aber gar nicht. Unter den Nummern, die am Schwarzen Brett im Hauseingang angeschlagen waren, meldete sich niemand. Ein Dienst, den Erhart gefunden hatte, klang nicht vertrauenswürdig. Der nächste Anruf schien erfolgversprechend. Der Herr von der Vermittlung versprach realistische Preise, die von der Industrie- und Handelskammer festgesetzt worden seien. Eine Aussage, die auch Erhart beruhigte, der schon viel über schwarze Schafe unter Schlüsseldiensten gehört hatte. Dass für Schlosser allerdings die Metall-Innung zuständig ist, kam ihm in diesem Moment nicht in den Sinn.

Als der Schlüsseldienst wenig später vor der Tür stand, wartete er schon mit der ersten Überraschung auf. "Ich bekam sofort eine Rechnung unter die Nase gehalten", erzählt Erhart. Darauf waren bereits drei Posten aufgelistet: ein fallspezifischer Einsatzwert in Höhe von 159 Euro, eine Anfahrtspauschale über 30 Euro und ein Abendzuschlag, der sich auf 79,50 Euro belief.

Diese Kosten, so der Handwerker, seien fix. Doch dabei sollte es nicht bleiben. Obwohl die Tür nicht abgeschlossen, sondern nur ins Schloss gezogen war, schaffte es der Schlüsseldienst nicht, sie zu öffnen. Das Schloss müsse deshalb geknackt werden, so die Aussage des Handwerkers. Dabei könne es auch kaputt gehen — was prompt geschah. Knacken und der Einbau einer neuen Schließvorrichtung schlugen sich in weiteren knapp 120 Euro auf der Rechnung nieder — die sich am Ende auf 462,19 Euro summierte.

Der richtige Schock über diesen Betrag ereilte Erhart mit ein wenig Zeitverzögerung. "Erst nachdem ich meinen Sohn ins Bett gebracht hatte, wurde mir so richtig bewusst, dass ich Betrügern aufgesessen war."

Seine Recherche im Internet ergab, dass es die Firma auf der Rechnung so gar nicht gibt; auch Fürther Schlüsseldiensten war der Name kein Begriff. Die Hoffnung, sein Geld, das er per EC-Karte gezahlt hatte, von seiner Bank zurückzubekommen, zerschlug sich. Der Betrag war bereits verbucht. Auch die Polizei war wenig optimistisch: Weil er die Rechnung unterschrieben hatte, liege kein Betrug vor.

Wie man sich beim Thema Schlüsseldienst richtig verhält, darüber klärt Tatjana Halm auf. Die Juristin bei der Verbraucherzentrale Bayern rät vor allem dazu, die Nerven zu bewahren. Sinnvoll sei es dann, zunächst einmal beim Nachbarn zu klingeln. Zum einen, weil dieser als Zeuge hilfreich sein kann, zum anderen, um dort in Ruhe nach einem Schlüsseldienst zu googeln. Vor Ort sollte dieser vorzugsweise sein, 0180er-Nummern gelte es zu vermeiden. "Wer vorgibt, in der Nähe zu sein, dem muss man nicht 100 Euro für die Anfahrt bezahlen, auch wenn er dies verlangt", erklärt Halm.

Überhaupt empfiehlt sie, nur Kosten zu übernehmen, die angemessen erscheinen. Was man nicht bereit ist, zu berappen, solle man auf der Rechnung explizit vermerken. Erhart hätte ihrer Meinung nach den Schlüsseldienst nach der Präsentation der ersten fälligen Kosten wegschicken können. Höchstens die Anfahrtskosten wären dann fällig gewesen.

Wird das Schloss ausgewechselt, sollte man das alte Exemplar aufheben, um damit unter Umständen beweisen zu können, dass der Austausch unnötig war. Wer gegen die überhöhten Kosten klagen möchte, sollte über eine Rechtsschutzversicherung verfügen. Denn: Nicht alle Posten, die auf den ersten Blick zu hoch erscheinen, stuft der zuständige Richter auch so ein. Dass solch überteuerte Rechnungen überhaupt möglich sind, liege daran, dass es für Schlüsseldienste keine fixen Gehälter gibt — was in der Branche zuweilen ausgenutzt wird. Wer Mitglied in der Metall-Innung sei, was sich im Internet ersehen lässt, gilt übrigens als vertrauenswürdig.

Am besten schützen sich Kunden aber vor unliebsamen Überraschungen, indem sie von Anfang an eine Pauschale vereinbaren. Auch Halm selbst hat das schon einmal so gehandhabt. Als sie sich ausgesperrt hatte, zahlte sie den Fixbetrag von 39 Euro, hinzu kamen lediglich weitere neun Euro für die Anfahrt.

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